Wien

Anrainer schäumen wegen geplantem Hotel-Gastgarten

Das Magdas Hotel übersiedelt nach Wien-Landstraße. Nicht bei allen stößt der Standort auf Zuspruch. Anrainer fürchten um ihre "Insel der Seligen".

Yvonne Mresch
Teilen
"Unser Grätzl wird sich verändern", klagt Anrainerin Gerda H. über den Einzug des Hotels in die Krummgasse.
"Unser Grätzl wird sich verändern", klagt Anrainerin Gerda H. über den Einzug des Hotels in die Krummgasse.
Denise Auer

"Wir haben hier wirklich eine nette, ruhige, schöne Gasse", schwärmt Gerda H. (80). "Zum Wohlfühlen!" Ihre Sorge: Mit der Ruhe könnte es schon bald vorbei sein. Im Herbst soll das Caritas-Sozialprojekt Magdas Hotel in der Ungargasse im dritten Bezirk öffnen – mit Gastgarten (62 Plätze) in der Krummgasse. Im Grätzl ist die Aufregung groß.

Angst um Lärmbelästigung und Wertminderung

"Wir Anrainer sind vor vollendete Tatsachen gestellt worden", kritisiert H., betont aber: "Ich habe nichts gegen das Projekt oder die Caritas, aber gegen Biergarten statt Parkplatz." Geöffnet ist der Gastgarten bis 22 Uhr, im Inneren darf bis 2 Uhr früh gefeiert werden. "Ich habe Angst, dass die Leute dann vor unseren Fenstern stehen und es laut wird in der Gasse", so H., die sich auch um eine Wertminderung sorgt. "Es ist ja nicht nur der Gastgarten. Die Leute werden künftig kommen und gehen, LKWs mit Lieferungen rein und raus fahren. Es wird sich viel verändern", klagt die 80-jährige.

"Die Leute werden hinters Licht geführt"

Für Unmut sorgt zudem ein Crowdfunding – für eine 400 Quadratmeter große "Grünoase" auf auf einem Parkplatz. "Wie will man hier eine Grünoase machen? Da kommen vier Bäume hin, das war's", sagt H. "Die Leute werden hinters Licht geführt und im Endeffekt finanzieren wir ihnen ein Restaurant! Das ist doch arglistige Täuschung."

Das Drei-Sterne-Plus Hotel Magdas eröffnet im ehemaligen Stephanushaus, ein Priesterwohnheim, das 1964 erbaut wurde. Im Rahmen eines Sozialprojektes finden hier Menschen Beschäftigung, die es am Arbeitsmarkt schwer haben: Ehemalige Gefängnisinsassen, Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund oder Langzeitarbeitslose. Das Hotel im Vintage-Stil umfasst auch einen Festsaal und besagtes Restaurant im Erdgeschoss. Die Eröffnung ist für Ende September geplant.

Magdas-Geschäftsführerin: "Sind kein Bestattungsinstitut"

Magdas-Geschäftsführerin Gabriela Sonnleitner kann die Sorgen der Anrainer zwar verstehen, betont aber: "Wir halten uns an strikte Auflagen, waren mit den Nachbarn im Kontakt und haben auch Zugeständnisse gemacht. Um 22 Uhr ist im Gastgarten Schluss, die Fenster in Richtung Krummgasse werden auch geschlossen und die Lieferungen finden morgens statt 6 Uhr erst um 7 Uhr statt. Das lauteste bei uns wird Kinderlachen sein." Für Sonnleitner steht fest: Das Grätzl wird durch das Hotel aufgewertet. Und das nicht allein durch vier Bäume: "Wir planen mehrere Begrünungsmaßnahmen, etwa Stauden oder Fassadenbegrünung. Bald wird es hier Blätterrauschen statt Autolärm geben."

Sonnleitner hofft darauf, dass auch die Anrainer das neue Hotel als zweites Wohnzimmer benutzen. "Wir bemühen uns wirklich und laden jeden ein, sich alles anzuschauen. Ich verstehe die Sorgen, aber wir leben nun mal in der Stadt und nicht am Land. Hier passieren Änderungen. Wir sind ein Hotel und kein Bestattungsinstitut!"

Mehr zum Thema
;