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Merkel lässt Putin wegen Streit um Rede stehen

Heute Redaktion
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Bild: Ben Stansall (AFP Pool)/Heute-Montage

Eklat zwischen Angela Merkel und Wladimir Putin: Vor dem Besuch von Deutschlands Bundeskanzlerinin St. Petersburg gab es Stunk. Die am Freitagabend geplante gemeinsame Eröffnung der Beutekunst-Ausstellung mit Merkel und Russlands Präsidenten wurde überraschend abgesagt. Grund: Man war sich nicht einig, wer eine Rede halten dürfe.

Beide wollten in der berühmten Eremitage die Schau "Bronzezeit - Europa ohne Grenzen" eröffnen. Dort wird auch spektakuläre Beutekunst wie der Goldschatz von Eberswalde ausgestellt, den Sowjetsoldaten nach dem Zweiten Weltkrieg nach Moskau brachten.

Vor Merkels Abflug nach St Petersburg wurde von deutscher Seite ohne nähere Begründung mitgeteilt, dass dieser gemeinsame Termin nicht stattfinden und die Kanzlerin früher nach Berlin zurückfliegen werde. Aus deutschen Delegationskreisen verlautete, es habe Unstimmigkeiten darüber gegeben, ob Putin und Merkel Grußworte bei der Eröffnung gehalten hätten.

Streit um Rückgabe der Kunstgegenstände

Deutschland hatte im Hinblick auf internationales Recht immer wieder auf Rückgabe der Kunst bestanden. Russland dagegen macht deutlich, dass die Schätze mit dem Blut seiner Soldaten bezahlt worden seien. Der Kunstraub in Europa erreichte während des Zweiten Weltkrieges das größte Ausmaß. Deutsche und sowjetische Einheiten nahmen in großem Umfang Kunstwerke und Bücher aus den von ihnen besetzten Gebieten mit. Die von deutscher Seite während der NS-Zeit geraubten Kulturgüter wurden kurz nach Kriegsende größtenteils zurückgegeben.

Russland sieht Beutekunst wie die Troja-Funde von Heinrich Schliemann oder den Eberswalder Goldschatz als Wiedergutmachung für Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg. Erst seit 1990 wird auf der Grundlage von deutsch-russischen Verträgen über einen Austausch verhandelt. Ein Großteil der auf sowjetischen Befehl abtransportierten Kunstschätze lagert im Moskauer Puschkin-Museum. Nach Expertenschätzungen befinden sich in russischen Depots noch rund eine Million Kunstobjekte und mehr als vier Millionen Bücher.