Österreich

Mama mit Borderline kämpft um ihren Sohn (5)

Heute Redaktion
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Sonja L. (36) will ihren Sohn Moritz (5) zurück.
Sonja L. (36) will ihren Sohn Moritz (5) zurück.
Bild: Helmut Graf

Nach der Trennung von ihrem Mann, der sie psychisch und physisch gequält haben soll, erlitt Sonja L. einen Nervenzusammenbruch. Das Jugendamt nahm ihr daraufhin Sohn Moritz ab.

Sonja L. (36) ist verzweifelt: Vor kurzem nahm ihr das Jugendamt Sohn Moritz (5) ab, nachdem die Wienerin einen Nervenzusammenbruch erlitten hatte. Die 36-Jährige leidet seit Jahren an der Borderline-Persönlichkeitsstörung – die psychische Erkrankung ist geprägt von instabilen zwischenmenschlichen Beziehungen, raschen Stimmungswechsel und einem schwankenden Selbstbild.

Schuld am Kollaps war laut Sonja L. allerdings nicht ihre Krankheit, sondern ihr Noch-Ehemann: "Er hat mich jahrelang auf der psychischen Ebene gequält, mich geschlagen. Auch Moritz hat er beschimpft und zum Beispiel als Strafe in einer Ecke knien lassen", erzählt die Teilzeit-Verkäuferin aus Simmering.

"Ich war am Boden zerstört"

"Ich habe mich um den Haushalt und Moritz gekümmert, bin arbeiten gegangen. Aber dann hat mein Mann Schulden gemacht, Geld von unserem Gemeinschaftskonto abgehoben, mich sitzengelassen und mir mit Mord gedroht. Dann hat sich Moritz auch noch am Schienbein verletzt. Ich war einfach am Boden zerstört. Ich habe meine Mama angerufen, die hat sich Sorgen gemacht, dass ich mir etwas antun könnte und die Rettung gerufen. Dann wurde das Jugendamt verständigt und Moritz mitgenommen", erinnert sich Sonja L.

Jetzt ist Moritz in einem Krisenzentrum des Jugendamtes untergebracht, Sonja L. darf ihn einmal pro Woche eine Stunde lang sehen: "Das Jugendamt hat mich mit der Borderline-Erkrankung abgestempelt. Ich nehme Medikamente, habe mich für eine Therapie angemeldet. Aber das Jugendamt meint, ich bin nicht stabil genug. Was ich nicht verstehe, ist: Einer Mutter, die nicht unter einer Borderline-Störung leidet, und einen Nervenzusammenbruch hat – was in dieser Situation nur allzu menschlich ist – wird das Kind nicht abgenommen. Und das mein Sohn im Krisenzentrum leidet, interessiert keinen", ärgert sich die Wienerin.

Gefährdungsabklärung vom Jugendamt läuft noch

Sie hofft nun darauf, dass Moritz wieder zu ihr nach Hause kommt. Doch ob der Fünfjährige in ihrer Obsorge bleibt, steht noch in den Sternen: "Um zu einer guten und nachhaltigen Entscheidung zu gelangen, dauert die Gefährdungsabklärung oft etwas länger. Zwei Sozialarbeiterinnen müssen ihre Einschätzungen (zu den Eltern) zusammentragen. Es werden Hausbesuche gemacht und ärztliche Gutachten eingeholt. Wir versuchen, innerhalb von maximal sechs Monaten zu einem Ergebnis zu kommen", erklärt Andrea Friemel, Sprecherin der MA 11 (Wiener Kinder- und Jugendhilfe).

Auf den erwähnten Einzelfall kann Friemel aus Datenschutzgründen nicht eingehen, stellt aber klar: "Ein Kind wird nur aus der Familie genommen, wenn eine akute Gefährdung vorliegt."

(cz)