Wien

Baustelle mit Matratze gesichert, Dach stürzte ein

Meidlinger leiden unter ständigen Baustellen. Um an einem Gasthaus Schäden abzuwenden, legten Arbeiter Matratzen auf dessen Dach: Es krachte zusammen.

Für Wirt Butkovic Suad (55) und Anrainerin Sabina Nassner-Nitsch (55) sind die jahrelangen Baustellen "unerträglich".
Für Wirt Butkovic Suad (55) und Anrainerin Sabina Nassner-Nitsch (55) sind die jahrelangen Baustellen "unerträglich".
Denise Auer

Der kühlste und grünste Ort in der Gierstergasse ist der Gastgarten des Giersterbräus. Wohl genau deswegen haben sich einige Vogelarten den Garten als Nistplatz ausgesucht. Rund um das Idyll herrscht jedoch Baustelle: Gleich vier Baustellen in direkter Umgebung machen Anrainern und Geschäftstreibenden das Leben schwer – und das schon seit Jahren. Kaum ist ein Neubau fertig, wird das nächste Haus abgerissen.

"Meine Existenz ist bedroht"

Beim Lokalaugenschein von "Heute" schildert Wirt Butkovic Suad (55) die Situation. Seinen Gastgarten kann der Wirt nach einer gründlichen Reinigung nur wenige Stunden am Abend nutzen. Anwohner und Firmen, die regelmäßig zum Mittagessen kamen, sieht er kaum mehr. "Meine Existenz ist bedroht", ist Butkovic verzweifelt.

Nachdem der Gastronom zwei Jahre Corona überlebte, leidet sein Geschäft nun unter einer der direkt angrenzenden Baustellen: "Während dem Abriss haben Arbeiter als 'Schutz' Schlafmatratzen auf meinen Zaun und ein Dach gelegt", erzählt er.

Als ein Haufen Schutt auf die Überdachung krachte, stürzte ein Teil ein und verursachte einen Schaden von 35.000 Euro. "Wenn sie eine Matratze von Ikea verwendet hätten, vielleicht hätte es geklappt", so Butkovic trocken. Aber immerhin: Die Polsterung bescherte dem Schutt eine weiche Landung.

"Wir leben auf der Baustelle"

Alleine gelassen und hilflos fühlt sich Anrainerin Sabina Nassner-Nitsch (55): "Wir leben in Staub und Lärm zu jeder Tages- und Nachtzeit. Wir können einfach nicht mehr", klagt sie. Über den Ablauf der Bauarbeiten würden Anwohner so gut wie keine Informationen bekommen. "Man hat das Gefühl, dass jeder machen kann, was er will."

In der Gasse, in der sie seit 1997 lebt, fühlt sie sich nicht mehr wohl: "Das Grätzl entwickelt sich sehr zum Nachteil, wir leben auf der Baustelle. Die alten Häuser hatten Innenhöfe mit Bäumen und Pflanzen." Auf Anfrage von "Heute" bestätigt das Büro von Bezirksvorsteher Wilfried Zankl (SPÖ), dass bereits mehrere Beschwerden von Anrainern eingegangen sind.

"Generell sind Baustellen natürlich für alle eine Belastung. In Wien gehören sie zu den lästigen, aber nicht verhinderbaren Begleiterscheinungen des Großstadtlebens", so die Stellungnahme. Gesetzliche Bestimmungen seien aber einzuhalten. Dies habe die zuständige MA 36 auch wiederholt überprüft und keine Verstöße feststellen können. Sollten Anwohner Missstände bemerken, bittet man diese zu dokumentieren und dem Magistrat oder der Baupolizei zu melden.