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"Maskmaker" im Test: Magisches VR-Masken-Märchen

Mit "A Fisherman's Tale" haben die Entwickler InnerspaceVR ein VR-Meisterwerk abgeliefert. Dass dies kein "One Hit Wonder" war, beweist "Maskmaker".

Rene Findenig
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    Ähnlich anspruchsvoll wie der Vorgänger "A Fisherman's Tale" ist auch das neue Projekt namens "Maskmaker" des Entwicklerstudios InnerspaceVR.
    Ähnlich anspruchsvoll wie der Vorgänger "A Fisherman's Tale" ist auch das neue Projekt namens "Maskmaker" des Entwicklerstudios InnerspaceVR.
    InnerspaceVR

    Als Anglerpuppe Bob versuchte man Anfang 2019 im VR-Game "A Fisherman's Tale", im Angesicht eines drohenden Sturms die Spitze eines Leuchtturms zu erreichen, um dort ein Leuchtfeuer zu entzünden. Auf dem Weg dorthin warteten jede Menge smarter Rätsel, die sich über mehrere Dimensionen erstrecken. Das Innovative daran: Der Spieler wurde zur Holzpuppe im Leuchtturm, deren Bewegungen eine andere Puppe vor dem Leuchtturm in ihrer eigenen Leuchtturm-Welt nachahmte.

    Ähnlich anspruchsvoll ist auch das neue Projekt namens "Maskmaker" des Entwicklerstudios InnerspaceVR. Wiederum herausgegeben von Vertigo Games, ermöglicht uns das Spiel für PlayStation VR, Oculus, Steam VR und Viveport, Gesichtsmasken in einer VR-Welt selbst herzustellen sowie zu dekorieren und mit ihnen die Kontrolle über mysteriöse Wesen einer fremden Welt zu übernehmen, die offenbar von einer Entität namens Prospero regiert wird.

    Lehrling auf den Spuren des Meisters

    Der Spieler schlüpft in "Maskmaker" in die Rolle eines Lehrlings, der die hohe Kunst der Maskenherstellung beigebracht bekommt. Doch die Masken besitzen ihr Eigenleben: Einmal aufgesetzt, entführen sie uns in fremde Welten, in denen Prospero uns in seiner Welt begrüßt. Um in dieser Welt Entdeckungen zu machen, müssen Rätsel gelöst und Puzzles entwirrt werden. Dabei kann man jederzeit die gerade getragene Maske absetzen, wodurch man zurück in die Masken-Werkstatt gelangt und dort neue Masken herstellen kann.

    Vorlagen für die Masken bekommt der Spieler dadurch, dass er Figuren in der Spielwelt mit seinem Fernglas ins Auge fasst. Danach müssen allerdings noch die Einzelteile für die Masken zusammengesammelt werden. Fischt man dazu Muscheln mit einer Angelvorrichtung aus dem Meer oder sammelt Steine am Strand ein, werden diese automatisch in einem Inventar in der Werkstatt hinterlegt. Das führt schnell zu Suchtpotenzial, denn auch wenn es Sammel- und Suchaufgaben gibt, drängt sich dies nie in der Vordergrund, sondern ist automatischer Teil der Erforschung der Spielwelt.

    Genialer Mix aus Entdecken und Basteln

    Der Mix aus Entdeckung und dem Herstellen der Masken bietet einen Reiz, den das Spiel bis zum Schluss extrem hoch halten kann. Vor allem, weil beide Teile abwechselnd in schön spielbaren Happen präsentiert werden. Weder läuft man minutenlang in der Spielwelt durch die Irre, sondern trifft auf überschaubare Areale – noch müht man sich bei der Maskenherstellung sonderlich ab. Die Masken werden erst aus einem Stück Holz gehauen, danach bemalt und am Ende mit den gesammelten Items verziert. Schnell wächst die Maskensammlung immer weiter an.

    Das Prinzip ist, einmal durchschaut, recht simpel: In der Rolle des jeweiligen Masken-Wesens löst man in einem Areal Rätsel und Puzzle und wechselt dann in die Haut einer anderen Figur, wenn man gerade an einer Stelle nicht weiterkommt. So komplettiere sich nach und nach große Puzzle-Konstrukte und legen ihrerseits wieder neue Gebiete frei. Das geschieht durchaus logisch: Versperrt Unkraut den Weg, schlüpft man in die Maske der Figur auf der anderen Seite des Dornengeflechts, sammelt dort Materialen für ein Giftgemisch ein und legt es in eine Transportvorrichtung. Wieder zurück gewechselt, kann die erste Figur nun das Gift aufnehmen, aussprühen und einen neuen Durchgang öffnen.

    Präzise und simple Steuerung

    Die Steuerung von "Maskmaker" setzt auf Komfort: Als Spieler kann man sich sowohl "normal" flüssig fortbewegen, als auch drehen und von Punkt zu Punkt teleportieren. Damit keine Übelkeit aufkommt, haben die Macher an sämtliche Einstellungen wie graduelles Drehen, eine Art Bildschirmraster oder eine Vignette gedacht. Im Fall der getesteten PlayStation-VR-Version werden die beiden Move-Controller zur Steuerung verwendet. Ihre Butten-Belegung ist simpel gehalten und geht schnell ins Blut über. Gespielt wird übrigens aus der First-Person-Perspektive mit eingeblendeten Avatar-Händen, die präzise reagieren.

    Picture

    Die Grafik ist für VR-Verhältnisse überragend: Sowohl Werkstatt als auch Maskenwelt sind scharf geraten und gehen beinahe vor Objekten über. Auch die Weitsicht kann sich sehen lassen: In kaum einem anderen Game blickt man in die Ferne und kann Wolken, Berggipfel, Sonnenuntergänge und sich im Wind wiegende Bäume bewundern. Allzu detailliert sind die Objekte und Umgebungen zwar nicht ausgefallen, der Grafik-Stil und die Gestaltung machen das aber locker wett. Großes Lob gibt es auch für die englische Sprachausgabe (mit deutschen Untertiteln), die vor Enthusiasmus geradezu sprüht.

    Ein magisches VR-Masken-Märchen

    Wer "A Fisherman's Tale" mochte, der kann "Maskmaker" guten Gewissens in Angriff nehmen. Wieder sind logische, aber knackige Rätsel und ein innovatives Entdeckungs-Konzept in einer ansprechenden Geschichte verpackt, die manches Mal sogar mit einigen Überraschungen aufwarten kann. Einziger Kritikpunkt am Spiel: Das Herstellen der Masken hätte ruhig etwas komplexer ausfallen dürfen.

    In der jetzigen Form haut man die jeweilige Maske nur grob aus einem Holzklotz und bemalt und bestückt sie dann fast automatisiert. Abseits davon überzeugt "Maskmaker" auf ganzer Linie. Die VR-Grafik ist sehenswert, die Darstellung nimmt Rücksicht auf VR-Zartbesaitete, das Gameplay hält mit einem angenehmen Mix aus Sammeln und Entdecken bei der Stange und die Story zeigt keinerlei Durchhänger. Ein magisches VR-Masken-Märchen, das Rätselfreunde begeistern wird.