Österreich

Mann schnitt sich Arm in Behörde auf

Heute Redaktion
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Ein Familienvater aus Tschetschenien hat sich am Dienstagvormittag im Gebäude der Bezirkshauptmannschaft Villach selbst mit einem Messer am linken Unterarm verletzt. Er sollte am Dienstag mit seiner Frau und ihren vier Kindern nach Wien zur Abschiebung gebracht werden.

Seine Familie befand sich Dienstagmittag am Weg ins Familienabschiebezentrum in der Bundeshauptstadt, der Vater sollte laut Bezirkshauptmann Bernd Riepan "nach erfolgter Behandlung im LKH Villach" folgen. "Die Ehefrau gab dem Mann auf einmal ein Messer, mit dem er sich selbst verletzte", sagte Riepan. "Das ist natürlich menschlich tragisch. Der Integrationsgrad der Familie wurde aber als nicht ausreichend beschieden, daher schreibt das Gesetz die Abschiebung vor."

Alle drei Anträge der Familie auf einen weiteren Aufenthalt in Österreich waren in insgesamt 34 Verfahrensgängen abgelehnt worden. Weder Vater noch Mutter hatten in Kärnten Arbeit gefunden, noch gibt es weitere Familienmitglieder in Österreich. Auch die Schweiz gewährte den sechs Tschetschenen anno 2008 kein Asyl, seit 2007 waren sie bereits in Österreich gewesen.

Verein schlug Alarm

Der Verein Aspis, der in Kärnten Flüchtlinge betreut, schlug indes in einer Aussendung Alarm: Bei der Abschiebung werde eine Gesundheitsgefährdung der fünf Jahre alten Tochter der Familie in Kauf genommen. Diese sei psychisch belastet, traumatisiert und werde "schon länger" im Villacher Kinderschutzzentrum Delfi behandelt. "Das Mädchen ist aufgrund eines vom Primarius der Neuropsychiatrie des Kindes- und Jugendamts unterzeichneten Arztbriefes aus gesundheitlichen Gründen nicht abschiebbar", so Aspis-Obmann Klaus Ottomeyer.

Auch die Eltern werden laut Ottomeyer von Aspis psychotherapeutisch und psychosozial begleitet. "Auch können die beiden weiteren sieben bzw. neun Jahre alten Kinder im Volksschulalter laut Auskunft der Schulbehörde bis zum Ende des laufenden Schuljahres ihre Schule weiter besuchen. Sie schreiben nur Einser und Zweier und sind bestens integriert", sagte Ottomeyer. "Das kleinste Kind ist zwei Jahre alt."

Wohnung von Einheimischen finanziert

Die Familie zog laut Aspis auch erst in den vergangenen Tagen in eine Wohnung in Villach um, die durch die Unterstützung einer einheimischen Familie, dem evangelischen Superintendenten Manfred Sauer, dem Verein Aspis und das Forschungs- und Beratungszentrum für Opfer von Gewalt gefunden und finanziert wurde.