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Terrorist meldete sich krank und durfte bleiben

Heute Redaktion
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Magomir-Ali C. wird dem deutschen Richter vorgeführt.
Magomir-Ali C. wird dem deutschen Richter vorgeführt.
Bild: Reuters

Deutsche Groteske um den mutmaßlichen Terroristen Magomed-Ali C: Weil er sich eine "psychische Erkrankung" attestieren ließ, durfte er in Deutschland bleiben.

Der Mann wurde jetzt dem Haftrichter am deutschen Bundesgerichtshof in Karlsruhe vorgeführt. Er wird verdächtigt, eine "schwere, staatsgefährdende Gewalttat" geplant zu haben, einen Terroranschlag mit Sprengstoff in Deutschland.

Magomed-Ali C. ist russischer Staatsbürger, soll aus der Teilrepublik Baschkortostan (siehe Karte unten) stammen. Sein Asylantrag wurde 2017 abgelehnt, abgeschoben wurde er dennoch nicht.

Weil er eine "psychische Erkrankung" angab, wurde ihm am 7. Dezember 2017 eine Duldung bis Dezember 2019 bewilligt. C. lebte in einer unauffälligen Mietwohnung im 3. Stock eines Hochhauses im Norden Berlins. Es ist unklar, womit er seinen Lebensunterhalt bestritt.

Vollbart abrasiert

Schon vor einem Jahr – also bevor die Duldung gewährt wurde – tauchte die Polizei das erste Mal bei ihm auf. Der Mann rasierte daraufhin seinen Vollbart ab. Doch die Ermittler wussten: C. verkehrte in der anrüchigen "Fussilet 33"-Moschee in Berlin-Moabit, die auch der getötete Weihnachtsmarkt-Attentäter Anis Amri (24) besuchte.

Komplizen in Frankreich

In Amris Handy fanden sie die Telefonnummer eines Freundes von Magomed-Ali C.: Der Franzose Clément B. wurde im April 2017 in Marseille verhaftet. In seiner Wohnung fand man Sprengstoff und Schusswaffen. Bei den Untersuchungen gegen B. kam eine deutsch-französische Ermittlergruppe auf die Spur von Magomed-Ali C. Sie fanden heraus: Im Oktober 2016 soll C. in seiner Wohnung eine "erhebliche Menge" Sprengstoff gehortet haben.

Sprengstoff war weg

Bei einer Razzia entdeckte die Polizei davon allerdings nichts mehr. Unverständlich ist, warum C. im Jahr 2017 in Deutschland die Duldung bewilligt wurde, denn C. war bereits als Gefährder eingestuft, die Ermittlungen liefen.

Die deutsche Innenexpertin Linda Teuteberg von der FDP nennt es einen "schlechten Scherz", wenn ein "bekannter Gefährder wegen eines einfachen Attestes und vorgeblicher psychischer Probleme nicht abgeschoben wird". Magomed-Ali C. sitzt jetzt in U-Haft.



(red)

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