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"Spider-Man Remastered": Mehr als ein neues Gesicht

Etwas über zwei Jahre alt, ist "Marvel's Spider-Man" eigentlich kein Kandidat für ein Remaster. Dass es aber überragend funktioniert, zeigt der Test.

Rene Findenig
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Mit der neuen PlayStation 5 schwingt sich auch der neue Spider-Man Miles Morales über die Sony-Konsole. Doch auch der "alte" Held Peter Parker hat mit "Marvel's Spider-Man Remastered" von Insomniac Games einen PS5-Auftritt spendiert bekommen. Dabei kommt nicht nur die neueste Technik der Konsole wie bessere Lichteffekte und Raytracing zum Einsatz, auch das Spiel-Gesicht von Hauptfigur Peter Parker wurde durch ein neues ersetzt. Seltsam, aber nachvollziehbar.

"Marvel's Spider-Man" sah schon auf der PlayStation 4 fantastisch aus und spielte sich ebenso. Netzschwingen und Kämpfen gingen mit der Spinne sofort ins Blut über , die Neuinterpretation der "Sinister Six"-Bösewichte überzeugte auch Hardcore-Comicfans und das Spiel gab sowohl dem Helden Spider-Man, als auch dem Mann unter der Maske, Peter Parker, einen glaubwürdigen und emotionalen Auftritt. Kurz: Es war eines der besten Superhelden-Spiele überhaupt.

Technisch stark verbessert

Warum man dennoch zum Remaster greifen sollte, liegt vor allem an den technischen Verbesserungen, die auch der "alte" Spider-Man von Miles Morales geerbt hat. Dazu zählen neben den erwähnten Lichteffekten und Raytracing auch das noch flüssigere Gameplay, die weit höheren Frameraten, die blitzschnellen Ladezeiten, neue Gesichts- und Bewegungsanimationen und nicht zuletzt das haptische Feedback, das der neue DualSense-Controller ermöglicht.

Der Schock über Peter Parkers neues Gesicht währt indes nur kurz, schnell hat man sich an den neuen, jugendlicheren Protagonisten gewöhnt. Tatsächlich entspricht der überarbeitete Look auch besser dem Alter, das Peter Parker im Abenteuer in etwa haben sollte. Nicht nur Peters, auch die Gesichter aller anderen Charaktere wirken nun weniger wie Plastikmasken, sondern mit ihren detaillierten Bewegungen und Emotionen weit realistischer.

Kleine Änderungen, große Wirkung

Auch die Haare der Figuren, eine der größten Herausforderungen für jeden Spielentwickler, profitieren von der PlayStation 5. Vor allem die Frisur von Peters großer Liebe Mary Jane Watson sehen nun natürlich und nicht wie eine Perücke aus. Grinser, Falten, gehobene Augenbrauen oder Zornesröte in Gesichtern: Es sind zahlreiche kleine Verbesserungen, die aber eine extrem große Auswirkung auf das Erleben des Remastered-Abenteuers um "Spidey" haben.

Durch die neuen Lichteffete wirkt das Spiel nun auch insgesamt etwas heller. Verschwanden in manchen Szenen Teile der Spider-Man-Maske oder des ganzen Anzugs im Schatten, gibt es nun deutlich jede einzelne Gesichtsbewegung und jeden Bauchmuskel der offenbar etwas muskulöser gewordenen Spielfigur zu bestaunen. Und auch wenn New York City weiter über viele immer wieder auftauchende Wolkenkratzer- und Hausmodelle verfügt, die besonderen wie das Empire State Building wurden gehörig aufpoliert.

Das war auf der PS4 unmöglich

Zwar nicht oft, aber an den berühmtesten Schauplätzen, kann sich Spidey nun über sein messerscharfes Spiegelbild in Fensterscheiben freuen, die Sonne blitzt immer wieder in den Straßenzügen durch Reflektionen von Autos und Gebäuden auf und Innenräume zeigen weit komplexere Ausleuchtungen und Schattenmodelle. Achtet man auf die vielen, vielen grafischen Kleinigkeiten, zeigt sich, was die PS5-Version alles bietet, das auf der PS4 noch unmöglich gewesen wäre.

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Hat man die Neuerungen einmal gesehen, ist auch eine Rückkehr zur PS4-Version unmöglich. Anders als im Original ist man nun auch ständig dazu verleitet, Haupt- und Nebenmissionen einfach mal zu ignorieren und sich auf Touristentour durch New York zu begeben. Dabei entdeckt man einen neon-erleuchteten Times Square spätnachts oder einen traumhaften Sonnenaufgang auf der Spitze eines der höchsten Wolkenkratzer der Spielstadt.

Neues Erlebnis durch Controller

Auch für die Finger gibt es etwas Neues: Der DualSense-Controller glänzt mit haptischem Feedback und seinem neuen, an die Situation angepassten, Widerstand der Trigger-Tasten sowohl beim Netzschwingen, als auch in den Kämpfen. Dazu kommt der neue 3D-Sound, der uns punktgenau hören lässt, ob Passanten uns von hinten oder vorne anquatschen oder ob Feinde von links oder rechts heranrauschen. Grafisch kann man übrigens zwischen einem 4K-30fps-Modus mit allen neuen Details und Raytracing oder einem Performance-Modus mit 60fps, aber weniger Details wählen.

In der Remastered-Version sind auch alle drei Erweiterungen des Originalspiels bereits enthalten, was für jeweils rund fünf bis sieben weitere Spielstunden des gut 15 bis 20 Stunden dauernden Abenteuers sorgt. Ebefalls neu im Remaster: Fast komplett fehlende Ladezeiten, mehr Spieleinstellungen bei Kämpfen und Steuerung und ein paar neue Funktionen im Fotomodus für die eifrigen Ingame-Knipser unter euch. Auf der PlayStation 5 wird "Marvel's Spider-Man Remastered" zur ultimativen Version des Spiels und ein Pflichtgame auch für jene, die bereits alles im Original entdeckt haben.