Österreich

"Mein Mann schlug mich fast tot und ging frei"

Es ist ein erschütterndes Schicksal, das Elif B. nun in einer Puls-24-Doku erzählt. Sie wurde 28 Jahre lang daheim misshandelt. Ihr Mann ging frei.

Clemens Oistric
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Eine Wienerin wurde Opfer häuslicher Gewalt und erzählt ihr berührendes Schicksal auf Puls24.
Eine Wienerin wurde Opfer häuslicher Gewalt und erzählt ihr berührendes Schicksal auf Puls24.
Puls24

Diese Puls-24-Doku von Magdalena Punz wird für Gesprächsstoff sorgen: In monatelanger Arbeit traf die Chronik-Chefreporterin des Senders Opfer und Hinterbliebene schlimmster Gewaltverbrechen – und arbeitet penibel auf, wie das System versagt und Täter im schlimmsten Fall vor Gericht sogar freigehen.

In der Sendung "Du gehörst mir! Wenn Gewalt an Frauen tödlich endet" (10.12., 20.00 Uhr auf Puls 24) spricht Elif B. (Name von der Redaktion geändert) mutig und offen wie selten ein Opfer vor ihr über ein entsetzliches Ehe-Martyrium. A. starb beinahe durch die Hand ihres spielsüchtigen Mannes, mit dem sie 28 Jahre lang verheiratet war – vom 14. Lebensjahr an. Dass sie überlebte, grenzte an ein Wunder.

Inszenierter Überfall im eigenen Haus

Der Gipfel der Gewaltspirale, die sich mit der Zeit immer rasanter zu drehen begann: ein fingierter Überfall im eigenen Zuhause. Elif B. Ehemann soll sich für die Inszenierung sogar eine Maske über den Kopf gezogen und zuvor eine Lebensversicherung abgeschlossen haben. "Er hat es so geplant, dass es nach einem Einbruch aussah. Er hat mich in einer Blutlache liegen lassen – in der Hoffnung, dass mich da niemand findet und ich verblute."

Doch die Wienerin überlebt, kommt schwer verletzt ins Krankenhaus – und zeigt ihren Mann an. Das erste Mal nach 28 Jahren Ehe-Hölle. "Du schämst dich für etwas, das dir ein anderer angetan hat – obwohl du nichts dafür kannst", umreißt sie im Gespräch mit Punz ihre Gefühlslage. 

Richter vor dem Freispruch: "Ich weiß, dass Sie es waren – leider kann ich es Ihnen nicht beweisen."

Obwohl sie ihren Gatten zweifelsfrei als Täter erkannt hatte, wurde er vor Gericht aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Elif B.: "Der Richter hat einfach alles beiseite geschoben und gesagt: 'Sie haben als Vater versagt, Sie haben als Ehemann versagt. Ich weiß, dass Sie es waren – leider kann ich es Ihnen nicht beweisen.'"

Jahrelange Gewalt-Orgien

Heute bereut die tapfere Wienerin, dass sie so lange geschwiegen und die Gewaltorgien stillschweigend ertragen hat: "Wenn ich diesen Mann über 28 Jahre lang bei jedem Schlag angezeigt hätte, vielleicht hätte ihn der Richter dann schuldig gesprochen." Über ihr Martyrium erzählt sie: "Einmal hat er mir die Hand gebrochen, einmal ein Ripperl." Gipfel der Grausamkeiten: "Einmal erlitt ich fast eine Fehlgeburt, weil er mir so lange in den Bauch geschlagen hat, da auch das zweite Kind ein Mädchen war."

"Einmal erlitt ich fast eine Fehlgeburt, weil er mir so lange in den Bauch geschlagen hat, da auch das zweite Kind ein Mädchen war."

"Er schmiss mir Teller an den Kopf"

Prügel waren Alltag in der Beziehung: "In der Früh ist er in die Arbeit gegangen. Am Abend, wenn nur irgendetwas nicht gepasst hat, hat er mir schon den Teller an den Kopf geschmissen – oder einen Schuh. Und er hat mich einmal so brutal geschlagen, dass ich blaue Flecken hatte." Fast schon ein Hohn: "Zu einer Verwandtenhochzeit, zu der ich ihn danach begleiten musste, habe ich Makeup aufgetragen. Er hat dann mir dort einfach die Hand gegeben und hat mit mir getanzt – so quasi auf: Es passt eh alles. Ich habe mitgetanzt, obwohl mein Herz und meine Knochen wehgetan haben."

Heute rät Elif B. allen Frauen: "Lasst euch das nicht gefallen. Auch ich würde heute laut schreien, die Polizei holen – denn das, was ich erlebt habe, darf sich keine Frau gefallen lassen."

Psychiaterin Sigrun Roßmanith im Gespräch mit Puls-24-Chefreporterin Magdalena Punz
Psychiaterin Sigrun Roßmanith im Gespräch mit Puls-24-Chefreporterin Magdalena Punz
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Schwester von Mordopfer spricht

In der Puls-24-Doku kommen neben zahlreichen Experten – von Psychiaterin Sigrun Roßmanith bis zu Justizministerin Alma Zadić – auch Angehörige von Mordopfern zu Wort. Darunter etwa Katrin Biber, deren Schwester Larissa 2013 von ihrem Partner aus Eifersucht erwürgt und in den Inn geworfen wurde. "Erst mal ist nur dieser Schmerz. Ich habe so oft gedacht, ich sterbe jetzt. Ich hatte ja schon mal einen Herzinfarkt, mit 26. Ich weiß, wie sich sowas anfühlt, und ich dachte mir: Jetzt sterbe ich, jetzt ist es soweit. Mein Herz hört auf zu schlagen, ich kann es nicht mehr aushalten", so die Schwester des Opfers. Und weiter: "Ich habe oft Atemprobleme gehabt. Also ganz viele körperliche Sachen, die Haare sind mir ausgefallen, Ausschläge und ich musste mich erbrechen. Und dann die Frage, die dich beschäftigt: Will ich überhaupt noch leben? Kann ich das überleben? Gibt es noch ein Leben nach dem Mord?"

Sendungshinweis: "Du gehörst mir! Wenn Gewalt an Frauen tödlich endet" – Donnerstag, 10.12., 20.00 Uhr, Puls 24
Chronik-Chefreporterin Magdalena Punz reiste für die Doku quer durch Österreich und arbeitet drei Frauenmorde und ein schlimmes Ehe-Martyrium penibel auf. Punz sprach zudem mit Experten der Frauenhäuser, der Männerberatung, Star-Psychiaterin Sigrun Roßmanith und Justizministerin Alma Zadić.