Österreich

Michael Häupl und sein goldener Wiener Schmäh

Heute Redaktion
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Mit dem Wiener Bürgermeister Michael Häupl geht nicht nur ein erfahrener Politiker, sondern auch ein, wie er selbst sagt, Entertainer.
Mit dem Wiener Bürgermeister Michael Häupl geht nicht nur ein erfahrener Politiker, sondern auch ein, wie er selbst sagt, Entertainer.
Bild: Helmut Graf

Am Samstag wird Wien wissen, wer neuer Bürgermeister sein wird. Sicher ist, viele werden Michael Häupl und seinen "Schmäh" vermissen. "Heute" hat die besten Sprüche gesammelt.

Am Samstag entscheidet sich, wer in die Fußstapfen von Michael Häupl als Vorsitzender der SPÖ Wien und – wahrscheinlich ab Ende Mai – als Wiener Bürgermeister treten wird. Und die Fußstapfen sind groß. So werden die Kandidaten auch an ihrem "Schmäh" gemessen, mit dem Häupl immer wieder für Lacher sorgte.

Im Jahr 2012 machte sich auch Häupl selbst offenbar Sorgen, als er erklärte: "Die Politiker von morgen werden eher trockene Managertypen. Wir Entertainer sterben aus".

Michael Häupl über sich selbst

"Ich bin ein lockerer Bursche." Meinte der Noch-Bürgermeister im Jahr 2008. Damals hatte er mit der absoluten Mandatsmehrheit noch einen gemütlichen Polster.

"Ich bin kein zweckentleerter Motschkerant." Sinnloses Nörgeln mochte Häupl noch nie. Dieses Zitat stammt aus dem Jahr 2009. Er sei im Prinzip ein friedliebender Mensch, aber führe Auseinandersetzungen, wenn diese geführt werden müssen, erklärte er damals im "Standard".

"Ich bin Bürgermeister, nicht Gott." Auch dem mächtigen Wiener Bürgermeister sind Grenzen gesetzt. So erwartete manch einer 2009 scheinbar zu viel von Häupl und seiner "Absoluten".

"Ich bin weit weniger autoritär als mein Ruf." Erklärte Häupl zu der politischen Machtteilung der SPÖ mit den Grünen im Jahr 2012.

"Weicheierei ist mir ohnehin nie gelegen." Meinte Häupl im Hinblick auf den Wiener Wahlkampf 2015 und den politischen Gegner FPÖ. Tatsächlich war Häupl gerade in Wahlauseinandersetzungen immer recht kampflustig.

Michael Häupl über seinen Genossen

Aber nicht nur politische Konkurrenten bekamen ihren Teil ab, auch die Genossen waren nicht vor Häupl's spitzer Zunge gefeit:

"Wahlkampf ist Zeit fokussierter Unintelligenz. Da passieren halt gelegentlich Dinge, die nicht gescheit sind – leider auch in der eigenen Partei". Im Jahr 2005 setzte Häupl diesen Seitenhieb auf seine Parteifreunde.

"Ein Sozialdemokrat hat zu reden wie ein Sozialdemokrat und nicht wie die Pegida." Der Wiener Parteichef forderte 2015 Haltung und die Rückbesinnung auf rote Werte ein.

"SPÖler sollten bei dem Thema wie Sozialdemokraten reden – und nicht freiheitlichen Mimikry betreiben." Mit diesem "Anpfiff" zum Thema Asyl wandte sich Häupl im Wiener Wahlkampf 2015 an die eigene Partei.

"Jedes Bett für Asylsuchende ist wertvoller als sinnlose Zurufe." . Häupl war nie darum verlegen, seine Meinung kundzutun, auch nicht als er 2015 die Aussagen seines Parteifreundes, des Burgenlandändischen Landeshauptmanns Hans Niessl kommentierte.

"Wien darf nicht verwechselbar mit dem Zentralfriedhof werden." So kommentierte er das SPÖ-Wahlprogramm 1996, bei dem er bei der Jugendkultur noch Aufholbedarf sah.

Auf manch parteiinterne Kritik reagierte Häupl resolut und betonte: "Offen gesagt und wienerisch gesagt, das ist mir wurscht."

Das Stammtisch-Video vom damaligen SPÖ-Bundeskanzler stieß bei Häupl auf keine Gegenliebe. 2017 erklärte er dazu: "Schreiben Sie in ihr Protokoll: Der Bürgermeister verdreht die Augen."

Dennoch betonte er nur kurz später: "Ich bin ein Kernianer."

Michael Häupl im Wahlkampf

Die SPÖ sei die "lustigere Partei, wenn ich mir all die anderen mieselsüchtigen Koffer anschaue, die so herum rennen." Dieses Zitat Häupls stammt aus dem Jahr 1999 und wird bis heute gerne wiederverwendet.

"Man schickt mich in den Krieg gegen diesen Finsterling, um auch in Zukunft ein von der Welt bewundertes Wien zu haben. Okay. Ich mach' das. Aber dann darf man mich nicht schimpfen, wenn ich aus einer Schlacht verschwitzt, leicht blutig und gelegentlich mit groben Worten zurückkomme." Der "Kampf um Wien" zwischen der SPÖ und der FPÖ gewann 2008 an Fahrt, wobei mit "Finsterling" Heinz-Christian Strache gemeint war.

"Ihr könnt einen von diesen Blödeln wählen, aber ihr müsst wissen, was ihr tut." Diese Worte wandte Häupl 2008 in Richtung Wiener Opposition.

"Wien ja nicht in Deppen-Hand." Mit diesem Zitat nahm Häupl 2009 die FPÖ-Dichtungen aufs Korn.

