Österreich

Männer belasten sich nach Zellenbrand gegenseitig

Am zweiten Prozesstag, um einen Brand in einem Polizeianhaltezentrum, wird es nach weiteren Aussagen der Beschuldigten immer wirrer.

Heute Redaktion
Teilen

Am 14. September brannte es in einer Schubhaftzelle in einem Polizeianhaltezentrum am Hernalser Gürtel. Nachdem relativ schnell der Verdacht aufkam, dass es sich um eine gescheiterte Protestaktion gegen Abschiebungen handelte, schieben sich die Männer nun gegenseitig die Schuld zu.

Von den insgesamt sechs Schubhäftlingen waren am Freitag am Landesgericht nun die letzten zwei an der Reihe, sich wegen Brandstiftung zu verantworten: Ein Afghane (21) und ein Iraner (30). Sie wurden von der Staatsanwaltschaft als die Rädelsführer ausgemacht. Genau genommen soll die Idee vom 21-Jährigen ausgegangen sein, worauf der Iraner ihn mit Geschichten über frühere erfolgreiche Protestaktionen mit Feuereinsatz überzeugt haben soll. Dies sei die einzige Möglichkeit einer Abschiebung zuvorzukommen – es wie einen Suizidversuch aussehen zu lassen.

Unter Medikamenten-Einfluss

Das Schöffensenat dürfte am zweiten Prozesstag ein Déjà-vu erlebt haben. Wieder Versuche sich aus der Verantwortung zu ziehen. Der 21-Jährige beteuerte, unter Einfluss von Medikamenten gestanden zu haben. Seiner Beschreibung nach, handelte es sich um einen Delirium-ähnlichen Zustand. Plötzlich hätte er zum Abschiedsschreiben seinen literarischen Beitrag leisten sollen. Als die Betten in Flammen aufgingen, will er aber "sofort den Alarmknopf gedrückt" haben.

Der iranische Zellengenosse, der ebenfalls unter Einfluss von Medikamenten gestanden haben soll, zeigte sich auf der Anklagebank genauso überrascht: "Ich war auf Antidepressiva, war total müde und glaubte nicht, dass die wirklich vorhaben, die Betten anzuzünden." Auch er kann das Feuer nach eigenen Angaben nicht gelegt haben, da er allein wegen der Medikamente zu beeinträchtigt gewesen sein soll. In Summe erklärten sich drei nicht schuldig, zwei zumindest teilweise schuldig und nur einer gestand an der Aktion beteiligt gewesen zu sein.

Mit einem Urteil ist heute am Freitag nicht zu rechnen.

(bai)