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Als Vampir begrabenes Kind in Italien entdeckt

Heute Redaktion
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Archäologen sind in Lugnano in Teverina auf die Leiche eines zehnjährigen Kindes gestoßen, das im 5. Jahrhundert auf unheimliche Art begraben wurde.

Das zehnjährige Kind dürfte vor rund 1550 Jahren an Malaria gestorben sein, doch die Art, wie es begraben wurde, erinnert an sogenannte Vampir-Begräbnisse. Dem Kind wurde ein großer Stein in den Mund gedrückt – absichtlich, wie Zahnspuren beweisen. Damit sollte wohl verhindert werden, dass das Kind von den Toten aufersteht und die Krankheit weiterverbreitet.

Der Archäologe David Soren von der Universität Arizona sagte in einer Mitteilung zu seinem Fund: "Ich habe noch nie so etwas gesehen. Es ist ääußerst unheimlich und seltsam." Die DNA des Kindes wurde noch nicht untersucht und auch das Geschlecht ist noch nicht bestimmt. Doch ein Abszess an einem Zahn deutet darauf hin, dass es wie viele der anderen Kinder auf dem Friedhof während einer Malaria-Epidemie gestorben ist.

Gefäße mit Welpenleichen

Auf dem Friedhof, den Soren seit 1987 untersucht, wurden zuvor schon andere bizarre Überreste entdeckt, darunter die Skelette von Säuglingen und Kleinkindern, die neben Rabenkrallen, Krötenknochen und Gefäßen mit Welpenleichen, denen Köpfe und Mandeln fehlten, begraben waren. In einem Fall wurde das Skelett einer Dreijährigen entdeckt, auf deren Hände und Füsse schwere Steine platziert worden waren, als ob man sie an einer Auferstehung hätte hindern wollen.

"Wir wissen, dass die Römer sehr beunruhigt waren in Bezug auf die Ausbreitung von Krankheiten und dass sie sogar Zauberei anwandten, um das Böse – was auch immer die Körper befiel – am Herauskommen zu hindern", sagte Soren. Das Böse war in diesem Fall die Malaria.

Fenster in frühere Zeiten

Andere Vampir-Begräbnisse sind aus Bulgarien, Polen und der Gegend um Venedig bekannt. Statt Steinen im Mund wurden den Leichen zum Teil Pfähle in die Brust gedrückt oder die Köpfe abgehackt. Immer mit dem Ziel, eine Auferstehung des Bösen zu verhindern.

Soren und sein Team wollen im nächsten Jahr zum Kinderfriedhof von Lugnano zurückkehren und nach weiteren Überresten suchen. "Wenn immer man Gräber untersuchen kann, ist das wichtig, denn sie öffnen ein Fenster in altertümliche Gedankenwelten", sagte dazu der Bioarchäologe Jordan Wilson, der die Knochen aus Italien untersucht hat. (jcg)