Österreich

Meeres-Pionier Hans Hass gestorben

Heute Redaktion
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Obwohl er die Taucherei als Hauptberuf vor rund 50 Jahren an den Nagel gehängt hat, galt der Wiener hans Hass als Österreichs Parade-Unterwasserforscher. Am vergangenen Sonntag (16. Juni) starb Hass in Wien.

Obwohl er die Taucherei als Hauptberuf vor rund 50 Jahren an den Nagel gehängt hat, galt der Wiener Hans Hass als Österreichs Parade-Unterwasserforscher. Am vergangenen Sonntag (16. Juni) starb Hass in Wien.

Hass war einer der letzten großen Naturforscher des vergangenen Jahrhunderts. In der Nachkriegszeit brachte er einem breiten Publikum mit Filmen wie "Abenteuer im Roten Meer" (1951) die Meeres- und Unterwasserwelt näher und eröffnete damit ein völlig unbekanntes Universum. Mit seinen Büchern, Filmen und Vorträgen - er publizierte 32 Bücher und produzierte 73 Filme - wurde er zu einer Legende.

Finanzierte sich Expeditionen selbst

"Ein Leben lang auf Expedition" titelte Michael Jung seine 1994 erschienene Biografie über Hans Hass. Das war zugleich auch das Credo des Wieners. "Ich war und bin stets auf der Suche nach dem Neuen, nach Dingen, die andere nicht machen", sagte Hass einmal. Zur Legende wurde der promovierte Zoologe durch seine zum Großteil selbst finanzierten Forschungsreisen. Mehrere Kinofilme und viele Vorträge auf der ganzen Welt spielten die Kosten u.a. für zwei Expeditionen mit seinem aufwendig und eigens für wissenschaftliche Zwecke adaptierten Schoner "Xarifa" ein. Von Anfang an mit von der Partie war seine Assistentin und spätere Frau Lotte Baierl.

Auszeichnungen bei Biennale und in LA

Die Reisen führten Hass und seine Crews in die Ägäis, ins Rote Meer, nach Polynesien, Australien, zu den Galapagos Inseln und in den Indischen Ozean. Hass bekam 1951 für "Abenteuer im Roten Meer" den ersten Preis der Biennale Venedig, für seine Naturaufnahmen erhielt er die Auszeichnung "Outstanding Underwater Photographer of the Year 1959" in Los Angeles.

Nach 1960 und dem Verkauf der "Xarifa" hat sich Hass der Theoretischen Biologie zugewandt. Sein Interesse galt dem Studium der Evolution des Lebens, der Entstehung des Menschen, seiner Wirtschaftsformen und seiner staatlichen Organisation. Er verfasste zwar auch weiterhin Bücher über seine Arbeiten und Theorien, doch Aufsätze in wissenschaftlichen Fachzeitschriften blieben eher die Ausnahme.

Vater wollte, dass Hans Hass Anwalt wird

Der am 23. Jänner 1919 als Sohn eines Rechtsanwalts geborene Hass sollte ursprünglich seinem Vater in die Anwaltskanzlei folgen, brach nach zwei Semestern aber das Jus-Studium ab und sattelte auf Zoologie um. Bis zur Promotion an der Berliner Friedrich-Wilhelm-Universität 1943 hatte Hass schon mehrere Bücher verfasst, darunter "Jagd unter Wasser mit Harpune und Kamera" (1939) und "Unter Korallen und Haien" (1941).

Wiener Schlosser machte erste Kamera seetauglich

Hass' Leidenschaft für die Taucherei begann 1937, als er an der französischen Riviera mit dem Tauchsport - damals ausgeübt mit einer einfachen Unterwasserbrille und einer Harpune zur Fischjagd - in Berührung kam. Doch schon bald tauschte er die Harpune gegen die Kamera ein: Ein Wiener Kunstschlosser hatte nach seinen Anweisungen die Umhüllung für seine erste Unterwasserkamera angefertigt. Auch die Entwicklung eines Tauchgerätes ließ nicht lange auf sich warten. 1941 war der Wiener erstmals frei vom ständigen Zwang, an die Oberfläche schwimmen zu müssen, um Luft zu schöpfen. "Ich wollte mich wie ein Fisch unter Fischen bewegen", so der Meeresforscher.

Konkurrent Cousteau

Im Gegensatz zu seinem ewigen Konkurrenten, dem Franzosen Jacques-Yves Cousteau, der Pressluft-Geräte entwickelte, versuchte sich Hass an geschlossenen Sauerstoff-Kreislauf-Geräten. Völlig geräuschlos konnte sich der Forscher so den Fischen nähern, um sie zu fotografieren.

Vom Forscher zum Umweltschützer

In den späteren Jahren entwickelte sich Hass zum Kämpfer gegen die Umweltzerstörung. Er wandte sich in einem Manifest an alle Sporttaucher gegen die Unterwasserjagd, die er einst selbst betrieben hatte. Die Jagd mit "Unterwasser-Gewehren" sei unsportlich und bedrohe die marinen Ökosysteme an den Küsten. Dennoch sah Hass die große Menge an Sporttauchern, die heute Meere und Seen bevölkern, durchaus positiv. Denn sie hätten durch die unmittelbare Beobachtung in der Regel ein hohes Maß an Umweltbewusstsein.

Professorentitel und Ehrenmedaillen für Hass

1977 erhielt der Wiener den Professorentitel, 1987 die Wissenschaftsmedaille der Stadt Linz, 1999 wurde ihm die Ehrenmedaille in Gold der Stadt Wien verliehen. Im März 1998 wurde Hass mit der höchsten heimischen Auszeichnung für Wissenschafter, dem Österreichischen Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst, ausgezeichnet und damit in die Kurie für Wissenschaft aufgenommen. Er ist Träger des vom Umweltministerium vergebenen Konrad-Lorenz-Staatspreises (1999) und wurde 2000 gemeinsam mit seiner Frau Lotte in die "International Scuba Diving Hall of Fame" aufgenommen.

Vor einem Monat Schenkung an Naturhistorisches Museum

Erst im Vormonat schenkte Hass dem Naturhistorischen Museum (NHM) seinen Vorlass, der Dutzende Kisten mit Filmen, Videos, Tonbändern, Notizbüchern, Zeichnungen, Zeitungsausschnitten, Krankengeschichten, Auszeichnungen und Fotos von Hass und seiner Frau umfasst. Im NHM wurde bereits der 2005 neugestaltete Hai-Saal nach dem Tauchpionier benannt. Dort ist auch eine Vitrine zu sehen, die sich mit seinem Leben und Werk beschäftigt.

APA/red.