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Mini-Provinz-Blatt gelingt Pulitzer-Sensation

Der Oscar der US-Medien, der Pulitzer, überraschte am Montag: Eine Mini-Redaktion aus Iowa gewann neben Branchenriesen wie der New York Times.

Heute Redaktion
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Storm Lake hat knapp über 10.000 Einwohner und liegt im Nordwesten von Iowa. Zweimal in der Woche erscheint dort die "Storm Lake Times". Es werden 3.300 Stück gedruckt. Die Redaktion ist fast ein Familienbetrieb. Von den zehn Redakteuren ist die Hälfte miteinander verwandt oder verschwägert. Die Brüder John und Art Cullen sind Gründer, Herausgeber und Besitzer, ihre Frauen und der Sohn des einen arbeiten mit, laut "Guardian" ist sogar der Familienhund mit in der Redaktion. Am Montag setzte sich das Mini-Blatt gegen die international berühmte Konkurrenz wie die "Washington Post" in der Kategorie "Bester Leitartikel" durch.

Journalist legte sich mit Landwirtschaftsriesen an

In der "Storm Lake Times" erschienen mehrere Beiträge, in denen angeprangert wurde, wie große Landwirtschaftsunternehmen die Umwelt ruinieren. Als das Wasserwerk den Landkreis wegen der Verschmutzung des Grundwassers verklagte, zahlten die großen Betriebe die Anwälte - und Art Cullen berichtete es. Dem Guardian gegenüber meinte Cullen, er gäbe keine Grund, wieso ein Artikel, der in Iowa geschrieben wird, es nicht mit einem aus Washington aufnehmen können solle.

Nächste Überraschung: Deutsches Medium gewinnt Teil-Pulitzer

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Eine Pulitzer kann nur gewinnen, wer in einem US-Medium abgedruckt wird. Umso erstaunlicher ist, dass sich die Redaktion der "Süddeutschen" freut. Das ICIJ, das Internationale Netzwerk Investigativer Journalisten, löste mit den "Panama Papers" ein mediales Erdbeben aus. Briefkastenfirmen, Steuerbetrug und viele viele Promis, die heimlich viel Geld auf die Seite schafften. Mitrecherchiert haben nicht nur der "Miami Herald" und der Medienkonzern McClatchy, sondern viele Medien weltweit, darunter eben auch die "Süddeutsche". Der Preis für "erklärende Berichterstattung" ging an die erwähnten US-Medien, doch der Juryvorsitzende stellte fest, dass es keine Frage sei, dass "dies ein viel größeres Projekt war".

Drei Pulitzer für "New York Times"

Die Auslandsberichterstattung über Putin wurde ausgezeichnet. Auch in den Kategorien Reportage und Foto räumte die "NY Times" ab.

David Fahrenthold von der "Washington Post" wurde für seine transparente Trump-Berichterstattung während des Wahlkampfs ausgezeichnet.

Insgesamt wird der Pulitzer in 21 Kategorien vergeben. Alle Preisträger finden Sie hier (lam)

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