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Mehr Macht für EU, weniger für Nationalstaaten

Heute Redaktion
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Bild: DAPD

Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble rechnet damit, dass die Deutschen in wenigen Jahren über ein neues Grundgesetz abstimmen müssen. Hintergrund ist die seiner Meinung nach notwendige weitere politische Integration der EU-Mitgliedstaaten.

Der CDU-Politiker regt an, aus der EU-Kommission eine Art europäischer Regierung zu machen.

Auf die Frage, wann die Grenzen der deutschen Verfassung erreicht seien, sagte der CDU-Politiker dem am Montag erscheinenden Nachrichtenmagazin Der Spiegel: "Wann es so weit sein wird, weiß ich nicht, weiß wohl keiner. Aber ich gehe davon aus, dass es schneller kommen könnte, als ich es noch vor wenigen Monaten gedacht hätte."

Weniger Macht für Mitgliedsstaaten

Schäuble fordert er einen deutlichen institutionellen Umbau der EU und eine bessere demokratische Legitimation von Entscheidungen: "Bislang haben die Mitgliedstaaten in Europa fast immer das letzte Wort. Das kann so nicht bleiben. Wir müssen in wichtigen Politikbereichen mehr Kompetenzen nach Brüssel verlagern, ohne dass jeder Nationalstaat die Entscheidungen blockieren kann."

Kommission soll EU-Regierung werden

Schäuble will unter anderem die Kommission zu einer echten Regierung weiterentwickeln, den Präsidenten durch alle europäischen Bürger direkt wählen lassen und das Europäische Parlament stärken. "Das Europa der Zukunft wird kein föderaler Staat nach dem Vorbild der USA oder der Bundesrepublik sein. Es wird eine eigene Struktur haben. Das ist ein hochspannender Versuch", so Schäuble.

Warnung vor Euro-Ende

Eindringlich warnt der Finanzminister davor, die gemeinsame Währung aufs Spiel zu setzen: "Es besteht durchaus die Gefahr, dass bei einem Auseinanderbrechen des Euro, wovon ich übrigens nicht ausgehe, vieles von dem, was wir erreicht und liebgewonnen haben, in Frage gestellt würde - vom gemeinsamen Binnenmarkt bis hin zur Reisefreiheit in Europa.

Aber ein Auseinanderbrechen der EU wäre doch absurd. Die Welt rückt immer enger zusammen, und in Europa würde jedes Land wieder seine eigenen Wege gehen? Das kann, darf und wird nicht sein!"

APA/red.