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Mann entfernte Kondom: Erstes "Stealthing"-Urteil

Heute Redaktion
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Stealthing ist in den USA schon ein häufig auftretendes Problem.
Stealthing ist in den USA schon ein häufig auftretendes Problem.
Bild: Fotolia

Ein Präzedenzfall in der Schweiz beschäftigt sich mit dem zu verurteilenden Sextrend "Stealthing". Ein Mann wurde deswegen in zweiter Instanz verurteilt.

"Stealthing" ist einer der Trends, der alles andere als harmlos ist. Um das zu untermauern, hat die Schweizer Justiz gehandelt. Ein Mann wurde zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt.

Ein Mann und eine Frau lernten sich über die Dating-App Tinder kennen. Nach einem Treffen in einen Restaurant trafen sich die beiden zum Abendessen bei der Frau zuhause wieder. Es kam zum Sex, dabei verwendete der Partner ein Kondom. Doch kurz vor dem Höhepunkt zog er dieses ab und vollendete den Akt ungeschützt.

Mann verweigerte auch noch HIV-Test

Für die Betroffene brach eine Welt zusammen. Einer möglichen Schwangerschaft konnte sie entgegenwirken. Aber sie hatte Angst vor einer HIV-Ansteckung. Da der Mann einen Test verweigerte, musste sie eine präventive Therapie mit schweren Nebenwirkungen absolvieren. Die Frau zeigte ihn an.

Vor Gericht behauptete der Angeklagte, er habe das Kondon nicht absichtlich entfernt. Es sei gerissen oder verloren gegangen. Man schenkte ihm aber keinen Glauben.

Staatsanwältin Laurence Brenlla deutete daraufhin, dass es in der Schweiz bisher keinen Präzedenzfall gab. Der Mann habe gewusst, dass sich die Frau ungeschütztem Sexualverkehr widersetzen würde, er habe ihren Widerstand einfach umgegangen, indem er das Kondom heimlich entfernte, lautete ihre Argumentation.

Anderes Urteil, aber Strafmaß bleibt gleich

Das Strafgericht Lausanne verurteilte den Mann im Jänner wegen Vergewaltigung zu einer bedingten Gefängnisstrafe von zwölf Monaten. Nun hat das Waadtländer Kantonsgericht das Strafmaß in zweiter Instanz bestätigt, auch wenn das Urteil auf "Schändung" geändert wurde, wie das Schweizer Fernsehen berichtete.

Opfer-Anwalt Baptiste Viredaz ist erleichtert: "Stealthing ist inakzeptabel", sagte er. Er hatte dem Gericht einen Fachartikel der US-Juristin Alexandra Brodsky vorgelegt, wonach Stealthing an US-Universitäten gang und gäbe sei. (aj)