Österreich

Geldtransporter-Coup in Linz: Bote war Komplize

Im Februar 2019 wurden in Linz zwei Geldboten überfallen, dabei rund 3 Millionen Euro geraubt. Der Fall ist jetzt geklärt, die drei Täter in Haft.

Heute Redaktion
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Gut ein Jahr ist es her, dass zwei Geldboten (22, 33) aus Traun vor dem Nachtclub „Villa Ostende" in der Linzer Eisenbahngasse brutal überfallen wurden.

Sie hätten gegen 6 Uhr in der Früh den dortigen Bankomaten befüllen wollen, wurden von Räubern aber abgepasst und mit Pistolen bedroht. Der 33-jährige Geldbote wurde gefesselt, dann in den Laderaum des Transporters gesteckt.

Geldboten wurden gefesselt

Sein 22-jähriger Kollege musste den Transporter zur Westring-Baustelle fahren, wurde dort dann gezwungen, die Geldboxen zu öffnen. Danach wurde auch er gefesselt.

Die Täter konnten zunächst unerkannt mit der Beute (rund 3 Millionen Euro) flüchten, eine Sofortfahndung war erfolglos geblieben.

Nun, etwas mehr als ein Jahr danach, verkündete die Polizei im Rahmen einer Pressekonferenz, drei mutmaßliche Täter gefasst zu haben.

Überraschendes Detail: Einer der beiden Boten, der Beifahrer (22)

– ein Iraker – war laut Polizei in den Coup eingeweiht. Zusammen mit seinem Bruder (23) und einem Armenier (21) hat er den spektakulären Coup geplant und durchgeführt, wie die Ermittler berichten. Er habe auch erst ein halbes Jahr zuvor bei der Post zu arbeiten begonnen.

Auf dem Klebeband, mit dem der Fahrer gefesselt wurde, stellte die Polizei DNA-Spuren des Bruders vom Beifahrer fest. "Die Ausübung des Überfalls war nur durch ein enormes Insider-Wissen möglich", so Günter Schwaiger, Chef der Raubgruppe des Landeskriminalamts.

Stiller Alarm hätte ausgelöst werden können

Der Sicherheitscode der Geldkassetten hätte sonst wohl kaum geknackt werden können. Erst vergangenen Sommer waren drei Täter am Überfall eines Geldtransporters in Wels gescheitert. Das Trio wurde auch schon verurteilt.

Und wie die Sprecherin der Linzer Staatsanwaltschaft Ulrike Breiteneder berichtet, hätte vom Beifahrer auch ein stiller Alarm ausgelöst werden können. Dies war aber nicht passiert.

Nach intensiven Ermittlungen klickten für die Brüder am 7. Juli vergangenen Jahres die Handschellen. Der Ältere ging den Polizisten am Linzer Bahnhof ins Netz, als er ins Ausland fahren wollte. Zwei Stunden danach wurde dann sein Bruder, der Beifahrer, in Wien gefasst.

"Einer der Fahrer war an der Tat beteiligt. Das war bei den Ermittlungen relativ bald klar. Und ausgehend von dessen Umfeld haben wir dann die beiden weiteren Mittäter ausfindig gemacht", so Gottfried Mitterlehner, Leiter des Landeskriminalamts.

Den dritten mutmaßlichen Räuber, ein Armenier (21), konnten die Beamten dann in Wien ausfindig machen. Am 6. Oktober wurde auch er verhaftet.

Wie sich herausstellte, bestellten sich die beiden Mittäter ein Taxi zum Tatort. Ein Fluchtauto parkten die Räuber bei der Baustelle zur A26 entlang der B 129.

"Die Aufnahme des Taxi-Anrufs ist noch vorhanden. Die Stimme muss nun analysiert werden", so Schwaiger.

Hoher sechsstelliger Betrag sichergestellt

Bei den mutmaßlichen Räubern wurde ein hoher sechsstelliger Betrag sichergestellt. Wo sich der Rest des Geldes befindet, ist noch nicht bekannt. Die Beschuldigten sollen sich von der Beute einen BMW gekauft haben.

Die beiden Iraker sowie der Armenier sitzen derzeit in Linz und Wels in Haft. Sie sind aber sehr schweigsam, wie Schwaiger berichtet.

Dem Trio, zwei sind vorbestraft, drohen wegen schweren Raubes 15 Jahre Haft.

Übrigens: Auch die Freundin (21), die Schwester (20) sowie die Tante (32) des Beifahrers wurden auf freien Fuß angezeigt. Auch bei ihnen stellten Polizisten höhere Geldbeträge sicher. Ihnen droht wegen Hehlerei bis zu fünf Jahre Gefängnis.

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