Multimedia

Männer belästigen Frauen bei Online-Sale mit Fetischen

Viele Frauen verkaufen ihre Kleider online. Allerdings erhalten sie dabei unangenehme Angebote. Betroffene erzählen, Facebook bittet sie um Mithilfe.

20 Minuten
Teilen
    Weg mit der Mode der letzten Saison.
    Weg mit der Mode der letzten Saison.
    20min/Marco Zangger

    Die Sachen sind wenig getragen und noch tiptop in Schuss, aber sie passen oder gefallen nicht mehr. Aus diesen Beweggründen bieten unzählige Frauen Schuhe und Kleidungsstücke online zum Verkauf auf Plattformen wie dem Facebook-Marketplace an. Doch nicht selten melden sich auf die Inserate nicht nur andere Frauen mit dem selben Geschmack, sondern auch Männer mit besonderen oder sexuell konnotierten Wünschen.

    "Wenn es um Schuhe mit Absatz, Strümpfe oder Kleider mit einem Anteil an Lack/Leder geht, bekomme ich auf jeden Artikel mindestens eine bis drei Anfragen, ob und wie oft diese von mir getragen wurde bzw. ob ich sie getragen verkaufen würde", erzählt eine Frau Ende 30 gegenüber "20 Minuten". Sie habe sich dabei belästigt, beinahe herabgewürdigt gefühlt. Und: "Ich finde die Vorstellung gruselig, was die dann mit meinen Sachen machen." Sie bedauert, dass während der Corona-Pandemie kaum Flohmärkte stattfinden.

    Gewaschen ist nicht gefragt

    Eine Studentin versuchte kürzlich, über Facebook einen Bikini zu verkaufen. Für knapp 4 Euro hatte sie ihn inseriert. Und prompt bot ein Mann 100 Euro, wenn sie ihn getragen und ungewaschen versenden würde. "Ich war erst überrascht, danach einfach nur noch wütend", sagt die 27-Jährige. "Auf einer professionellen Plattform wäre das ja voll ok, aber sogar hier muss ich mit sexueller Belästigung rechnen?"

    Auch in einer Facebookgruppe zum Thema Second Hand mit knapp 10.000 Mitgliedern meldeten sich – auf die Thematik angesprochen – innerhalb von Minuten über ein Dutzend Frauen und machten ihrem Ärger Luft: "Schreibe sogar ins Inserat, dass ich derartige Anfragen ignoriere. Was wiederum manche Typen ignorieren." "Ich habe mal ein Bett verkauft. Ihr könnts euch denken" oder "Wurde einmal gefragt, ob ich nicht gleich noch die getragene Unterwäsche zum Rock dazuschicken kann", ist da zu lesen.

    Nur fragen ist noch nicht strafbar

    Laut der Polizei ist die reine Frage danach, ob ein Kleidungsstück auch getragen verkauft werde, noch nicht strafbar. Erst wenn ein Interessent zum Beispiel ein Nein nicht akzeptiert, könnte es es strafrechtlich relevant werden. "Aber das muss in jedem Fall einzeln geprüft werden", heißt es. 

    "Es gibt Personen, die auf der Suche nach unschuldigem oder echtem Material sind."

    Janice Karen Spiess

    Warum tun das Männer bei offensichtlich privaten Angeboten, wenn es doch auch interessenorientierte gibt? Janice Karen Spiess, Psychologin und Sexualtherapeutin, sagt: "Typischerweise kennen Menschen mit einem Fetisch ihre sexuellen Präferenzen gut und suchen gezielt nach den gewünschten Inhalten oder Angeboten." Dies geschehe in der Regel über professionelle Plattformen.

    "Es gibt aber auch Personen, die auf der Suche nach unschuldigem oder echtem Material sind. Im Sinne von: das wurde nicht extra produziert, sondern tatsächlich getragen", so Spiess.

    Dann würden manche Männer frei nach dem Versuch-&-Irrtum-Prinzip vorgehen, indem sie mehrere Frauen auf verschiedenen Plattformen anfragen, bis sie auf eine treffen, die womöglich auf ihr Angebot eingeht.

    Es bleibt bei ignorieren oder melden

    Spiess rät den betroffenen Frauen, solche Angebote und Inhalte zu ignorieren, respektive die Person bei der entsprechenden Plattform zu melden und zu blockieren, wenn sie sich unwohl oder gestört fühlen. Das erhöhe auch den Schutz für andere. "Sollte die Möglichkeit bestehen, dass ein Interessent eine Reaktion bei den Frauen auszulösen versucht, wird das Ganze rasch uninteressant, wenn die Reaktion ausbleibt", so die Therapeutin.

    Facebook bittet um Unterstützung

    Facebook gibt auf Anfrage zu verstehen, dass sie solche Belästigungen nicht tolerieren, aber "Prävention schwierig" ist. Da die Anfragen in privaten Chats erfolgen, sei das Unternehmen auf die Mithilfe der Betroffenen angewiesen. Denn Facebook untersucht private Chatverläufe nicht proaktiv auf Verstöße gegen ihre Community-Richtlinien. Das heißt für die Frauen auch von dieser Seite konkret: melden, blockieren, ignorieren.

    ;