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Mindestens 29 Tote bei Erdbeben in der Türkei

Ein Erdbeben der Stärke 6,8 hat den Osten der Türkei erschüttert. Es folgten mehr als 400 Nachbeben.

Heute Redaktion
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Ein schweres Erdbeben mit der Stärke 6,8 hat den Osten der Türkei erschüttert. Mindestens 29 Menschen wurden getötet. Weit über 1000 Menschen wurden offiziellen Angaben zufolge verletzt.

Dem Beben seien mehr als 400 Nachbeben gefolgt, meldete die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf die Katastrophenschutzbehörde Afad. Das Beben hatte sein Zentrum in der Provinz Elazig und ereignete sich am Freitag gegen 21 Uhr Ortszeit.

Anadolu meldete, 72 Gebäude seien eingestürzt und fast 1000 weitere beschädigt. Behörden gingen am Samstag davon aus, dass noch Menschen unter den Trümmern verschüttet seien, so Innenminister Süleyman Soylu. Nach Angaben von Afad wurden fast 1.500 Verletzte in Krankenhäusern behandelt.

Retter konnten bisher 42 Verschüttete lebend bergen, wie der Staatssender TRT meldete. Dramatische Aufnahmen des Senders zeigten Dutzende Retter, die schweigend auf dem Dach eines eingestürzten Gebäudes in der 600'000-Einwohner Stadt Elazig arbeiteten.

Das Beben war in weiten Teilen der Osttürkei nahe der Grenzen zum Irak und Syrien zu spüren. Auch aus den Provinzen Diyarbakir, Batman, Sanliurfa, Adiyaman und Kahramanmaras wurden Verletzte gemeldet. In der Provinz Elazig kamen nach Behördenangaben mindestens 18 Menschen ums Leben, in der Nachbarprovinz Malatya vier.

Beben dauerte "ziemlich lange"

Das türkische Fernsehen zeigte Bilder von Menschen, die in Panik auf die Straße liefen. Der 68-jährige Zekeriya Gunes aus der Stadt Elazig berichtete, ein Haus in seiner Straße sei eingestürzt. "Jeder ist draußen, es war sehr stark, sehr furchteinflössend." Die 39-jährige Ferda berichtete der Nachrichtenagentur AFP, sie sei in Panik geraten und habe nicht gewusst, ob sie raus in die Kälte oder drinnen bleiben solle. "Es dauerte ziemlich lange, vielleicht 30 Sekunden."

In einem Dorf nahe Elazig suchten Rettungsteams am Samstag in den Trümmern eines eingestürzten fünfstöckigen Gebäudes nach Überlebenden, wie ein AFP-Reporter berichtete. Ein Mensch konnte lebend geborgen werden. Fast 2000 Einsatzkräfte wurden nach Angaben des Präsidentenbüros in Ankara in die Unglücksregion geschickt.

In Turnhallen, Schulen und Büchereien wurden Notunterkünfte für die Erdbebenopfer eingerichtet. Einige Bewohner hatten in der eisigen Nacht zuvor Feuer entzündet, um sich zu wärmen. Die großen Telekommunikationsunternehmen kündigten an, dass sie den Betroffenen kostenlose Telefon- und Internetverbindungen zur Verfügung stellen würden.

"Notwendige Schritte" unternommen

Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte seine Termine in Istanbul abgesagt und war am Nachmittag kurzfristig nach Elazig gereist. "Unsere Regierung tut alles - und wird alles tun - was in ihrer Macht steht", sagte er vor versammelten Menschen. Erdogan nahm auch an der Beerdigung einer 45 Jahre alten Frau und ihres zehn Jahre alten Sohnes teil. Er versprach, dass zerstörte Häuser schnell wieder aufgebaut würden.

Er erklärte, es seien alle notwendigen Schritte unternommen worden, um den Betroffenen zu helfen. Er habe mehrere Minister an den Ort des Geschehens geschickt. "Wir stehen unserem Volk zur Seite", schrieb Erdogan auf Twitter.

In der Türkei gibt es immer wieder schwere Erdbeben, da das Land auf mehreren seismischen Platten liegt. Am 17. August 1999 waren bei einem Erdbeben der Stärke 7,4 in Izmit, Istanbul und anderen Orten mehr als 17'000 Menschen ums Leben gekommen. Das letzte größere Erdbeben ereignete sich 2011 in der Provinz Van. Es erreichte eine Stärke von 7,1, mehr als 600 Menschen starben.

In sozialen Medien äußersten sich viele Menschen bestürzt, darunter der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell und der türkischstämmige Fußballer Mesut Özil. "Meine Gebete sind mit allen, die von dem Erdbeben in der Türkei betroffen sind", schrieb der deutsche Ex-Nationalspieler auf Twitter. Borrell sprach dem türkischen Volk seine Solidarität und den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus.