Österreich

Maria Loley - ein Mitmensch

Heute Redaktion
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Bild: AP

Gestern Nacht ist sie friedlich entschlafen. Im 92. Lebensjahr. Eine der eindrucksvollsten Frauen, denen ich begegnen durfte. Für viele ein Halt, ein wichtiger Orientierungspunkt in ihrem Leben. Für manche auch ein Anstoß, ein Reibebaum, ein Ärgernis. Maria Loley hat niemanden unberührt gelassen. Sie war herausfordernd mit ihrem unbedingten Einsatz für Menschen in Not, egal woher sie kommen, welche Religion sie haben.

Ihr Einsatz für die vielen Flüchtlinge der Jugoslawienkriege war manchen schon zu viel. 1995 wurde sie Opfer einer Briefbombe, ebenso wie der damalige Wiener Bürgermeister Helmut Zilk. Sie ließ sich nicht entmutigen. Im Gegenteil: Sie begründete die "Bewegung Mitmensch", die bis heute Menschen in Not, Flüchtlingen ebenso wie Einheimischen, hilft. 1924 geboren, hat sie als junge Frau 1945 den "Brünner Todesmarsch" in ihrer Heimat Poysdorf erlebt, das Flüchtlingselend in seiner schlimmsten Form. Das hat ihr Leben geprägt. Sozialarbeiterin, Fürsorgerin im Jugendamt, Familienberaterin: Sie war mit allen menschlichen Nöten vertraut.

Bis zum Schluss hat sie dafür gekämpft, dass die Gleichgültigkeit in unserer Gesellschaft nicht überhandnimmt. In Kälte und Gefühllosigkeit sah sie die Hauptübel unserer Gesellschaft. Für sie waren Menschen, denen sie begegnete, nicht zuerst arm oder reich, Flüchtlinge oder Einheimische. Nein, "da begegnet mir ein Mensch. Ein Mensch, wie ich einer bin." Ich bin dankbar, dass ich Maria Loley begegnen durfte. Sie war einfach ein Mensch. Ein großartiger Mensch.

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