Erst die Airbag-Pflicht mit gut 40 beantragten Ausnahmen, nun der nächste Material-Streit im Ski-Weltcup. Mit einem speziellen Schienbeinschoner-Modell sorgt der französische Abfahrts-Star Cyprien Sarrazin aktuell für Aufregung. Österreichs Abfahrts-Cheftrainer Sepp Brunner schlug deshalb bereits Alarm und warnte vor schwerwiegenden Folgen.
Immer mehr Ski-Stars setzten zuletzt auf Schienbeinschoner. Diese stellen eine direkte Verlängerung des Skischuhs dar, ermöglichen eine direktere Kraftübertragung auf den Ski. Dadurch können engere, direktere Linien gefahren werden. Der Franzose Sarrazin ging da aber noch einen Schritt weiter und setzte auf einen Schienbeinschutz, der den kompletten Unterschenkel umschließt. So soll die Kraftübertragung auf die Ski noch stärker funktionieren.
"Es ist für mich sehr verwunderlich, wie man mit einem solchen Teil überhaupt Skifahren kann. Diese Konstruktion führt dazu, dass alles noch aggressiver und direkter wird", meinte ÖSV-Cheftrainer Brunner im "Blick". Sollte der 30-Jährige damit Erfolge feiern, "werden sich die jungen Athleten selbstverständlich auch einen solchen Spezialschoner anfertigen lassen. Das wird dazu führen, dass wir künftig noch mehr Verletzte haben werden", mahnte Brunner.
Bedenken, die auch Hannes Trinkl, der FIS-Rennsport-Direktor für den Speed-Bereich, teilt. "Wir wollten im letzten Frühling im Reglement eine Einschränkung dieser Schützer vornehmen, wir sind damit aber bei der Sitzung mit nationalen Verbänden nicht durchgekommen. Die Weiterentwicklung dieser Schienbeinschützer ist für mich schon sehr gefährlich", meinte der Oberösterreicher.
Bei den Ski-Stars selbst halten sich die Bedenken aber in Grenzen. Auch bei Gesamtweltcupsieger Marco Odermatt, der selbst aufgrund anhaltender Schmerzen am Schienbein begann, Schoner zu tragen. Es müsse "individuell betrachtet werden. Es gibt Athleten, die wegen Rückenbeschwerden mit einem Nierengurt Rennen bestreiten. Lindsey Vonn gibt ihr Comeback mit einer Knieprothese. Deshalb spricht nichts dagegen, das Rennfahrer wie Cyprien und ich mit Schienbeinschonern fahren", meinte der Schweizer Ski-Star. Sarrazin hatte sich 2018 einen Schienbeinbruch zugezogen.
