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Merino-Boom

Land: AUS/D, Genre: Wirtschaft + Konsum

Heute Redaktion
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Bild: Kein Anbieter

Wolle von Merinoschafen wird immer beliebter. Mit 88 Prozent ist Australien der weltweit größte Produzent. Doch das Tierwohl spielt auf den allermeisten australischen Farmen keine Rolle. Um möglichst viel Wolle zu produzieren, sind die Schafe überzüchtet. Je mehr Hautfalten, desto mehr Wolle. Das Problem: Hautfalten sind Angriffsziel für Fliegenmaden. Um das zu verhindern, werden Lämmern Falten um den After weggeschnitten - meist ohne Betäubung. "ZDFzoom" und "Der Spiegel" gehen den Fragen nach: Wie viel Leid steckt in der Merinowolle, und wie kann man als Verbraucher in Erfahrung bringen, ob für ein Produkt Tiere leiden mussten? Autorin Joanna Michna gibt sich als Kundin aus und macht den Test. Sie fragt deutsche Händler und Label, ob sie wissen, welche Wolle in ihren Produkten steckt. Das Ergebnis ist ernüchternd: Von 34 angeschriebenen Unternehmen kann keiner auf eine transparente Lieferkette hinweisen. Und auch die bekannten Zertifikate bringen keine Klarheit in Sachen Tierwohl. Die "ZDFzoom"-Autorin macht sich auf Spurensuche. Sie will wissen, unter welchen Bedingungen die Wunderwolle gewonnen wird. Ihr Weg führt sie zunächst zum Ursprung der Wolle nach Australien. Dort wird auf den meisten Schaffarmen bei Lämmern das sogenannte Mulesing angewandt, benannt nach seinem Erfinder John Mules. Damit ist das Entfernen parasitenanfälliger Hautfalten bei Schafen gemeint. Fast 90 Prozent der Wolle Australiens stammt von auf diese Weise verstümmelten Schafen. Joanna Michna spricht mit Farmern und Insidern, mit Mulesing-Verfechtern und mit Schafzüchtern, die ihre Tiere durch alternative Methoden schützen. 75 Prozent der australischen Wolle geht nach China zur Weiterverarbeitung. Auch dort macht sich das ZDF-Team ein Bild, wie es gelingt, dass die Wolle von verstümmelten und nicht verstümmelten Schafen nicht vermischt wird.