Wirtschaft

MediaMarkt/Saturn ignoriert Kollektivverträge

Heute Redaktion
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Die Gewerkschaft kritisiert weiterhin die Arbeitsbedingungen bei MediaMarkt/Saturn. Zwar gebe es keine Leibesvisitationen mehr, wie sie zu Jahresbeginn bekannt geworden waren, Taschenkontrollen finden laut GPA-djp aber nach wie vor statt. Der Kollektivvertrag wird ignoriert. Und noch immer gibt es keinen Betriebsrat.

, wie sie zu Jahresbeginn bekannt geworden waren, Taschenkontrollen finden laut GPA-djp aber nach wie vor statt. Der Kollektivvertrag wird ignoriert. Und noch immer gibt es keinen Betriebsrat.

Untermauert wurde die Forderung nach Betriebsratswahlen und besseren Arbeitsbedingungen bei der Elektro- und Elektronikhandelskette mit einer Umfrage unter den rund 2.400 Beschäftigten. Der Rücklauf war mit 14,3 Prozent bzw. 342 retournierten Fragebögen gut gewesen.

Kollektivverträge ignoriert

Es gebe Probleme mit der Einhaltung der kollektivvertraglichen Rahmenbedingungen nicht nur in einer Filiale, so GPA-djp-Chef Wolfgang Katzian. Es sei klar, dass Handlungsbedarf bestehe.

Taschen bei 90% kontrolliert

Für den stellvertretenden GPA-djp-Bundesgeschäftsführer Karl Proyer sind die Taschenkontrollen eine relativ fragwürdige Angelegenheit. 89 Prozent der Befragten hätten angegeben, dass nach dem Verlassen der Filiale ihre Taschen kontrolliert worden seien. Rund ein Viertel habe seinerzeit im Jänner erklärt, dass eine Leibesvisitation durchgeführt worden sei, mittlerweile seien diese aber offensichtlich eingestellt.

"Misstrauenskultur"

Aus den persönlichen Kommentaren in der Umfrage lasse sich herauslesen, dass die Menschen schwer umgehen könnten mit der "permanenten Misstrauenskultur", so Katzian.

Lohn unter Kollektivvertrag

32 Prozent der Befragten gaben an, dass die vereinbarte Arbeitszeit nicht eingehalten werde. Bei 26 Prozent würden die Wochenstunden willkürlich hinauf- und hinuntergesetzt. 62 Prozent gaben an, Vor -und Nacharbeiten außerhalb der Öffnungszeiten nicht bezahlt zu bekommen, wie das der Kollektivvertrag eigentlich vorschreibt. Nur für jeden Zweiten eingehalten werde die so genannte "Schwarz-Weiß-Regel" im Handel, derzufolge auf einen Samstag, an dem nach 13 Uhr gearbeitet wird, ein arbeitsfreier Samstag folgen muss. Zudem fänden Schulungen überwiegend in der Freizeit statt. 33 Prozent gaben an, im Krankenstand angerufen zu werden.

Kein Betriebsrat vorhanden

89 Prozent der Befragten wünschen sich die Gründung eines Betriebsrates. Für die Gewerkschaft sei diesbezüglich der erste Weg, sich an die Geschäftsführung zu wenden, um Gespräche zu führen. Diese Gesprächsbereitschaft wird aber offenbar vermisst. Die GPA-djp habe nach dem per Anfang April erfolgten versucht, diesen Weg einzuschlagen, und habe als Zeithorizont "vielleicht im Herbst" als Antwort erhalten. Man wartet nun in nächster Zeit auf Signale. Sollte die Geschäftsführung dieses Angebot zum Dialog nicht annehmen, habe man keine Alternative, als die zuständigen Behörden (Arbeitsinspektorate, Gebietskrankenkassen) einzuschalten.

Gewerkschaft mahnt zur Korrektheit

Die GPA-djp verlangt auch, dass Leibesvisitationen und Taschenkontrollen endgültig und ausnahmslos abgestellt werden müssen. Zudem müssten Probleme mit der korrekten Einhaltung und Abrechnung der Arbeitszeit sofort gelöst werden, die kollektivvertraglichen Bestimmungen (Schwarz-Weiß-Regel) eingehalten und die Beschäftigten bei der Gründung eines Betriebsrates unterstützt werden.

Bei MediaMarkt-Saturn ist laut Proyer im Gegensatz zu anderen Handelsunternehmen eine zentrale Betriebsratswahl nicht möglich. Sie muss in jeder Filiale erfolgen. Die erste Betriebsratswahl sei besonders schwierig. Generell zu Arbeitsbedingungen im Handel meinten die GPA-Vertreter, wo es einen Betriebsrat gebe, sei es besser, die Chancen seien höher, allfällige Probleme abzustellen. In einigen großen Unternehmen sei auch eine Task-Force eingerichtet. Bei Vergehen gegen die "Schwarz-Weiß-Regel" seien für jeden einzelnen Fall Strafen von 300 Euro vorgesehen.