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Mikrophon an: Netanyahu wettert gegen die EU

Heute Redaktion
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Peinlich: Beim Visegrad-Gipfel in Budapest wetterte Israels Premier los, doch sein Mikro war noch an.
Peinlich: Beim Visegrad-Gipfel in Budapest wetterte Israels Premier los, doch sein Mikro war noch an.
Bild: Reuters

Technische Patzer fördern oft die Wahrheit zutage. Wegen eines offenen Mikrophons kam heraus, was der israelische Premier über die EU, Barack Obama, Donald Trump und den Iran denkt.

Am Mittwoch verriet ein irrtümlich eingeschaltetes Mikrofon, was Israels Premierminister Benjamin Netanyahu über die Europäische Union denkt und was er gegen den Iran unternimmt.

Netanyahu wetterte gegen die EU-Politik, die weitere Zusammenarbeit mit Israel an die Bedingung von Fortschritten bei der Lösung des Palästinakonflikts zu knüpfen. "Niemand tut das. Es ist abartig. Es ist gegen die Interessen Europas", sagte er etwa. Wie die "Jerusalem Post" berichtete, redete der israelische Premier seinen Amtskollegen aus Polen, Ungarn, Tschechiens und der Slowakei ins Gewissen, die in Budapest zu einer regionalen Konferenz zusammenkamen.

Appell an Visegrad-Regierungschefs

Netanyahu forderte die Mitglieder der sogenannten Visegrad-Gruppe auf, in der EU auf mehr Zusammenarbeit mit Israel zu drängen. "Ich schlage vor, ihr helft mit, damit Europa schneller Abkommen mit Israel abschließt", sagte Netanyahu. "Alles, was Israel offerieren kann, steht euch zur Verfügung, in allen Bereichen."

Europa schädige sich mit seiner Politik selbst, denn Israel habe technologisch viel zu bieten, behauptete Netanyahu. "Hört auf, Israel anzugreifen. Unterstützt es. Europa löst sich vom größten Innovationszentrum der Welt ab. Europa untergräbt seine eigene

Sicherheit, indem es Israel untergräbt."

Die Bande zu Israel würden darüber entscheiden, ob die EU "lebt und floriert oder schrumpft und verschwindet", sagte Netanyahu laut AP.

Trump für Israel besser als Obama

Neben der aufsehenerregenden Kritik an der EU schnappte das Mikrofon auch Sätze über die USA und den Iran auf. Indirekt lobte Netanyahu US-Präsident Donald Trump, als er sagte: "Wir hatten ein großes Problem mit den Vereinigten Staaten. Das ist jetzt anders. Es gibt eine verstärkte amerikanische Präsenz in der Region und mehr Bombardierungen. Das ist positiv."

Bemerkenswert waren zudem Netanyahus Aussagen über die israelische Politik gegenüber dem Iran und der von ihm unterstützten Hisbollah-Miliz aus dem Libanon. "Wenn wir beobachten, dass der Iran nahe bei unserer Grenze der Hisbollah Waffen gibt, gehen wir militärisch vor." Punktuelle Luftangriffe auf Hisbollah-Ziele seien seit längerem die Politik Israels, verriet der Premier. "In der Vergangenheit haben wir das Dutzende Male getan."

Das Büro des Premierministers gab vorerst keinen Kommentar über die Tonaufnahmen ab, die irrtümlich den Medien zugänglich gemacht wurden. Manche Leser mochten sich jedoch über Netanyahus Aussagen nicht aufregen. "Hier ist nichts, das Netanyahu peinlich sein müsste oder für die israelische Öffentlichkeit überraschend wäre", schreibt ein Kommentator. "Mir scheint, es wurde absichtlich geleakt, um den Iran zu warnen."

(sut)