Wochenlange Hausbesetzung

Manker nach Zwangsräumung: "Eine von vielen Schikanen"

Nach einem Streit um 1 Mio. Euro ließ der Besitzer des Südbahnhotels am Semmering (NÖ) nun Paulus Mankers Theater-Requisiten gerichtlich entfernen. 

Sandra Kartik
Manker nach Zwangsräumung: "Eine von vielen Schikanen"
Vorbei: Paulus Manker besetzte das Sübahnhotel am Semmering (NÖ) monatelang. Nun wurde es geräumt.
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Mit 66 Jahren fängt das Leben für Dramaturg Paulus Manker zwar nicht gänzlich neu an. Wenige Tage nach seinem Geburtstag endet jedoch die wochenlange Hausbesetzung durch Theater-Requisiten des streitbaren Theatermachers. Das Südbahnhotel am Semmering (NÖ) hätte 45 Tage nach der finalen Vorstellung von "Die letzten Tage der Menschheit" geräumt werden müssen. Doch nach einem Streit um eine Million Euro weigerte sich das ewige "Enfant Terrible", die Spielstätte zu verlassen – wir berichteten. Mit Utensilien aus der Vorstellung versperrte er seit November die Räumlichkeiten des Hotels.

Am Dienstag wurde Manker jedoch vor vollendete Tatsachen gestellt und das Haus zwangsgeräumt. 25 Männer und sechs LKWs hatten in wenigen Stunden alles zusammengepackt und in einem Lager des Bezirksgerichts Neunkirchen (NÖ) deponiert. Der Theatermacher erfuhr zu spät von der Räumung, er konnte nur mehr wie ein Statist dabei zusehen.

Drama in vielen Akten

Gemeinsam mit seiner Ehefrau Elisabeth Auer versuchte der Regisseur auf den Gerichtsvollzieher und die Polizei einzuwirken – jedoch vergebens. Man ließ ihn nicht mal ins Hotel hinein. "Das war die Antwort des Rechtsstaates auf rechtswidriges Verhalten, auf die Missachtung von Gesetzen und Grundrechten. Wir sind froh, nach der Hausbesetzung wieder frei über unsere Räumlichkeiten verfügen zu können", erklärte Hotel-Eigentümer Christian Zeller.

Auf "Heute"-Anfrage entgegnet Manker: "Von einer Räumungsklage gegen uns ist uns bis dato nichts bekannt. Zeller hat seinen eigenen Kulturveranstalter Südbahnhotel Kultur GmbH geklagt und heute aus dem Südbahnhotel delogiert. Im Zuge dessen wurde auch unser Eigentum in ein nahe gelegenes Lager gebracht." Das stimmt, bestätigt auch der Hotel-Besitzer: "Paulus Manker war heute eigentlich nicht betroffen und hätte nichts tun können." Der Theatermacher und die Südbahnhotel Kultur GmbH hatten in der Location im Vorjahr zwei Stücke aufgeführt: "Alma" und "Die letzten Tage der Menschheit". 

So lief die Räumung

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    Paulus Manker und Ehefrau Elisabeth Auer fotografieren die Zwangsräumung.
    Paulus Manker und Ehefrau Elisabeth Auer fotografieren die Zwangsräumung.
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    "Arbeit monatelang boykottiert"

    Der Abbau der Ausstattung war ursprünglich für Oktober/November 2023 geplant. "Jedoch erreichte uns im Herbst 2023 ein Schreiben der Südbahnhotel Kultur GmbH, in dem für diese Monate dort täglich und ganztägig Veranstaltungen angekündigt wurden. Da aber nicht gleichzeitig Veranstaltungen stattfinden und das Haus geräumt werden konnte, musste der Abbau auf das Frühjahr 2024 verschoben werden. Im Winter konnte bei Schneelage und Minusgraden nicht gearbeitet werden, da der Hotelbesitzer Christian Zeller mutwillig im gesamten Haus die Heizung abdrehen hatte lassen, obwohl uns die Heizung vertraglich zugesichert worden war", ärgert sich Manker.

    Dies war aber nur eine von zahlreichen Schikanen
    Paulus Manker
    über die Südbahnhotel-Causa

    "Dies war aber nur eine von zahlreichen Schikanen, mit denen wir uns im Südbahnhotel letztes Jahr konfrontiert sahen. Unsere Arbeit wurde dort monatelang auf Schritt und Tritt boykottiert, gestört und behindert und gipfelte in zwei Vertragskündigungen (im Januar und im April 2023), mit deren Hilfe man uns bei laufendem Betrieb aus dem Hotel werfen wollte", so der Regisseur weiter.

    Was geschah mit der Million?

    Letztlich geht es auch um viel Geld. Alleine die Karteneinnahmen der insgesamt 23 Aufführungen brachten eine Million Euro, heißt es vom Hotelier. Die Summe hätte abzüglich der Produktionskosten von etwa 250.000 Euro zwischen Manker und der Südbahnhotel Kultur GmbH aufgeteilt werden sollen, was bisher nicht geschah. Auch nach einem Gerichtsverfahren Anfang 2023 und Beugestrafen von etwa 25.000 Euro gegen Manker ist das Geld immer noch nicht auf dem Gemeinschaftskonto eingelangt.

    "Wir haben die Zahlungen an das Südbahnhotel ab jenem Zeitpunkt eingestellt, als uns die Vertragskündigung der Südbahnhotel Kultur GmbH erreichte. Denn aus einem gekündigten Vertrag kann man auch keine Forderungen mehr ableiten. Zuvor hatte das Südbahnhotel aber bereits 84.000 Euro an Karteneinnahmen von uns überwiesen bekommen", argumentiert der "Alma"-Macher. "Vor Kurzem hat die Südbahnhotel Kultur GmbH das bezughabende Gerichtsverfahren verloren. Das Gericht hat dabei in seinem Urteil festgestellt, dass der Vertrag zu jeder Zeit aufrecht und von der Südbahnhotel Kultur GmbH zu erfüllen gewesen wäre." 

    Der Regisseur erhebt außerdem schwere Vorwürfe: "Darüber hinaus hält die Südbahnhotel Kultur GmbH auch noch Fördergelder in der Höhe von 130.000 Euro zurück, die vom Land NÖ zweckgebunden für unsere Produktionen 'Alma' und 'Die letzten Tage der Menschheit' vergeben wurden, und weigert sich, diese Gelder an uns herauszugeben. Es handelt sich hier ganz klar um Förderungsbetrug gegenüber dem Land NÖ." Es ist wohl noch nicht der letzte Akt im Drama um Manker und das Hotel am Semmering.

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