Wien

Mama (30) wartet seit 11 Wochen auf Kindergeld-Bescheid

Immer mehr Mütter berichten von Problemen bei Kindergeld-Anträgen. Seit elf Wochen wartet Julia K. auf einen Bescheid, ist finanziell am Limit.

Yvonne Mresch
Die Meldungen über Missstände bei der Antragstellung auf Kindergeld häufen sich. Familien warten mitunter Monate auf die Bescheide und Auszahlungen.
Die Meldungen über Missstände bei der Antragstellung auf Kindergeld häufen sich. Familien warten mitunter Monate auf die Bescheide und Auszahlungen.
Bild: Fotolia / Jenny Sturm

Langes Warten, ständiges "Hinhalten", lapidare Auskünfte: Die Meldungen über Missstände bei der Antragstellung auf Kindergeld häufen sich. Immer mehr Mütter verzweifeln an der Bürokratie und den langen Wartezeiten.

"Es hieß immer nur, der Antrag sei in Bearbeitung"

Erst kürzlich wandte sich Aline W. an "Heute": Weil sie zehn Wochen nach dem Antrag noch immer auf ihr Geld wartete, war die Jung-Mama schließlich gezwungen, wieder arbeiten zu gehen. Die Österreichische Gesundheitskasse sprach von einem "bedauerlichen Einzelfall".

Doch jetzt spricht die nächste Mutter: "Mein Sohn kam Anfang Mai zur Welt, seitdem warte ich auf das Kindergeld", erzählt Julia K. (Name von der Redaktion geändert). Noch im Wochenbett stellte die Wienerin den Antrag. Bis 10. August sollte das Geld ausbezahlt werden, doch Rückmeldung erfolgte bis dahin keine. "Ich habe immer wieder angerufen und wollte wissen, ob alles passt. Es hieß nur, der Antrag sei in Bearbeitung", berichtet sie.

Finanzielle Rücklagen fehlen, Familie am Limit

Schließlich erreichte die frischgebackene Mama ein Brief mit der Forderung, eine sogenannte Karenzurlaubsvereinbarung zu schicken, also eine Bestätigung des Arbeitgebers. "Niemand hat mir mitgeteilt, dass ich so etwas brauche, ich wusste nichts davon", erzählt K., die das Dokument umgehend nachreichte. Danach herrschte wieder Funkstille.

"Als ich erneut anrief, teilte man mir mit, dass es nun weitere sechs bis acht Wochen dauern würde!", so die Betroffene. "Und das obwohl ich keinen neuen Antrag gestellt habe. Die Mitarbeiterin meinte, sie sind auch nur Menschen und das wir nicht die einzigen sind, denen es so geht. Das verstehe ich, aber hier geht es um Existentielles!"

Aufgrund eines Umzuges hat die Familie keine finanziellen Rücklagen mehr, das Gehalt des Vaters reiche nicht für vier Personen, so die verzweifelte Mutter. "Wir haben noch einen zweijährigen Sohn und einen Kredit zu bezahlen. Ich bin nur froh, dass ich einen Überziehungsrahmen habe, denn sonst wüsste ich nicht was ich tun soll. Das ist ein Wahnsinn!"

Arbeiterkammer: "Einforderung dieser Vereinbarung ist völlig sinnlos"

Dass die Geschichte von Julia K. kein Einzelfall ist, bestätigt die Arbeiterkammer Wien. "Immer wieder hören wir, dass etwas nicht angekommen ist, noch einmal geschickt werden muss oder sich verzögert. Es muss sich endlich etwas ändern", fordert Jurist Alexander Tomanek. Die Vorgehensweise in diesem Fall ist für ihn unverständlich. "Dass die Krankenkasse  eine Karenzurlaubsvereinbarung verlangt ist aus unserer Sicht völlig sinnlos und hat mit dem Geldanspruch nichts zu tun. Es gibt keinen Grund dafür."

"Es muss sich endlich etwas ändern", fordert Alexander Tomanek, Jurist bei der Arbeiterkammer Wien.
"Es muss sich endlich etwas ändern", fordert Alexander Tomanek, Jurist bei der Arbeiterkammer Wien.
Arbeiterkammer Wien

Auch die lange Dauer ist für Tomanek nicht nachvollziehbar: "Stellt jemand Ende Mai den Antrag, müsste man doch Ende Mai wissen, ob etwas fehlt. Dass diese Information erst im August kommt und sich das Ganze wieder um acht Wochen verlängert, ist absurd."

ÖGK: "Unvollständige Anträge führen zu Verzögerung"

"Die Karenzurlaubsvereinbarung ist nicht bei jedem Fall erforderlich. Sind die Angaben am Antrag jedoch unklar oder unvollständig ausgefüllt, so wird sie eingefordert", heißt es von der der Österreichischen Gesundkeitskasse. "Dies wird im Bedarfsfall der Antragstellerin natürlich schriftlich mitgeteilt." Fehlen Dokumente bei der Antragstellung, müsse der Fall mit den nachgereichten Unterlagen nochmal geprüft werden. Je nach Sachverhalt würde es dadurch zu einer unterschiedlichen Bearbeitungsdauer kommen.

Generell käme es bei fehlenden Dokumenten oder unvollständigen Anträgen immer wieder zu Verzögerungen, heißt es weiter. Ist ein Antrag vollständig, werde er "so rasch wie möglich" zur Auszahlung gebracht. Rund 105.000 Anträge bearbeitet die ÖGK jährlich. Dabei sei man zudem an "bestimmte gesetzliche Vorgaben" gebunden. Alle Informationen zum Kinderbetreuungsgeld und zur Antragstellung finden sich auf www.gesundheitskasse.at