"Ich bin Teil dieses Wahlkampfes und damit auch Teil der fokussierten Unintelligenz." Bei diesem Zitat zeigte sich Häupl 2013 selbstkritisch.

"Ein Wahlkampf ist kein Elmayer-Tanzkurs", kommentierte Häupl den Nationalratswahlkampf 2017.

Michael Häupl als Verteidiger Wiens

"Wir sind – mit Verlaub gesagt – nicht die Deppen der Nation." Bei der Verteidigung "seines" Wiens war Häupl noch nie zurückhaltend. Auch nicht als er diesen Worten 2014 darauf hinwies, dass Wien nicht alleine Platz für Asylwerber schaffen kann.

"Verarschen tu ich mich lieber selber, weil das ist lustiger." Damit reagierte Häupl 2016 auf den Standpunkt des Landes Oberösterreich, dass man nicht mehr Flüchtlinge aufnehmen könne, weil so viele in Wien seien.

Erfreut zeigte sich Häupl über das Wiener Endergebnis der Nationalratswahl 2017: "Mei Wien is ned deppert."

Michael Häupl und der politische Schmäh

Kaum ein anderer Politiker kann sich mit Häupls Fähigkeit messen, politische Standpunkte und Kritik in ein Bonmot zu packen.

"Wenn Sie Ihre Tochter nicht in die Schule lassen, dann reiß' ich ihnen die Ohrwascheln ab." So motivierte der Wiener Bürgermeister einen türkischen Vater am Wiener Brunnenmarkt (Ottakring) dazu, seiner Tochter den weiteren Schulbesuch zu ermöglichen.

"Wenn ich 22 Stunden in der Woche arbeite, bin ich Dienstagmittag fertig." Einer der häufigsten zitierten und damit bekanntesten Sprüche Häupl ist sein Spruch über die Lehrer aus dem Jahr 2015.

Als die SPÖ bei der Wiener Wahl 2010 die absolute Mehrheit verlor und mit den Grünen erstmals eine Koalition bildeten, begründete Häupl seine Entscheidung damals so: "Ich habe mich zu entscheiden gehabt, ob ich mit einem Partner zu leben habe, mit dem ich mich um die eine oder andere Straße streite, oder mit einem Partner, mit dem ich mich täglich um die Bildungspolitik streite."

"Wir werden zuerst das Ei legen und es dann ausführlich begackern." Damit meinte Häupl 2010 in Bezug auf das rot-grüne Koalitionsabkommen, dass zuerst etwas auf dem Tisch liegen müsse, bevor man es diskutieren könne.

"Man bringe den Spritzwein!" Als bekennender Freund des guten Tropfens wurde nach der Unterzeichnung der rot-grünen Koalitionspakts am 15. November 2010 entsprechend angestoßen.

Seine Liebe zu den Grünen war sechs Jahre später zwar bereits etwas abgekühlt, die zu den guten Tropfen aber nicht: "Das einzig Grüne, das ich mag, ist der Grüne Veltliner" erklärte Häupl im Herbst 2016.

Weißer Spritzer ist aber nicht das einzige Getränk, das Häupl schätzt, wie er im Wahlrechtsstreit 2015 betonte, als er auf Abstand zur grünen Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou ging:

"Wir müssen ja nicht als Almdudlerpärchen auftreten – bei aller Wertschätzung für dieses Getränk."

Michael Häupl zu seiner Nachfolge

"Wenn man hier im Haus auch nur andeutet, wann man beabsichtigt zu gehen, dann kommt der Amtsdiener nicht einmal mehr mit einem Kaffee herein", erklärte Häupl 2012.

Dass auf die längste Bürgermeister-Karriere irgendwann zu Ende geht, wusste auch Häupl als er 2013 erklärte: "Seit 20 Jahren bereite ich mich auf ein Leben ohne die von der Demokratie geliehenen Macht vor."

"Das Anforderungsprofil eines Bundespräsidenten verglichen mit meinem Charakterprofil ist inkompatibel." Eine Karriere als Bundespräsident schloss Häupl dezidiert 2011 aus.

Einen Nachfolger wollte Häupl aber ebenso wenig bestimmen, wie eine Präferenz für einen Kandidaten abgeben. 2015 erklärte er noch: "Ich bin mein eigener Nachfolger."

Bis zuletzt sagte Häupl nicht offen, wen er sich als "Thronfolger" wünscht. "Ich bin nicht der Erbhofbauer", beantwortete der Bürgermeister im Frühling 2017 entsprechende Fragen.

Schon 2016 konnte Häupl keine Spaltung in der SPÖ Wien sehen: "Es passt kein Blatt Papier zwischen uns."

Als die Diskussion um Häupls Nachfolge an Dynamik gewann, betonte er im November 2016 nach einer parteiinternen Sitzung: "Niemand ist gestürzt worden. Sie sehen mich in aller Pracht und Herrlichkeit."

"Ich habe die Iden des Märzes gut überstanden und es gibt Parteifreunde, die sagen, Brutus hat sich bereits selbst erledigt", legte Häupl im Sommer 2017 nach.

Glücklich war er mit der Diskussion um seine Nachfolge aber offensichtlich nicht. Im Jänner 2017 sagte Häupl: "Das Schauspiel, das wir Sozialdemokraten in den letzten Wochen geboten haben, ist an sich einer Organisation wie der SPÖ nicht würdig."

Wichtig sei, dass die SPÖ Wien weiterhin eine starke Kraft sei: "Ich werde mich jedenfalls dafür einsetzen, dass mein Nachfolger jemand wird, der Wahlen gewinnt."

Aber nicht jede parteiinterne Diskussion sei gleich ein Drama, betonte Häupl im August 2017: "Nicht jede Büroquerele ist eine Katastrophe oder ein Grabenkampf." (lok)