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Nach über einem Jahr darf sie nach Hause

Heute Redaktion
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Aufatmen für die deutsche Journalistin Mesale Tolu: Ein Gericht in Istanbul hat die Ausreisesperre für sie und ihren kleinen Sohn aufgehoben. Ihr Ehemann muss noch zittern.

Die deutsche Journalistin und Übersetzerin Mesale Tolu darf aus der Türkei ausreisen. Das im Dezember 2017 von einem Istanbuler Gericht verhängte Ausreiseverbot sei aufgehoben worden, sagte Baki Selcuk, Sprecher des Solidaritätskreises "Freiheit für Mesale Tolu", am Montag der Nachrichtenagentur AFP. Die Unterstützer, der in der Türkei angeklagten Tolu, hätten am Freitag von der Entscheidung des Istanbuler Gerichts erfahren. Die Ausreise Tolus nach Deutschland ist demnach für Sonntag geplant.

Zusammen mit Tolu dürfe ihr Sohn die Türkei verlassen. Das Ausreiseverbot für ihren Ehemann Suat Corlu, dessen Verfahren mit dem Prozess von Tolu zusammengelegt wurde, bleibt demnach jedoch bestehen.

Sohn in Zelle

Die aus Neu-Ulm stammende Tolu war Ende April 2017 in ihrer Istanbuler Wohnung unter dem Verdacht festgenommen worden, zur linksradikalen Partei MLKP zu gehören, die in der Türkei als Terrororganisation verboten ist. Tolu arbeitete in Istanbul für die linke Nachrichtenagentur ETHA. Auch ihr Ehemann Corlu saß über Monate in Haft, ihr kleiner Sohn Serkan verbrachte mehrere Monate mit seiner Mutter in der Zelle.

Ein Gericht entschied am 18. Dezember, Tolu aus der Untersuchungshaft zu entlassen, doch wurde gegen sie anders als im Fall des deutschen Menschenrechtlers Peter Steudtner und des "Welt"-Korrespondenten Deniz Yücel ein Ausreiseverbot verhängt. Zuletzt bestätigte ein Instanbuler Gericht das Ausreiseverbot gegen Tolu am 26. April.

Steudtner war im Oktober aus der U-Haft entlassen worden und konnte daraufhin ausreisen. Yücel kam im Februar nach einem Jahr in Haft frei und kehrte nach Deutschland zurück. (20 Minuten)