Österreich

"Mein Vater war ein Millionendieb"

Sie wurde von Interpol gesucht und lernte zu denken, wie eine Geheimagentin. Cheryl Diamond ist heute zu Gast bei Vera Russwurm.
Sandra Kartik
16.12.2021, 18:59

Bei ihrer Rückkehr nach Wien kamen Erinnerungen hoch: Als Zehnjährige lebte Cheryl Diamond ein knappes Jahr lang hier. Sie hieß damals noch Crystal – eine von sechs verschiedenen Identitäten, die das Mädchen in ihrem zarten Alter bereits annehmen hatte müssen.

Als Tochter eines Millionendiebes hatte die gebürtige Neuseeländerin auf fünf verschiedenen Kontinenten gelebt, noch bevor sie in die Pubertät kam. Niemand durfte wissen, wer sie und ihre Familie wirklich waren. 

Auf der Flucht vor Interpol

Die heute 35-Jährige lernte von ihrem Vater, wie man sich bei einem Verhör richtig verhalten muss, sie übten beinahe täglich. Ebenso brachte er der jungen Cheryl bei, wie man Dokumente fälscht.

Der Kriminelle trainierte sein Kind wie eine Geheimagentin, für den Fall, dass sie bei einem Diebstahl erwischt würden. Fühlte er sich bedroht, wurde schlagartig das ständig wechselnde Domizil verlassen und ein neues, unbekanntes Ziel angeflogen. Was klingt, wie Stoff für einen Krimi, hat sie wirklich erlebt, ihre Familie wurde von Interpol gejagt.

Reelle Räubersgeschichte

Heute Abend ist Cheryl Diamond in der ORF-Show "Vera" zu Gast (ORF2, 21.20 Uhr), um aus ihrem bewegten Leben zu erzählen. In ihrem Buch "Nowhere Girl - Meine gestohlene Kindheit auf der Flucht vor Interpol" hat sich die 35-Jährige ihre bewegende Geschichte von der Seele geschrieben. 

"Zuerst habe ich meine Familie abgöttisch geliebt und hätte alles für sie getan. Mein Leben in Indien war wie in einem Märchen. Da waren die dunklen Mächte, die uns gejagt haben, aber wir waren ihnen immer einen Schritt voraus. Meine Familie war ein eingeschworenes Team, und für mich war alles ein großes Abenteuer", erzählt Diamond in ihrem Buch.

Vera Russwurm erzählt die junge Frau ihre Lebensgeschichte, die fast zu heftig klingt, um wahr zu sein. Sie wurde während ihrer Jahre zwischen Österreich, Rumänien, Indien, Kanada, Israel, Südafrika und Australien von ihren Eltern zu Hause unterrichtet, um nicht in der Schule aufzufliegen.

Mit 16 Jahren wurde sie von einem Talente-Scout entdeckt und zog als Model nach New York, mit einer Katze unter dem Arm und 300 Dollar in bar. Erst mit 24 Jahren konnten Diamond und ihre Mutter nach Europa fliehen. "Ich habe fast zehn Jahre lang beim Schreiben dieses Buches darüber nachgedacht, wie jemand so beschützend und lieb und gleichzeitig so grausam sein kann".

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