Politik

Matthias Strolz: Das ist der Shooting-Star der NEOS

Heute Redaktion
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Der 39-jährige Vorarlberger aus Bludenz hat an diesem Wahlsonntag die Sensation geschafft: Matthias Strolz brachte seine Partei, die NEOS, mit einem Schlag ins Parlament. Alles über den bunten Unternehmer.

Alles über den bunten Unternehmer.

Am Montag haben sich die NEOS nach einer zu einer Parteisitzung getroffen. Für Strolz ist eine Rot-Schwarz-Pinke Koalition die Lieblingsvariante für eine künftige Regierung: "Die zwei brauchen Hilfe. Sie können nicht so weiter machen, wie bisher", sagte der 40-Jährige am Montag. Strolz, der die Partei vor nicht einmal einem Jahr aus der Taufe gehoben hat, will in der Regierung vor allem die Themen Bildungs- und Pensionsreform angehen.

Der Vorarlberger wurde am 27. Oktober 2012 zum NEOS-Vorsitzenden gewählt. Damals bestanden die pinken NEOS noch aus wenigen Dutzend Mitglieder, heute aus mehreren tausend. Hervorgegangen ist die Partei dabei als Produkt von Bewegungen wie „Phönix“ und „Österreich spricht“, die sich im Jahr 2012 für mehr Demokratie eingesetzt hatten.

Anfang März 2013 sind die  NEOS mit dem Liberalen Forum (LIF) und den Jungen Liberalen (JuLis) ein Wahlbündnis eingegangen (Das LIF hatte 2008 einen Comeback-Versuch - mit Parteigründerin Heide Schmidt an der Spitze - versucht, der mit 2,09 Prozent allerdings scheiterte). Ab dem 5. September warb auch Hans-Peter Haselsteiner, der zuvor nur als Geldgeber und Unterstützer für die Partei aufgetreten war, aktiv um Stimmen für die NEOS, wenngleich er selbst nicht auf den Wahllisten der Partei aufschien.

Liberale reloaded

Das aus Wald am Arlberg scheute in den letzten Monaten keine Mühe, um möglichst vielen Menschen klar zu machen, dass da eine neue pinke Bewegung entstanden ist, die eineinhalb Jahrzehnte nach dem Liberalen Forum wieder liberale Abgeordnete ins Hohe Haus lotsen will. In seiner Heimat Vorarlberg hat Sgtrolz mit einem Stimmenanteil von 13,2 Prozent für dieNEOS  ein Landesmandat geholt. Dieses dürfte voraussichtlich Gerald Loacker annehmen, der in Vorarlberg hinter Matthias Strolz den zweiten Listenplatz einnimmt.

Als Teenager war Strolz Vorarlberger Landesschulsprecher, als Twen war der promovierte Wirtschaftswissenschafter Vorsitzender des Österreichischen Hochschülerschaft an der Uni Innsbruck.

Politisch entstammt der 40-Jährige der ÖVP, für die Strolz Anfang des Jahrtausends auch parlamentarischer Mitarbeiter war, nämlich für Klubchef Karlheinz Kopf. Recht voran kam er in der Volkspartei nicht, was Förderer wie Ex-Vizekanzler Erhard Busek bis heute bedauern. Also versuchte er sich als Consulter der Firma promitto gmbh, der er bis zum Vorjahr als Geschäftsführer vorstand. Unter anderem für den ÖVP-Wirtschaftsbund.

Verheiratet, zwei Kinder

Strolz, der ein Ehrenzeichen des Europäisches Forum Alpbach für besondere Verdienste erhalten hat, ist verheiratet und Vater von drei Töchtern. Er betreibt Bikram-Yoga und spielt Saxophon und Klarinette. Mit seinem Charisma hatte es der Katholik geschafft, außer Haselsteiner auch unterschiedliche Persönlichkeiten wie den Mit-Initiator des Anti-Kirchenprivilegien-Volksbegehrens, Niko Alm, und den ehemaligen Vorsitzenden der Hoteliersvereinigung, Sepp Schellhorn, ins Boot zu holen.

Bildungsminister Strolz?

Wie es jetzt weitergeht, das haben die NEOs bereits vor der Wahl angekündigt: Der langjährige Strabag-Chef und ehemalige LIF-Parlamentarier Hans-Peter Haselsteiner, der die Partei im Wahlkampf auch finanziell unterstützt hat, hat. Das Match lautet jetzt: Matthias Strolz (bei einer schwarz-blau-pinken Koalition) versus Josef Ostermayer (bei Fortsetzung von Rot-Schwarz), bis dato SP-Berater von Kanzler Werner Faymann.

Strolz, der den ORF immer wieder kritisiert hatte, dass die TV-Duelle nur mit den Parlamentsparteien bestritten wurden, gab noch am Wahlabend als weitere Ziele die Gemeinderatswahlen in Wien und Salzburg an. "Wir wollen anpacken." Mit den Wahlkarten hofft der 40-Jährige, noch die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen und zehn Mandate zu erreichen.

Lesen Sie weiter: Das wollen die NEOS wirklichNEOs-chef Matthias Strolz hatte vor der Wahl angekündigt, die Politik in Österreich aufzumischen: "Wir werden gemäß unserer politischen Schwerpunkte den Jahrzehnte währenden Stillstand in wichtigen Zukunftsbereichen beenden. Parteipolitik raus aus der Schule, Autonomie und Vielfalt der angebotenen pädagogischen Konzepte rein."

