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Mann will 14-Jähriger Penis zeigen – es passiert nichts

Ein Recherche-Team hat auf Tiktok einen Fake-Account für eine 14-jährige Userin erstellt. Kurze Zeit später erhielt der Account explizite Nachrichten.

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TikTok steht in der Kritik.
TikTok steht in der Kritik.
Unsplash

Eigentlich geht Tiktok laut eigenen Richtlinien rigoros und zeitnah gegen pädokriminelle Inhalte und Personen auf ihrer Plattform vor. Wie ein Versuch des BBC-"Panorama"-Teams zeigt, ist dem in Wirklichkeit aber nicht so. Denn um zu testen, wie rasch tatsächlich gegen Grooming auf der Plattform vorgegangen wird, hat das BBC-Team einen Lockvogel erfunden und ein falsches Profil erstellt.

Hinter dem Profil steckt eine 23-jährige Studentin, die sich als 14-jähriges Mädchen ausgab. Mit der Hilfe von Bildbearbeitungsprogrammen ließ sie ihr Gesicht um rund zehn Jahre jünger erscheinen und hat immer wieder Clips auf Tiktok geladen, in welchen sie berühmte Tänze nachtanzte. Dazu hat sie die Hashtags #schoollife (Schulleben) und #schooluniform (Schuluniform) gesetzt.

Detaillierte Penis-Beschreibung

Das "Panorama"-Team musste nicht lange warten. Schon bald hatte das Profil der falschen 14-Jährigen eine Followerschaft aufgebaut, die hauptsächlich aus älteren Männern zu bestehen scheint. Einige dieser Follower meldeten sich sogar via Direktnachricht bei der Tiktokerin und einer fragte nach, ob sie seinen Penis sehen wolle – dazu beschrieb er diesen bis ins Detail. Er erzählte ihr auch, dass er 34 Jahre alt sei.

Tiktok erlaubt es eigentlich nicht, Usern, die jünger als 16 Jahre alt sind, Direktnachrichten zu schicken. Um dies zu umgehen, geben viele Jugendliche aber ein falsches Geburtsdatum an. So auch der Lockvogel von BBC. In ihrer Bio hatte das Mädchen aber klar deklariert, dass es 14 Jahre alt ist. Als sie den Mann aus den Direktnachrichten darauf hinwies, antwortete dieser: "Oh, du bist minderjährig, sorry!"

Daraufhin antwortete er nicht mehr auf weitere Nachrichten. Er setzte aber nach wie vor Likes auf Videos, die der Lockvogel auf das Profil der 14-Jährigen lud.

Account schließlich doch gesperrt

Das falsche Profil des Teenagers meldete daraufhin die Privatnachrichten, die der Mann ihr geschickt hatte, an Tiktok. Dann geschah einige Tage lang nichts, bis das Team von BBC "Panorama" selbst beim Unternehmen nachhakte. Die Antwort lautete schließlich, man habe nichts unternommen, da das Mädchen nicht klar gemacht habe, dass die problematischen Nachrichten via Direktnachricht von Tiktok verschickt worden seien. Laut BBC habe man aber Screenshots der Nachrichten eingereicht.

Die Intervention von BBC "Panorama" blieb schließlich nicht fruchtlos. Einen Tag später war das Profil des Mannes, der das 14-jährige Mädchen kontaktiert hatte, gesperrt. Außerdem wurde sein Smartphone gesperrt, so dass der Mann über dieses keinen neuen Account kreieren kann.

"Hohes Level an Kontrolle"

Darüber hinaus strich der Tiktok-Sprecher gegenüber BBC "Panorama" hervor, dass die App über viele Privatsphäre-Features verfüge, um solche Probleme von vornherein zu vermeiden. "Unsere Nutzer haben ein hohes Level an Kontrolle darüber, wer ihre Inhalte sehen und mit ihnen interagieren darf und wer nicht. Dies kann für einen ganzen Account oder auch für jedes Video individuell eingestellt werden."

Tatsächlich fordert Tiktok User, die angeben, jünger als 18 Jahre alt zu sein, bei der Registrierung dazu auf, einzuschränken, wer ihre Clips anschauen darf. Viele Jugendliche tun dies jedoch nicht, um ein größeres Publikum erreichen zu können. Um das zu verhindern, offeriert Tiktok eine Funktion, die sich "Family Pairing" nennt.

Die Sicherheitseinstellungen

Diese ist in den Einstellungen der App zu finden. Dort kann durch Scannen eines QR-Codes ein zweites Gerät mit einem Tiktok-Account verbunden werden. Anschließend kann festgelegt werden, welches der beiden Geräte dem Elternteil und welches dem Kind gehört. In der Folge kann der Elternteil bestimmen, welche Art von Inhalten das Kind sehen darf und welche nicht. Außerdem kann eingestellt werden, wer dem Kind Privatnachrichten schicken darf.

In der App kann auch ein "Restricted Mode" eingestellt werden. Mit diesem sollten unangemessene Inhalte automatisch ausgeblendet werden. Außerdem kann ein Account privat gestellt werden, um zu verhindern, dass die Videos, die hochgeladen werden, anderen Usern vorgeschlagen werden. So kann der Account nur von Personen gefunden oder verfolgt werden, die entweder den Usernamen kennen oder vom Nutzer selbst akzeptiert wurden.

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