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Mann rauchte zu viel Cannabis – jetzt droht Amputation

Wochenlang schon war die Haut an seinen Fingern eingerissen. Doch erst, als sich seine Fingerspitzen blau färbten, suchte ein Mann in den USA das Spital auf.

Nikolaus Pichler
Cannabiskonsum – insbesondere starker Konsum – kann schwerwiegende Folgen haben.
Cannabiskonsum – insbesondere starker Konsum – kann schwerwiegende Folgen haben.
Unsplash

Mit blauen Fingerspitzen hat ein Mann aus den USA die Notaufnahme des Boston Medical Center aufgesucht. Auch kleinere Geschwüre waren zu diesem Zeitpunkt schon sichtbar. Abgesehen von diesen Hautveränderungen sei der 49-Jährige "gesund"gewesen, so Andrew Mittelman und seine Kolleginnen. Der Mediziner und die Medizinerinnen berichten von dem Fall im Fachjournal "Annals of Emergency Medicine".

Es stellte sich heraus, dass der Patient schon in den sechs Wochen zuvor Veränderungen an seinen Händen festgestellt hatte. In dieser Zeit habe er schon an schmerzhaften Einrissen an den Fingern gelitten. Die Untersuchung ergab, dass seine Hände unzureichend durchblutet waren. Zudem stellte das medizinische Personal «Lochfraß» an den Fingerspitzen fest.

Vor allem junge Männer betroffen

Bei der Befragung erklärte der Mann, "in der Vergangenheit viel Marihuana, aber keinen Tabak geraucht zu haben." Die Ärztinnen und Ärzte diagnostizierten daraufhin eine sogenannte Cannabis-Arteriitis. Dabei handelt es sich um eine sehr seltene Gefäßerkrankung, die zu Nekrosen – dem Absterben von Gewebe – führen kann, in der Regel in den unteren Gliedmaßen. Betroffen davon sind besonders jüngere Männer.

Ähnliche Symptome sind auch von Patientinnen und Patienten bekannt, die an Morbus Bürger leiden. Die Erkrankung steht mit starkem Tabakkonsum in Verbindung.

Laut Iflscience.com wurden zwischen den Jahren 1960 und 2008 nur 50 bestätigte Fälle von Cannabis-Arteriitis in medizinischer Fachliteratur veröffentlicht. Insgesamt seien weltweit nur rund 100 Fälle bekannt, zitierte Theindependent.co.uk im Jahr 2016 David Soon vom Royal College of Australasian Surgeons. Damals war der erste Fall in Australien bekannt geworden.

So entsteht eine Cannabis-Arteriitis
Das Rauchen von Cannabis kann dazu führen, dass sich die Blutgefäße verengen. Dadurch erhöht sich der Widerstand, was dazu beiträgt, dass sich immer mehr Plaque in den Arterien ablagert, wodurch die Arterie weiter verengt wird. Zur Cannabis-Arteriitis kommt es, wenn die Verengung der Arterien den Blutfluss zu den betroffenen Gliedmaßen verringert, was zu der sogenannten Nekrose führen kann. Schwere Fälle von Nekrose können zu einer notwendigen Amputation führen.

Die genauen Hintergründe einer Cannabis-Arteriitis sind noch unklar. Fachleute vermuten aber, dass die gefäßverengenden Effekte der Cannabis-Inhaltsstoffe Delta8- und Delta9-Tetrahydrocannabinol eine Rolle spielen dürfte. Wird das Cannabis nicht pur, sondern zusammen mit Tabak konsumiert, könnte auch Arsen ein Faktor sein.

Bis zu einem Gramm pro Tag
Im Jahr 2016 berichteten australische Medizinerinnen und Mediziner an ihrer Jahrestagung von einem 26-Jährigen, der die Diagnose Cannabis-Arteriitis erhalten hatte und «nur knapp einer Amputation entgangen» war. Der Mann hatte den Angaben zufolge bis zu einem Gramm Cannabis pro Tag geraucht. Er hatte das Frankston Hospital in Melbourne aufgesucht, weil ein Geschwür an seinem Zeh nicht abheilen wollte. Nachdem die Diagnose gestellt war, wurden die verengten Gefäße mit der Hilfe eines Ballonkatheters geweitet. Zudem müsse er für den Rest seines Lebens einen Blutverdünner einnehmen, hieß es damals.

Wenn die Erkrankung frühzeitig erkannt wird und die Nekrose noch nicht zu weit fortgeschritten ist, sind die Heilungschancen gut, schreiben Mittelman und seine Kolleginnen. "Die Behandlung besteht darin, das Rauchen aufzugeben, was die einzige Möglichkeit ist, das Fortschreiten der Krankheit aufzuhalten und eine Amputation zu vermeiden." Werde hingegen weiter geraucht, könne die Amputationsrate bis zu 40 Prozent betragen.

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