Ad Pensionen: Die NEOS wollen Pensionsprivilegien abbauen, das faktische Pensionsalter auf 65 Jahre erhöhen und Anreize für private Vorsorge schaffen. Strolz will das Pensionssystem "enkelfit" machen: "Die Politik lässt uns nachfolgende Generationen sehenden Auges in die Altersarmut laufen."

Ad Staatsverschuldung. Die NEOS setzen sich für eine Senkung der Staatsschulden ein und wollen dabei ansetzen, eines der ihrer Meinung nach “teuersten Verwaltungssysteme der Welt” zu reformieren. Überregulierungen sollen geändert und die jährliche Neuverschuldung gebremst werden. Schulden abzubauen ist das Ziel. "Wir müssen aufhören, auf Kosten uns nachfolgender Generationen zu leben. Steuern und Abgaben senken." Dass das geht, führen andere Länder eindrucksvoll vor. Wichtig ist NEOS auch der sparsamere Umgang mit Steuergeld: "Wir ernten viel Zuspruch für unseren Vorschlag zur Senkung der Parteienförderung um 75 Prozent und somit auf deutsches Niveau. Das werden wir nach der Wahl nicht vergessen!"

Ad Bildung: NEOS steht im Bereich der Universitäten für eine grundlegende Reform der Finanzierung und hat ein umfassendes Konzept vorgelegt. "Wir wollen jeden erfolgreichen Ausbildungsplatz im Wettbewerb der autonomen Universitäten unabhängig von der Trägerschaft gleich dotieren", hatte NEOS-Mitglied Sepp Schellhorn angekündigt.

Die Partei fordert eine Mittlere Reife für alle. Und: Parteibücher raus aus der Schule: "Unsere Direktorinnen und Direktoren dürfen nicht mehr nach Parteibuch, wie bisher, sondern sollen endlich nach Qualifikation bestellt werden. Dafür müssen sie auch ihre Schule autonom führen und Personalentscheidungen treffen dürfen.", hatte Strolz gefordert.

Ad Jungunternehmer: Ein weiteres Ziel ist die Verbesserung von Rahmenbedingungen für Ein-Personen-Unternehmen (EPU) sowie Klein-und-Mittel-Unternehmen (KMU). NEOS sieht diese Gruppe politisch nicht gut vertreten, obwohl sie das Rückgrat der Österreichischen Wirtschaft darstellen. Start-Ups sind der Schlüssel für Innovation und neue Arbeitsplätze.

Die Einrichtung eines Jungunternehmerfonds aus Privatisierungserlösen, der mit einer Milliarde starten und mittelfristig auf zwei Milliarden Euro aufgestockt werden soll, würde hunderte Unternehmen beflügeln. Mit einem One-Stop-Shop System sollen Gründungen vereinfacht und beschleunigt werden. Großen Veränderungsbedarf sieht NEOS beim Gewerberecht. Auch die verpflichtende Kammer-Mitgliedschaft für Unternehmen ist den NEOS ein Dorn im Auge.

Ad Familen und Arbeit: Nach Ansicht der NEOS sollen Beruf und Familie für Mütter wie Väter vereinbar sein. Ihr erklärtes Ziel: Optimale Rahmenbedingungen für Familien zu schaffen, treffsichere Förderung und attraktive Angebote bei der Kinderbetreuung. Flexible Arbeitsmodelle stehen im Zentrum der familienpolitischen Forderungen von NEOS, um die gemeinsame Zeit mit Kindern zu maximieren.

NEOS fordert eine Offensive für Ausbau und Qualitätssteigerung von Kinderbetreuung durch Umschichtung der Familienförderung: Die Schaffung neuer Plätze für unter Dreijährige, den Ausbau der Qualität durch kleinere Gruppen und mehr Personal sowie Rechtsanspruch auf qualitätsvollen Kinderbetreuungsplatz ab dem ersten Geburtstag. Auch betriebliche Kinderbetreuungsplätze sollen gefördert, haushaltsnahe Kinderbetreuung dereguliert und entbürokratisiert werden.

Ad Sozialleistungen: “Wir haben die Vision, alle Sozialleistungen durch eine bedarfsorientierte Grundsicherung, ein ‘Bürger_innengeld’ zu ersetzen. Das geht nicht von heute auf morgen, aber wir wollen jetzt die Weichen stellen.” Zu diesem Zweck streben die NEOS Transparenz, Effizienz und Fairness an. Nach dem Motto: Wer mehr leisten will, soll auch profitieren.

Ad EU: Klare Strukturen, ein stärkeres Parlament, Direktwahl der Kommission, mehr Budgetdisziplin und eine gemeinsame Wirtschaftspolitik streben die NEOS in Sachen EU an: “Ein demokratisches Europa der Regionen statt konkurrierender Nationalstaaten. Unser Ziel: Wir wollen eine europäische Staatsbürgerschaft für aktiv beteiligte Bürger_innen.”

Ad Nachhaltigkeit: Nachhaltiges Wirtschaften zur Sicherung des sozialen Zusammenhalts ist ein Ziel der Partei, Ökologie und Qualität sehen die NEOS als Grundlage für langfristiges Wachstum. Sie streben ein Ende der Zwangsmitgliedschaften, weniger Bürokratie, mehr Investitionen in Forschung, Bildung und Infrastruktur an und wünschen sich mehr unternehmerische Freiheit und eine ökologisch nachhaltige Entwicklung.