Niederösterreich

Marokkaner mussten wie Sklaven auf Pferdehof hausen

Ein Austro-Marokkaner (29) aus Graz holte aus seiner Heimat Billigstarbeitskräfte, kassierte dafür und vermittelte die Männer auf Pferdehöfe.

Teilen
Die Billigarbeitskräfte mussten auf einem Pferdehof schuften.
Die Billigarbeitskräfte mussten auf einem Pferdehof schuften.
BMI

Ein in Graz lebender österreichischer Staatsbürger (29) marokkanischer Herkunft soll von Anfang 2021 bis jetzt zumindest 36 Marokkaner als Billigkräfte in Mangelberufen für Österreich angeworben haben.

Bauernfang im Hinterland

Im marokkanischen Hinterland ging man auf "Bauernfang", versprach eine Arbeit in Österreich und eine mögliche Weiterreise innerhalb Europas. "Einfach das Blaue vom Himmel wurde versprochen", so ein Ermittler. Die Familien der 36 Opfer mussten dann 6.000 bis 8.000 Euro an einen Mittäter des 29-Jährigen überweisen.

1/4
Gehe zur Galerie
    Hier hausten die Helfer aus Marokko.
    Hier hausten die Helfer aus Marokko.
    BMI

    Der Komplize des 29-Jährigen nahm dann Kontakt zu Pferdehöfen auf, der Pferdehofbetreiber suchte mit den erhaltenen Daten beim AMS um eine Arbeitsgenehmigung an und erhielt - bei positiver Bescheidung - eine befristete Arbeitsdauer von maximal neun Monaten pro Jahr. Nach Erhalt des Bescheides übermittelte der Arbeitgeber die Papiere an die österreichische Botschaft in Rabat. Der künftige Hilfsarbeiter bzw. Saisonarbeiter wurde dann von Komplizen zur Botschaft gebracht, um alle Formulare auszufüllen.

    Nach Ausstellung eines D-Visus wurden die überwiesenen 6.000 bis 8.000 Euro freigegeben (Flug kostet 400 Euro, Visum 150 Euro, Rest Gewinn der Täter, Anm.). 

    5.000 Euro Profit pro Kopf

    Dann bekamen die 36 Marokkaner ein Flugticket, flogen nach Wien-Schwechat (Bruck). Von dort wurden die Marokkaner von Komplizen oder direkt vom Arbeitgeber abgeholt. Dann wurden die Billigkräfte dem Arbeitsplatz in Kärnten und der Steiermark zugeführt. Ein Teil der Marokkaner setzte sich in andere Staaten ab, ein Teil der Arbeiter hauste und arbeitete unter desolate Umständen.

    "36 geschleppte Menschen ist erst der Anfang. Die Ermittlungen gehen ja weiter. Der Schlepper bzw. Komplize machten pro Kopf 5.000 Euro aufwärts Profit", so ein Ermittler.

    Das sagt Minister

    Innenminister Gerhard Karner (VP) dazu: „Durch die akribische Arbeit der Ermittler konnte einer skrupellosen Schlepperbande das Handwerk gelegt und ein wichtiger Schlag gegen diese abscheuliche Form der organisierten Kriminalität geführt werden. Die Bekämpfung der Schlepperei gehört zu den aktuellen Schwerpunkten der Arbeit der österreichischen Polizei – vor allem auch im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit."

    Auch Minister-Kollege Magnus Brunner (VP) gratulierte: „Eine der Kernaufgaben der Finanzpolizei ist die Ermittlung und Kontrolle im Bereich des Sozialbetruges und der organisierten Schattenwirtschaft. Es geht dabei einerseits um den Schutz der finanziellen Interessen der österreichischen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler und andererseits um den Schutz der redlichen Wirtschaft in unserem Land. Mich freut es, dass durch die gute und enge Kooperation der Ermittlungsbehörden ein erfolgreicher Schlag gegen die Schlepperei sowie die mutmaßliche illegale Ausländerbeschäftigung, Ausnützung von Fremden und den Verdacht der illegalen Gewerbeausübung gelungen ist. Die Finanzpolizei konnte hier durch arbeits- und beschäftigungsrechtliche Kontrollen aufdecken, dass die Pferdepfleger unter teilweise schlechten Bedingungen und schlechter Bezahlung ausgebeutet wurden. Durch derartige Ermittlungserfolge gelingt es uns, redliche heimische Unternehmerinnen und Unternehmer vor jenen zu schützen, die sich durch illegale Praktiken einen Wettbewerbsvorteil verschaffen wollen.“