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Kinder zur Prostitution gezwungen: Prozess in Linz

Heute Redaktion
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Der Beschuldigte soll unter anderem minderjährige Mädchen mit Drogen für Sex bezahlt haben.
Der Beschuldigte soll unter anderem minderjährige Mädchen mit Drogen für Sex bezahlt haben.
Bild: W.M.

Widerlicher Vorwurf gegen einen Kellner: Er habe minderjährige Mädchen mit Drogen für Sex bezahlt. Zudem sollen sie für ihn in Bordellen gearbeitet haben.

In Begleitung eines Justizwachebeamten betrat der angeklagte Herbert A. (46) um exakt 9 Uhr den Gerichtssaal im ersten Stock des Linzer Landesgerichts.

Bis die eigentlichen Vorwürfe, weswegen er vor Gericht stand, verhandelt werden konnten, dauerte es aber einige Minuten. Der Grund: Die Richterin musste zunächst das lange Vorstrafenregister verlesen.

Betrug, Diebstahl und Körperverletzung – insgesamt 17 Mal war der Beschuldigte in der Vergangenheit negativ in Erscheinung getreten.

Mädchen sollen Crystal-Meth für Sex bekommen haben



Die aktuellen, widerlichen Anschuldigungen sind aber mit den früheren Delikten nicht im Ansatz zu vergleichen. Denn der Kellner eines Bordells soll über zwei Jahre lang minderjährige Mädchen (15 bis 17) auf den Strich geschickt haben (wir berichteten). Bezahlt wurden sie oft mit Crystal Meth, teilweise auch mit Bargeld.

Laut Staatsanwaltschaft gingen die Mädchen zudem in Bordellen in Enns, Steyr und St. Valentin (NÖ) der Prostitution nach.

Dies streitet der Angeklagte jedoch vehement ab. Er sagt: "Sie waren zwar in den Lokalen, haben dort aber nie gearbeitet. Wir waren nur öfter gemeinsam in der Kellnerwohnung darüber". Dort ist es dann laut dem Angeklagten auch zum Sex gekommen. Kunden sollen aber nie dort gewesen.

Mädchen über Facebook kennengelernt



Zwei der Mädchen (15, 16) hatte der Beschuldigte im Dezember 2015 über Facebook kennengelernt. Sie hätten ihn laut eigenen Aussagen über einen Escort-Service angeschrieben. "Danach habe ich sie mit dem Taxi in den Nachtclub nach Enns bringen lassen. Dort haben wir uns das erste Mal gesehen."

Rund ein halbes Jahr danach sollen die Minderjährigen dann in der Linzer Wohnung des Angeklagten der Prostitution nachgegangen sein.

Die Rechtfertigung des 46-Jährigen klingt in diesem Fall aber wie eine billige Ausrede. Demnach hätten die Mädchen selbst ihre Kunden ausgesucht und empfangen. Er sei währenddessen im Wohnzimmer gesessen.

Er gab zudem an, seine Wohnung deshalb zur Verfügung gestellt zu haben, damit die Mädchen nicht wegfahren musste und länger bei ihm bleiben konnten.

Zu diesem Zeitpunkt hatten die Mädchen dem Angeklagten schon ein drittes Mädchen (17) vorgestellt. Sie sei aber nur kurz dabei gewesen.

Der angeklagte Kellner soll auch noch 800 Gramm Crystal Meth verkauft haben. Mit den Mädchen hat er oft zusammen Drogen konsumiert, wie er selber sagt. "Manchmal haben sie etwas besorgt. Meistens aber habe ich die Drogen organisiert", so der Angeklagte vor der Richterin.

Beschuldigter: "Die Mädchen sind auch keine Engerl"



Das Alter der Mädchen habe er nie hinterfragt. Sie hätten sich ja im Namen eines Escort-Service bei ihm gemeldet. Er rechtfertigte sich damit, dass die Mädchen schon zuvor Drogen konsumiert haben sollen und auch schon auf den Strich gegangen seien.

Irgendwann haben ihm die Mädchen dann laut Staatsanwaltschaft ihre richtigen Namen und das richtige Alter verraten. "Das bleibt unser Geheimnis", soll der Angeklagte darauf geantwortet haben.

Dass die Opfer aber ganz andere Aussagen als der Beschuldigte machten, kann sich der Linzer nicht erklären. "Ich war damals selbst voll auf Drogen. Und die Mädchen sind auch keine Engerl."

Zum Vorwurf der Scheinehe mit einer Bosnierin (28), die er geheiratet haben soll, um ihr einen Aufenthalt in Österreich zu ermöglichen, zeigte er sich geständig.

Ein Urteil gab es am Dienstag noch keines. Der Prozess wird am 15. Mai fortgesetzt. Im Falle einer Verurteilung drohen dem Beschuldigten bis zu 15 Jahre Gefängnis.

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