Wien

Sittenwächter prügeln Frauen wegen religiösen Gesetzen

Ein vermeintlicher Einbruch Am Schöpfwerk wurde zum Großeinsatz für die Polizei. Aus "religiösen Gründen" schlug eine Männergruppe auf Frauen ein.

Rene Findenig
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Wie von Sinnen prügelten die Männer auf Frauen und ein Kind ein, die Polizei musste Verstärkung anfordern.
Wie von Sinnen prügelten die Männer auf Frauen und ein Kind ein, die Polizei musste Verstärkung anfordern.
HANS PUNZ / APA / picturedesk.com

Kurz nach 8 Uhr früh gingen am Dienstag Beamte der  Wiener Polizeiinspektion Am Schöpfwerk einem vermeintlichen Einbruch in eine Wohnung nach. Die Polizisten nahmen vor Ort eine eingeschlagene Balkontür wahr und trafen in der Wohnung auf mehrere Personen, die lautstark schrien. Da die Lage so unübersichtlich war und sich so viele Beteiligte vor Ort befanden, wurde Unterstützung angefordert. Was sich bei Befragungen rekonstruieren ließ, lässt Beobachter erschaudern.

Balkontüre eingetreten...

In der Wohnung hatten sich anfangs drei Frauen im Alter von 21, 23 und 45 Jahren sowie zwei Kinder, eines davon erst 1,5 Jahre alt, befunden. Außerdem war noch der 20-jährige Freund der 23-Jährigen vor Ort. Weil es der jungen Frau allerdings nicht erlaubt war, eine Beziehung mit dem anwesenden Tschetschenen (20) zu führen, erhielt sie daraufhin einen Anruf ihres 18-jährigen Bruders – offenbar als Drohung, – dass der Ehemann (28) der 21-jährigen Frau auf dem Weg sei, um seine Ehefrau zu schlagen. In diesem Moment wurde die Balkontüre der Wohnung eingetreten, die Frauen riefen die Polizei.

Die wichtigsten Nummern gegen Gewalt auf einen Blick:
Polizei-Notruf: 133
Euro-Notruf: 112
24-Stunden-Frauennotruf der Stadt Wien: 01/71719
Frauenhaus-Notruf: 05 77 22

...und auf Frauen losgeprügelt

Zu spät, denn es spielten sich brutale Szenen bis zum Eintreffen der Beamten ab, wie die 23-Jährige schildert. In der Wohnung seien plötzlich nicht nur der 28-jährige Ehemann der 21-Jährigen und der 18-jährige Bruder der 23-Jährigen gestanden, sondern hatten als Verstärkung auch noch den 23-jährigen Bruder des 28-Jährigen und die Väter der anrückenden Brüder der anwesenden 23-Jährigen dabei. Die Männer hätten die Anwesenden erst beschimpft, bis auf den jüngsten hätten dann alle auf die 21-jährige und die 23-jährige Frau eingeschlagen. Offensichtlich wollten die Männer so ihr Verständnis der Familienehre verteidigen.

Grund? "Keine Erlaubnis"

Die Angriffe "rechtfertigten" die Männer damit, dass sie "ohne Erlaubnis gegen ihre religiösen Gesetze verstoßen habe", heißt es von der Landespolizeidirektion Wien – alle beteiligten Männer stammen aus der Russischen Föderation. Außerdem warf einer der Männer seiner Ehefrau vor, etwas mit dem Ehemann der anderen anwesenden Frau "zu haben". Wie eine der Frauen vor der Polizei angab, habe es schon in der Vergangenheit Gewalt gegeben. 

Sogar Kleinkind im Spital

Nicht nur die Angriffe auf die Frauen schockieren, auch das anwesende Kleinkind wurde bei der Prügelattacke ebenso verletzt wie der 18-Jährige. Alle Opfer wurden so schwer verletzt, dass sie in ein Spital gebracht werden mussten. Der 23-Jährige, der 28-Jährige und der 52-Jährige wurden festgenommen, alle weiteren Beteiligten auf freiem Fuß angezeigt. Insgesamt wurden elf Betretungs- und Annäherungsverbote ausgesprochen.

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