Politik

Kinder bleiben bei Corona-Fall trotzdem in der Klasse

Neue Regeln für Schulen: Um Schließungen vermeiden zu können, gibt es eine neue Test-Strategie für die Schüler, die weit schneller ablaufen sollen.

Rene Findenig
Teilen
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP).
Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP).
picturedesk.com

Es sei ein "intensiver Abstimmungsprozess" zwischen Bildungsdirektionen, Landessanitätsdirektionen und Bildungs- und Gesundheitsministerium gewesen, heißt es von der Regierung. Das Ergebnis sind neue Corona-Regeln für die heimischen Schulen. Bildungsminister Heinz Faßmann und Gesundheitsminister Rudolf Anschober präsentieren diese am Donnerstag unter dem Titel "COVID-19 Vorgehen in Bildungseinrichtungen".

Anschober gab einen allgemeinen Situationsüberblick ab: Die Lage sei "alarmierend", nicht nur in Österreich, sondern weltweit. Man sei aber, das würden die steigenden Zahlen zeigen, "noch weit von einem Höhepunkt entfernt". Europa sei dabei traurigerweise das Epizentrum der Ausbreitung. Die Zunahme der Zahlen sei auch nicht auf einzelne Mitgliedsstaaten beschränkt, sondern in ganz Europa zu sehen. Tschechien sei dabei ganz vorne, Belgien ebenso, Österreich sei mit 118 Fällen in der 7-Tages-Inzidenz an 12. Stelle. "Wir sind alle in derselben Situation", so Anschober.

"Die Schule ist ein vergleichsweise sicherer Ort"

Man merke, dass nun auch die Hospitalisierungszahlen nach oben gehen würden, so der Gesundheitsminister. Bisher habe man eine vergleichsweise geringere Steigerung auf den Intensivstationen: "Ich hoffe, das hält", so der Gesundheitsminister. Bei Kindern halte man bezüglich Gesundheit erstmals mit der Kinder-Influenza-Impfaktion dagegen, bei Corona sei die Situation aber anders. Kinder würden das Virus nicht so stark übertragen, so Anschober. Ein Schulbetrieb solle deswegen, soweit vertretbar, in einem halbwegs normalen Betrieb stattfinden.

Die Weiterentwicklung der österreichischen Teststrategie werde helfen, die Situation besser unter Kontrolle zu halten, so Anschober. Dabei werde ein neues System österreichweit ausgerollt. "Die Schule ist ein vergleichsweise sicherer Ort", übernahm Bildungsminister Faßmann das Wort. Von 6.000 Schulen seien derzeit sieben geschlossen und von allen österreichischen Schülern 214 mit dem Coronavirus infiziert. Man habe anlassbezogene Testungen durchgeführt, wo es einen Verdacht gegeben hatte, dabei seien nur drei Prozent der Testergebnisse positiv gewesen.

"Ich kann auch dem Chaos-Vorwurf nichts abgewinnen"

Den Ruf nach strikteren Maßnahmen und der Schließungen von Schulen sei für Faßmann eine "latente Sehnsucht nach der Vor-Corona-Zeit". Man müsse aber die Balance finden und etwa bei geschlossenen Schulen sich auch fragen, was das für Konsequenzen für Eltern, Familien und das Frauenbild habe. "Ich kann auch dem Chaos-Vorwurf nichts abgewinnen", so Faßmann, bei einer Eltern-Befragung habe sich nur ein kleiner Teil für Unterricht zuhause und Schulschließungen ausgesprochen. "Aus diesen 20 Prozent sollten wir keine 100 Prozent machen", so Faßmann.

Man müsse sich von der "Illusion" befreien, dass man die Schulen schließe und zwei Wochen später sei alles besser, so der Bildungsminister. Was aber nun komme: Einheitliche Verfahren bei Verdachtsfällen an Schulen. Kinder unter zehn Jahren sollen in der Klasse bleiben, auch wenn der Corona-Verdachtsfall positiv ausfalle. Testungen selbst sollen innerhalb von 24 Stunden an Schulen durchgeführt werden und das Ergebnis innerhalb von 48 Stunden vorliegen. Neu sind Antigen-Vortests, die Ergebnisse bei Verdachtsfällen schon innerhalb weniger Minuten liefern sollen.

"Das ist meine erste Pandemie, und hoffentlich meine letzte"

Taucht ein Verdachtsfall an einer Schule auf, sieht der Ablaufplan so aus: Nach der Meldung an die Gesundheitsbehörde und die Bildungsdirektion kommt ein mobiles Test-Team plus Schularzt entweder in die Klasse oder das Kind wird zuhause getestet. Kinder unter 10 Jahre bleiben allerdings auch dann in der Klasse, wenn es einen Verdachtsfall gibt – und wenn sich später herausstellt, dass sie Konkaktpersonen 1 sind. Ist das Ergebnis des ersten Antigen-Tests positiv, wird zur Abklärung noch ein PCR-Test gemacht. Fällt dieser negativ aus, läuft der Unterricht normal weiter. Ist er positiv, kommt der Betroffene in Heimquarantäne oder bei Symptomen in Behandlung – bei einer Klasse unter zehn Jahren soll der Klassenbetrieb aber dennoch weiterlaufen und die Mitschüler nicht in Quarantäne müssen. Außerdem gelte das Standortprinzip: Die Behörde des Bezirks, in dem die Schule steht, ist für Quarantäne-Entscheidungen zuständig, nicht die Behörde des Bezirks, in dem der Betroffene wohnt. 

"Die Antigentests werden kommen und die werden viel im Umgang mit dem Virus verändern", versprach der Bildungsminister. Die Tests würden schnell dabei helfen, sogenannte "Superspreader" ausfindig machen zu können. "Dort wo es eine hohe Infektionszahl gibt, dort wo die Belastung sehr hoch ist, hat der Antigentest eine sehr hohe Aussagekraft", bekräftigte auch Gesundheitsminister Anschober. "Das ist meine erste Pandemie, und hoffentlich meine letzte", so Faßmann. Er sei sich sicher, dass man die Situation gemeinsam bewältigen können und bedankte sich bei Lehrern, Eltern und Co. für das Verständnis und die Akzeptanz. Schulschleißungen könne man auch bei einer Orange-Schaltung auf der Corona-Ampel erreichen: Dann nämlich könnte man Klassen halbieren und je eine Hälfte an einem Wochentag abwechselnd unterrichten, so Faßmann.

1/10
Gehe zur Galerie
    Die Regierung gibt neue Maßnahmen bekannt.
    Die Regierung gibt neue Maßnahmen bekannt.
    picturedesk.com