Österreich

Mann wegen Mord vor 25 Jahren freigesprochen

Heute Redaktion
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Bild: AFP

Ein nicht alltäglicher Mord-Prozess ist am Wiener Straflandesgericht über die Bühne gegangen. Angeklagt war ein heute 66-jähriger Mann, der am 16. März 1987 im Wiener Gürtel-Lokal "Cafe Orient" einen 31-Jährigen erschossen haben soll. Der Bluttat soll ein Streit um einen Hund vorausgegangen sein, der offenbar vom späteren Opfer misshandelt worden war. Während der 66-Jährige auf nicht schuldig plädierte, schilderten etliche Zeugen den Tathergang - allerdings erwartungsgemäß mit erheblichen Erinnerungslücken. Urteil: Einstimmiger Freispruch.

, der am 16. März 1987 im Wiener Gürtel-Lokal "Cafe Orient" einen 31-Jährigen erschossen haben soll. Der Bluttat soll ein Streit um einen Hund vorausgegangen sein, der offenbar vom späteren Opfer misshandelt worden war. Während der 66-Jährige auf nicht schuldig plädierte, schilderten etliche Zeugen den Tathergang - allerdings erwartungsgemäß mit erheblichen Erinnerungslücken. Urteil: Einstimmiger Freispruch.

Der Angeklagte, der seit März 2012 in Untersuchungshaft sitzt, präsentierte sich in einem nicht allzu guten gesundheitlichen Zustand. Schwerhörig und am Stock gehend gab der 66-Jährige an, seiner damaligen Frau die Tat zwar gestanden zu haben, jedoch nur deshalb, weil er der schweren Alkoholikerin einen Schock versetzen wollte, um sie "wachzurütteln". Von dem Vorfall habe er lediglich aus der Zeitung erfahren.

In der Folge traten etliche Personen in den Zeugenstand, die zum Tatzeitpunkt im Lokal waren, darunter auch der damalige Betreiber des "Cafe Orient". Der heute 58-Jährige gab an, den Täter gemeinsam mit zwei weiteren Lokalgästen verfolgt zu haben, erst als dieser sie mit der Waffe bedrohte, habe man von ihm abgelassen.

Den Streit im Lokal hätten sowohl er als auch viele Gäste mitbekommen, dass die beiden Kontrahenten auf die Straße gingen, ebenfalls. Spätestens dann tauchten einige Unklarheiten auf.

Gesicht des Täters unbekannt

Einige wollen einen, andere wiederum zwei Schüsse gehört haben. Das Gesicht des Täters konnte niemand erkennen, dazu sei es bereits zu finster gewesen.

Nur ein Straßenbahnfahrer, der allerdings nicht vor Gericht erschien, gab seinerzeit zu Protokoll, die Tat beobachtet und den Mörder gesehen zu haben, der in seine Richtung geflüchtet war.

Exzessiver Alkoholkonsum

Der gelassen, teilweise sogar abwesend wirkende Angeklagte verlor nur einmal kurz die Fassung, als seine Ex-Frau den Zeugenstand betrat. Mit ihr, so der 66-Jährige, habe er versucht, auf den rechten Weg zurück zu finden. "Wir sind beide in einem Heim für schwererziehbare Kinder aufgewachsen, niemand von uns hat es leicht gehabt."

Doch exzessiver Alkoholkonsum setzten dem Eheglück schon nach rund einem Jahr ein jähes Ende. In dieser Zeit habe er ihr öfter gedroht, ihr etwas anzutun, quasi als "Schocktherapie". Genützt hat es allerdings nichts. Die heute 51-Jährige erzählte herum, dass ihr Mann ihr die Tat gestanden hätte und brachte ihn so erst richtig in die Bredouille.

"Wollte Waffe weiterverkaufen"

Als dann auch noch die Tatwaffe auftauchte, die der Beschuldigte von einem früheren Arbeitgeber geschenkt bekommen hatte, geriet der 66-Jährige ins Fadenkreuz der Ermittler. "Schießen habe ich nie leiden können, das ist laut und stinkt fürchterlich. Ich wollte die Waffe nur so schnell wie möglich weiterverkaufen."

Was ihm seiner Aussage zufolge auch gelang - an einen namentlich Unbekannten am Westbahnhof.

Fazit: 25 Jahre und viel Alkohol förderten keine entscheidenden neuen Erkenntnisse zutage. Richterin Martina Krainz zeigte sich angesichts der enormen Zeitspanne auch nicht übermäßig ungehalten über die Erinnerungslücken der Zeugen.

Einstimmiger Freispruch für 66-Jährigen.