Österreich

Markus Reiter: "Ich habe alle Carsharing-Apps"

Heute Redaktion
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Der neue Neubauer Bezirkschef Markus Reiter im Gespräch mit "Heute"-Redakteurin Gerda Mackerle
Der neue Neubauer Bezirkschef Markus Reiter im Gespräch mit "Heute"-Redakteurin Gerda Mackerle
Bild: Helmut Graf

Markus Reiter (46) wurde am Donnerstag als neuer grüner Bezirksvorsteher des siebenten Bezirks angelobt. Mit "Heute" spricht er über seine Pläne, Fußball und Carsharing.

Ankick für den neuen Neubauer Bezirkschef: Markus Reiter war Mitbegründer des "neunerhauses", ist seit 2000 Obmann der Sozialeinrichtung, die etwa die gesundheitliche Versorgung von Obdachlosen anbietet. Seit 2001 ist er als Bezirksrat für die Neubauer Grünen aktiv. Der in Gmunden geborene Grüne wohnt seit 1996 in Wien. Am Donnerstag, den 30. November, wird Reiter als grüner Bezirksvorsteher von Neubau angelobt, folgt damit dem "grünen Urgestein" Thomas Blimlinger als Bezirkschef des siebenten Bezirks nach. "Heute" traf den neuen Bezirkschef zum Gespräch im Café Nil, wo der Vater von zwei Töchtern (11, 13) und einem Sohn (3) Frucade bestellt.

"Heute": "Herr Reiter, bei Phettbergs Netter Leitshow hieß es immer 'Frucade oder Eierlikör'. Sind Sie ein Fan?"

Markus Reiter: "Ich habe sicherlich eine Affinität zum Kabarett und zur Satire, ich lache gerne. Ich habe bei meiner Arbeit im neunerhaus auch oft genug die skurrilen Seiten des Lebens erlebt – oft ist es eine Mischung aus skurril, melancholisch und traurig. Aber man kann auch drüber lachen."

"Heute": "Was nehmen Sie aus Ihrem Job im neunerhaus mit? Gehen Sie schweren Herzens?"

Reiter: "Natürlich habe ich Wehmut. Es ist schon etwas wie mein Lebens- und Herzensprojekt geworden. Das wird es auch bleiben. Was ich mitnehme, ist, mutig und offen Dinge anzupacken, die soziale Einstellung mit den Menschen und für die Menschen. Das dritte, was ich mitnehme, ist die prekäre Situation – und ein offenes Ohr für die vielen Sorgen und Nöte, die Menschen haben. Österreich war noch nie so reich wie jetzt. Aber wir haben ganz viele Schätze, an denen wenige teilhaben können. Für diese Menschen möchte ich ein Sprachrohr bleiben."

"Heute": "Was werden Sie am 1. Dezember machen?"



Reiter: Am 1. Dezember werde ich – hoffentlich halbwegs ausgeschlafen – natürlich als erstes durch die Amtsräume gehen. Wir haben gleich eine Besprechung mit Thomas Blimlinger, der uns nicht nur als Neubauer erhalten bleibt, sondern uns auch im Sinne einer gemeinsamen, guten Übergabe unterstützend berät. Dann werde ich die Projekte, die ich vorhabe, angehen. Wir wollen nächstes Jahr die ersten Begrünungsmaßnahmen in der Richtergasse vornehmen, vielleicht auch in der Zieglergasse."

"Heute": "Was haben Sie noch geplant?"

Reiter: "Ein Masterplan Begrünung soll kommen. Gegen die Klima-Erwärmung müssen wir rasch etwas tun. Und: Ich freue mich auf den 6. Dezember, wo wir die künstlerische Gestaltung für den Platz der Menschenrechte präsentieren.

Außerdem wird der Josef-Strauß-Park erneuert. Und der U-Bahn-Bau kommt auf uns zu. Es ist nicht nur ein Segen. In der Kirchengasse/Ecke Lindengasse wird es für die Unternehmen und Anrainer während der Bauarbeiten eine Belastung geben. Ich möchte mit allen rasch eine Perspektive schaffen, wie es nach der Fertigstellung weitergeht."

"Heute": "Ein weiteres Projekt ist das Sophienspital..."

Reiter: "Wir wollen ein Neubau, das für alle leistbar bleibt. Wichtig ist, dass wir dort leistbaren Wohnraum schaffen. Wir brauchen Volkschulklassen, Kinderbetreuungsstellen, Grünraum. Außerdem wünsche ich mir eine Öffnung zum 15. Bezirk und zum Westbahnhof. Der siebente Bezirk ist ein offener Bezirk. Wichtig ist, auf die Menschen zuzugehen, zuzuhören, die Menschen kennenzulernen. Ich will die Neubauer einladen, mitzuwirken."

Auf die Frage nach seinem Alter denkt Reiter kurz nach, er ist 46 und im Juni geboren. Sein Sternzeichen ist Zwilling...

Reiter: Witzig war: Bei meinem Horoskop am Sonntag stand unter meinem Sternzeichen "Zwillinge": Gerade bei Saturn sind die letzten Meter schwer, aber denken Sie daran: Es sind die letzten Meter. Ich gehöre zu den typischen Horoskoplesern – um mich zu amüsieren und eine nette Abwechslung zu haben. Ich bin ansonsten eher der Pragmatiker und Realo."

Heute:"Wohnen Sie in Neubau?"

Reiter:"Ich habe lange im siebenten Bezirk in der Zieglergasse gewohnt, bin ja auch seit 2001 Bezirksrat. Bei meiner ersten Reise nach Wien mit der Handelsakademie waren wir im 7. Bezirk untergebracht, meine erste Wohnung in Wien war in Neubau. Dass ich jetzt Bezirksvorsteher werde, hätte ich nie geglaubt. Derzeit wohne ich mit meiner Familie im nächsten grünen Bezirk – in Währing."

Heute:"Warum sind Sie nach Währing gezogen?"

Reiter: "Wegen der Liebe. Der Überzeugung, des Herzens, der Leidenschaft wegen will ich wieder nach Neubau ziehen. Das habe ich mit meiner Frau vereinbart. Ich will ja Bezirksvorsteher sein und hier leben.

Heute:"Fahren Sie Auto, U-Bahn oder Rad?"

Reiter:"Ich versuche, einen neuen Weg zu gehen. Ich habe vor zwei Jahren den Familienkombi verkauft und gesagt, wir probieren, weg vom Besitzauto zu gehen. Ich fahre mit dem Rad, mit den Öffis, wir gehen zu Fuß. Aber wir mieten auch Autos. Ich habe alle Carsharing-Apps die es gibt. Das ist etwas, was ich gern auch forcieren möchte – und ich möchte weggehen von der Konfrontation."

Heute:"Haben Sie Hobbys?"

Reiter:"Wir haben vom neunerhaus einen Fußballklub gegründet, wo Betroffene, Mitarbeiter, Freunde, Leute von Baufirmen und andere einmal pro Woche spielen. Ich koche und esse gern, fahre gern Ski. Außerdem ist mir Kunst und Kultur wichtig."

Heute:"Was brauchen die Grünen?"

Reiter:"Was ich erlebe, ist, dass soviel auf Konfrontation war. Da sind schon Fronten entstanden mit dem Heumarkt-Projekt. Das hat Wunden aufgerissen. Da kann ich nur appellieren: Stellen wir uns den Zukunftsfragen, binden wir Leute von außen ein. Öffnen wir die Strukturen. Schaffen wir Angebote, sich temporär einzubringen."