Österreich

Mama und Oma niedergestochen: 3 Jahre Haft

Heute Redaktion
Teilen

Ein 17-jähriger Bursch, der am 8. Jänner 2012 in Wien-Floridsdorf mit einem Butterfly-Messer seine Mutter und danach seine Großmutter niedergestochen hatte, ist am Donnerstag im Straflandesgericht wegen versuchten Totschlags zu drei Jahren unbedingter Haft verurteilt worden.

Die auf versuchten Doppelmord lautende Anklage wurde von den Geschworenen einstimmig verworfen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Während der Bursch sichtlich erleichtert die Entscheidung akzeptierte, legte der Staatsanwalt Berufung gegen die Strafhöhe ein.

Bei einem Strafrahmen von bis zu fünf Jahren erschien dem Schwurgericht das verhängte Strafausmaß schuld- und tatangemessen. Mildernd wurden die ungünstigen Erziehungsbedingungen gewertet, erschwerend demgegenüber die brutale Vorgangsweise. Der Jugendliche hatte zunächst zehnmal auf die 44-jährige Mutter eingestochen und, als diese um Hilfe rief, der herbeieilenden 66 Jahre alten Oma 17 Stiche in Hals, Brust, Schulter und Oberarme versetzt.

"Am liebsten hätte ich dich abgetrieben"

"Es war Verzweiflung und Hass gleichzeitig", hatte der 17-Jährige in seiner Einvernahme geschildert, was in ihm vorgegangen war, als er zum Messer griff. Nach einem Besuch bei seiner Freundin war er nach Hause gekommen, wo ihn seine Mutter zur Rede stellte, weil sie ihm anmerkte, dass er Suchtmittel konsumiert hatte. "Du bist eh nur ein Scheißjunkie. Am liebsten hätte ich dich abgetrieben", schrie ihn die 44-Jährige an.

Als sich auch noch die Großmutter einmischte, bei der der Bursch von Geburt an lebt, und ihm beschied, sie würde ihn "am Liebsten raushauen, weil ich dich eh nicht brauche", kochte es im 17-Jährigen hoch. Seit mehr als einem Jahr kannte er Gerüchte, dass er eigentlich abgetrieben hätte werden sollen und seine Mutter das Geld schon beisammen hatte, dieses dann jedoch dafür verwendete, um sich Drogen zu kaufen. Erst wenige Tage zuvor hatte ihm der von der Mutter getrenntlebende Vater diese Geschichte bestätigt.

Anwalt: "Er ist explodiert"

"Ich war frustriert. Dann ist das halt passiert", gab der Angeklagte zu Protokoll. Auf Frage des Staatsanwalts bestätigte er, in eine Art "Blutrausch" gefallen zu sein. Das Gefühl sei "unbeschreiblich. Es war aufbrausend". Der Staatsanwalt stellte fest:"Er hat beide zu töten versucht. Es ist ihm zum Glück nicht gelungen. Beide haben dank einer Notoperation glücklicherweise überlebt".

Die Geschworenen sahen das anders. Sie billigten dem Jugendlichen zu, auf die Aussage der Mutter hin in einer allgemein begreiflichen und zugleich heftigen Gemütsbewegung gehandelt zu haben. "Er ist explodiert", hatte ihnen Verteidiger Rudolf Mayer mit auf den Weg in die Beratung über die Schuldfrage gegeben.

Mutter schoss sich während Schwangerschaft Heroin

Der 17-Jährige war nach der Tat zu einer befreundeten Nachbarin geeilt, der er stammelnd mitteilte, er habe "die Mama und die Oma umgebracht". Sein Verteidiger wies mehrfach darauf hin, welch ungünstigen Start ins Leben der Bursch gehabt hätte: Beide Elternteile waren schwer drogensüchtig. Der Vater verbrachte etliche Zeit im Gefängnis, die Mutter konsumierte noch während der Schwangerschaft Heroin. Das Kind kam als sogenanntes blaues Baby zur Welt - infolge des mütterliches Drogenmissbrauchs musste der Bub bis zu seinem 14. Lebensjahr medizinisch behandelt werden.

Sowohl Mutter als auch Großmutter entschlugen sich im Zeugenstand der Aussage. Die Großmutter tat das unter Tränen. "Bitte geben Sie ihm die Mindeststrafe! Er ist eh so arm. Er hat sowieso niemanden", bat sie das Gericht um Milde. Nach der Urteilsverkündung fielen dem 17-Jährigen beide Frauen eben so erleichtert um den Hals wie seine Freundin, mit der er vor dem Gerichtssaal händchenhaltend, wenn auch in Handschellen auf den Ausgang des Strafverfahrens gewartet hatte.