Wien

Streit um "Obdachlosen-Sperre" vor Wiener Supermarkt

Für Diskussionen auf Twitter sorgt eine Konstruktion in der City. User sprechen von Obdachlosen-Feindlichkeit, die Hausverwaltung relativiert.

Yvonne Mresch
Wo sich zuvor Obdachlose an der Abluft aus Lüftungsschlitzen aufwärmten, befindet sich nun eine Metall-Konstruktion.
Wo sich zuvor Obdachlose an der Abluft aus Lüftungsschlitzen aufwärmten, befindet sich nun eine Metall-Konstruktion.
Helmut Graf

"An Zynismus kaum zu überbieten", "Erbärmlich", "Wie traurig ist das denn?" lauten nur einige der Kommentare, die sich derzeit unter ein Posting in den sozialen Medien reihen. Grund dafür ist eine neue Konstruktion, die die Front einer Supermarkt-Filiale am Schwedenplatz (City) "ziert".

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    Die Konstruktion sorgt für heftige Debatten in den sozialen Medien.
    Die Konstruktion sorgt für heftige Debatten in den sozialen Medien.
    Helmut Graf

    "Konstruktion soll Obdachlose fernhalten"

    Zwischen den Radständern wurden Metall-Elemente aufgezogen. Auf Twitter entbrannten hitzige Debatten. Der Tenor: Die Konstruktion soll Obdachlose, die sich bis vor Kurzem dort an der Abluft aus den Lüftungsschlitzen aufwärmten, künftig davon abhalten. "Hier gibt's wohl Menschenverachtung zu Weihnachten", twittert ein User verärgert. "Die Obdachlosen haben niemanden gestört", melden gleich mehrere Personen. Man löse dadurch keine Probleme, sondern mache sie nur größer, meldet sich ein User zu Wort. Andere machen ihrem Ärger mit Kommentaren wie "Widerlich" oder "Schämt euch" Luft.

    Supermarkt und Stadt: "Nicht von uns errichtet!"

    Doch auf "Heute"-Anfrage stellt der Konzern klar, dass die Konstruktion weder von ihm beauftragt, noch bezahlt wurde. "Unser Markt ist in dem Gebäude selbst nur eingemietet, die Ständer befinden sich auf öffentlichem Grund", heißt es. Auch die Behörde weiß von nichts: Die Elemente wurden weder von der Stadt Wien errichtet noch bezahlt, betont man auf Anfrage. "Sie wurden somit widerrechtlich montiert", erklärt eine Sprecherin. Man werde die Eigentümer deshalb zur Entfernung auffordern.

    Situationen wie diese sorgten für Unmut bei der Hausverwaltung.
    Situationen wie diese sorgten für Unmut bei der Hausverwaltung.
    zVg

    Hausverwaltung: "Ein Akt ziviler Notwehr"

    Hausverwalter Franz N. zeichnet im Gespräch mit "Heute" ein Bild der vergangenen Jahre: Obdachlose, die "betrunken in ihren Exkrementen" liegen, an die Hauswand urinieren, in der Garageneinfahrt schlafen. "Diesen Zustand haben wir seit Langem. Immer wieder haben wir darum gekämpft, dass sich etwas ändert", so Franz N.

    Die Zustände wären nicht mehr tragbar gewesen und seit Jahren habe sich nichts geändert, kritisiert der Hauseigentümer.
    Die Zustände wären nicht mehr tragbar gewesen und seit Jahren habe sich nichts geändert, kritisiert der Hauseigentümer.
    zVg

    Zahlreiche Polizei- und Rettungseinsätze habe es bereits gegeben, auch er selbst musste mehrere Male die Einsatzkräfte rufen. Im Frühjahr hätte man schließlich die Fahrradständer genehmigt, ein Ansuchen für besagte Metallkonstruktion wurde abgelehnt. "Wir haben es nun als Akt ziviler Notwehr montiert", erklärt der Hausverwalter. Zudem habe man die Elemente an der Wand befestigt. Sie wären nicht mit dem Boden verbunden – und damit nicht auf öffentlichem Grund. "Seither ist Ruhe, es hat schlagartig aufgehört", so N. 

    Er sei nicht hartherzig, betont der Hausverwalter, spende selbst regelmäßig und würde stattdessen ein Sozialprojekt unterstützen. Auch eine Gebrauchsabgabe sei möglich. "Wir sind bereit, finanziell beizutragen und wollen eine gemeinsame Lösung. Wir möchten nicht mit der Stadt in Streit liegen. Es kann aber nicht sein, dass man das Problem nicht erkennt."

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