Oberösterreich

Mann zu Notruf: "Sitze fest, bitte meinen Chef anrufen"

Ein 53-Jähriger hatte sich am Berg verirrt. Weil er zu spät in die Arbeit kommen würde, bat er erst einmal den Notruf, ihn beim Chef zu entschuldigen.

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Der 53-Jährige wurde vom Polizeihubschrauber mittels Taubergung ins Spital geflogen.
Der 53-Jährige wurde vom Polizeihubschrauber mittels Taubergung ins Spital geflogen.
Bergrettung Steyrling

Pflichtbewusst sogar in einer Notlage auf 1.400 Höhenmeter!

Ein 53-Jähriger aus dem Bezirk Braunau war Dienstag auf unwegsamen Gelände im Toten Gebirge unterwegs. Der Mann hatte sich verirrt. Weil der Handy-Akku zur Neige ging, wählte er den Notruf der Bergrettung.

Am Telefon schilderte er der Dame in der Leitstelle, dass er gerade dabei sei, eine Schlucht hinaufzuklettern. Und vor allem bat er sie um etwas: "Bitte sagen Sie meinem Chef Bescheid, ich werde es wahrscheinlich nicht mehr rechtzeitig in die Arbeit schaffen."

Aber alles der Reihe nach.

Suche gegen 1 Uhr früh abgebrochen

Der 53-Jährige hatte sich am Dienstag vom Brunnental (Gemeinde Steyrling) in Richtung Ödseen (Gemeinde Grünau) aufgemacht. Er war im freien, äußerst unwegsamen, Gelände unterwegs, dürfte so nach einiger Zeit auch die Orientierung verloren haben. Gegen 20 Uhr wählte der Kletterer dann den Notruf, schilderte seine Situation und war später am Handy nicht mehr zu erreichen.

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    Fordernder Einsatz für die Bergretter. Auch die Karte kam bei der Suche zum Einsatz.
    Fordernder Einsatz für die Bergretter. Auch die Karte kam bei der Suche zum Einsatz.
    Bergrettung Steyrling

    Da sich die Bedingungen am Berg zunehmend verschlechterten, wurde schließlich eine großangelegte Suchaktion eingeleitet. Doch die einsetzende Dunkelheit erschwerte die Suche. Der Einsatz musste gegen 1 Uhr früh schließlich abgebrochen werden. Am nächsten Morgen wurde dann weiter nach dem Bergsteiger gesucht. 

    Auch Bundesheer war im Einsatz

    Zwei Hubschrauber der Flugpolizei und auch ein Hubschrauber des Bundesheeres suchten die Nordseite des Toten Gebirges nach dem Mann ab. Um 12.30 Uhr – 16 Stunden später – dann die gute Nachricht: Der Abgängige wurde auf 1.400 Metern im hochalpinen, unwegsamen Gelände gefunden. Mittels Taubergung wurde der 53-Jährige erschöpft, aber zum Glück nur leicht verletzt ins Tal und anschließend ins Krankenhaus Kirchdorf geflogen.

    Bergrettungen aus drei Ortsstellen, drei Suchhunde der Bergrettung OÖ, zwei Hubschrauber der Flugpolizei und sogar ein Hubschrauber des Bundesheeres waren im Einsatz. "Der Mann hat das Ganze bis auf ein paar Schürfwunden gut überstanden. Dass er draußen im Freien übernachten musste, hat ihm offenbar nicht viel ausgemacht. Dafür ausgerüstet war er allerdings nicht", erklärt Christian Mlinar, von der Bergrettung Steyrling gegenüber "Heute".

    "Dass sich jemand in Not beim Chef entschuldigen lässt? Das kommt äußerst selten, bis gar nicht vor."

    Die Stundenlange Suche brachte auch die Retter körperlich an ihre Grenzen, wie Mlinar selbst erzählt und anfügt: "Eine wirklich große Hilfe für uns war aber die Unterstüzung durch das Bundesheer."

    Zurück aber zum 53-Jährigen und seiner ungewöhnlichen Bitte. Der nahm die Notsituation ja offenbar ziemlich cool, oder wie häufig erlebt man es als Retter, dass jemand in einer Notsituation darum bittet den Chef anzurufen? "Äußerst selten, bis gar nicht. Das war auch für uns schon ungewöhnlich, aber jeder reagiert in einer Notsituation eben anders", so Mlinar.

    Ob die Dame in der Leitstelle in Linz tatsächlich beim Chef angerufen hat, ist der örtlichen Bergrettung nicht bekannt. Aber in so einer Situation versucht man schon zu helfen, man "geht schon davon aus".