Österreich

"Mein Ex begann mich zu quälen, als ich schwanger wurd"

Nach der Aktion "16 Tagen gegen Gewalt an Frauen" teilen immer mehr Betroffene ihre Erfahrungen. So wie Mama Caroline N., deren Ex sie drangsalierte. 

Sandra Kartik
Caroline N. wurde vom Vater ihrer Tochter psychisch misshandelt.
Caroline N. wurde vom Vater ihrer Tochter psychisch misshandelt.
Getty Images/iStockphoto (Symbol)

In den ersten Wochen ihrer Beziehung fühlte sie sich einfach nur glücklich. Sie malte sich eine rosige Zukunft mit ihrem neuen Freund aus, doch als Caroline N. (Name geändert) nach ein paar Monaten schwanger wurde, veränderte sich alles. "Als ich ihm erzählte, dass ich unser Kind erwarte, begann die psychische Gewalt", schildert die 37-Jährige im "Heute"-Gespräch.

Die Oberösterreicherin, die sich bis dahin "für eine selbstbewusste Frau gehalten hat", wurde nun ständig von ihrem Lebensgefährten drangsaliert und beschimpft. "Ich wurde als Kind adoptiert. Mein Ex hat mir deshalb vorgeworfen, ich hätte keine Ahnung von Kindern. Da war unser Baby noch nicht mal geboren", erzählt Caroline N. den Beginn des Psycho-Terrors.

Er schrie weiter, wenn sie weinte

Die Verbal-Attacken und ständigen Vorwürfe ihres Partners wurden im Laufe der Schwangerschaft schlimmer. "Er hat mich immer wieder angeschrien, auch wenn ich schon weinend am Boden gesessen bin." Nach der Geburt ihrer Tochter hoffte die junge Mutter vergebens, dass sich die Situation verbessern würde. Sie zog sogar aus Oberösterreich zum Vater ihres Kindes ins Burgenland und bemühte sich um ein gemeinsames Familienleben. "Als meine Tochter ein Jahr alt war, bin ich zurück nach Linz gezogen."

Auch nach der Trennung setzte der Vater des Mädchens alles daran, seiner Ex das Leben schwer zu machen, schildert sie. "Ich wollte, dass meine Tochter ein stabiles Verhältnis zu ihrem Vater aufbauen kann." Doch das erwies sich als extrem schwierig. "Er hat immer wieder erfundene Gefährdungsmeldungen über mich bei der Kinder- und Jugendhilfe eingebracht. Er hat etwa behauptet, ich wäre Alkoholikerin und ich würde unserem Kind, das sehr zart ist, nicht genug zu essen geben", so die verzweifelte Mama. Ein Sorgerechtsstreit war die Folge, bei dem sie sich Hilfe vom Verein Fema holte, der Alleinerziehende auch juristisch unterstützt.

Mama musste jede Woche 500 Kilometer fahren

Der Vater verlangte außerdem von Caroline N., die Tochter jede Woche aus Oberösterreich zu ihm ins Burgenland zu bringen. Sie musste also insgesamt etwa 500 Kilometer zurücklegen, ihr Ex kam ihr nie entgegen. Als die Oberösterreicherin wieder zu arbeiten begann, konnte sie die ganze Strecke zeitlich nicht mehr bewältigen. Sie schlug Wien als Treffpunkt vor, doch er stellte sich quer. "Inzwischen fahre ich die Kleine nur mehr einmal im Monat hin", freut sich die 37-Jährige über einen Teilerfolg. 

Wer Hilfe braucht, kann sich neben dem Fema-Telefon +43 676 77 21 606 auch an folgende Einrichtungen wenden:
Frauenhelpline (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 222 555
Autonome Frauenhäuser: 01/ 544 08 20
Gewaltschutzzentren: +43 1 585 32 88

Das Jugendamt habe ihr vorgeschlagen, "einen Studenten zu bezahlen, der mein Mädchen hin- und herfährt. Das ist doch absurd." Erfahrungen mit institutionellen Hürden hat Caroline N. im Sorgerechtsstreit auch zu Genüge sammeln müssen. "Die erschreckendste Erkenntnis ist: RichterInnen unterstützen immer den, von dem der meiste Ärger herkommt. Ich war immer kompromissbereit, der Vater auf Krawall gebürstet, dennoch bekam er meistens seinen Willen." 

1/64
Gehe zur Galerie
    <strong>26.04.2024: Barometer-Beben! Neue Konkurrenz für FP-Chef Kickl.</strong> Enges Rennen im April-Barometer von <em>"Heute"</em>: Vier Parteichefs haben exakt dieselben Zustimmungswerte. <a data-li-document-ref="120033420" href="https://www.heute.at/s/barometer-beben-neue-konkurrenz-fuer-fp-chef-kickl-120033420">Bier-Chef Wlazny wird auf Platz 1 ausgewiesen &gt;&gt;&gt;</a><a data-li-document-ref="120033251" href="https://www.heute.at/s/kein-auto-kein-haus-so-lebt-rene-benko-120033251"></a>
    26.04.2024: Barometer-Beben! Neue Konkurrenz für FP-Chef Kickl. Enges Rennen im April-Barometer von "Heute": Vier Parteichefs haben exakt dieselben Zustimmungswerte. Bier-Chef Wlazny wird auf Platz 1 ausgewiesen >>>
    Denise Auer, Helmut Graf
    Mehr zum Thema