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Ministerin: Bifie wird nun total umgebaut

Heute Redaktion
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Nach Pannen und der harten Kritik an der Generalprobe der ab 2015 verpflichtenden Zentralmatura ziehen sich die Bifie-Direktoren zurück. Das Bifie an sich soll bleiben, aber komplett reformiert werden.

Nach Pannen und der harten Kritik an der Generalprobe der ab 2015 verpflichtenden ziehen sich die Bifie-Direktoren zurück. Das Bifie an sich soll bleiben, aber komplett reformiert werden.

Mehr als 90 Prozent der Gymnasien haben an den Schulversuchen teilgenommen und in mindestens einem Maturafach die zentralen Aufgaben des .

Nach der Pleitenserie ziehen sich die beiden Direktoren Martin Netzer und Christian Wiesner bis Ende Juli zurück. Ein entsprechendes Einvernehmen wurde bei einem Gespräch mit Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) am Mittwochabend erzielt. Die beiden waren erst im April 2013 von Vorgängerin Claudia Schmied (SPÖ) angetreten und hätten fünf Jahre bleiben sollen. Netzer, einst Kabinettschef der früheren ÖVP-Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP), war dabei der Verantwortliche für die Zentralmatura. Schon zuvor war das Bifie mit einem negativ aufgefallen.

Bifie wird reformiert

Eine komplette Schließung des Bundesinstituts für Bildungsforschung (Bifie) ist für Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) kein Thema. "Das Bifie bleibt, aber in einer anderen Form", so Heinisch-Hosek bei einer Pressekonferenz am Donnerstag.

Ob das Institut auch künftig die Zentralmatura durchführen wird, steht noch nicht fest. Nach dem Motto "weniger Abgehobenheit und mehr Bodenhaftung, weniger Elfenbeinturm und mehr Praxistauglichkeit" soll das Institut umfassend reformiert werden. In den Reformprozess werden die Schulpartner sowie nationale und internationale ExpertInnen genauso eingebunden wie der Aufsichtsrat und der wissenschaftliche Beirat des BIFIE, unterstrich Heinisch-Hosek. Möglicherweise werden auch die Standorte des Instituts von derzeit drei auf eines reduziert.

Taskforce prüft

Eine interne Expertengruppe des Ministerium werde nun prüfen, welche Fehler passiert seien. Diese Taskforce soll in einem Monat einen Abschlussbericht vorlegen, so Heinisch-Hosek. Dafür werde wieder der TÜV Austria herangezogen, der bereits die Datensicherheit beim Bifie prüft. In einem weiteren Schritt gehe es um eine Neuausrichtung des BIFIE auf Basis einer Aufgabenkritik, einer Stärken-Schwächen-Analyse und einer Aufarbeitung von Fehlern, die in der Vergangenheit passiert sind.

Wiener Stadtschulrat beendet Zusammenarbeit

Der Wiener Stadtschulrat beendet die Zusammenarbeit mit dem Bundesinstitut für Bildungsforschung (Bifie) beim Wiener Lesetest. Die Ergebnisse des heurigen Tests erhalten nur noch die Schüler, eine Gesamtauswertung wird es nicht mehr geben. Nicht nur bei der Zentralmatura habe es Pannen und Mängel seitens des Bifie gegeben, begründete Brandsteidl: So seien etwa beim Lesetest die Testhefte für die fünfte Schulstufe nicht rechtzeitig gedruckt worden, Namen und Klassenzuordnungen wären falsch gewesen. Den Test selbst soll es laut Brandsteidl weiterhin geben. Man überlege sich nun eine Redimensionierung des Konzepts und suche einen neuen Partner.

"Verantwortung bei Ministerinnen"

Im Interview mit dem "Ö1-Morgenjournal" forderte Günter Haider, bis Februar 2013 fünf Jahre lang Direktor des Bifie - er hat die Grundzüge der Zentralmatura ausgearbeitet - die Verantwortung der Ministerin ein. "Die Ministerinnen Claudia Schmied und Heinisch-Hosek tragen ohne Zweifel die Verantwortung für das Schlamassel. Jetzt so zu tun, als wäre das Bifie eine externe Firma, die man bei Pannen als Sündenbock verwendet, ist eine glatte Täuschung der Öffentlichkeit."

"Der Besetzungs-Proporz rächt sich"

Er bedaure die aktuelle Situation, weil die Zentralmatura ein wesentlicher Fortschritt ist. Die jetzige Lage werfe ein schlechtes Licht auf Projekt und Beteiligte. "Das Bifie hat exzellente Aufbauarbeit für die Zentralmatura geleistet. Die aufgetretenen Pannen sind eine Mischung aus Unprofessionalität und mangeldner Sensibilität für die Situaltion."

Zum scheidenden Direktor Martin Netzer sagte er: "Hier rächt sich, dass bei seiner Bestellung zum Chef der Zentralmatura durch Ministerin Schmied parteipolitische Gründe ausschlaggebend waren. Hier wäre jemand mit Lehramterfahrung und wissenschaftlicher Kompetenz und Praxiserfahrung erforderlich. Es rächt sich der in Ministerien gängige Besetzungs-Proporz."

"Qualifizierte Manager berufen"

Das Bifie sei grundsätzlich nicht schlecht organisiert. Sowohl die personelle Besetzung "mit vielen exzellenten Mitarbeitern", als auch die Ausstattung reichen aus, um große Projekte über die Bühne zu bringen, glaubt Haider . "Man müsste nur den politischen Einfluss heraus halten. Und entsprechend qualifizierte Manager an die Spitze berufen, damit die Pannenserie aufhört und professionelle Einstellung einzieht."

Direktoren, Brandsteidl und Eltern für Beibehaltung

Trotz "einer Fülle von Fehlern" bzw. "klassischen Pannen" plädieren sowohl der Sprecher der AHS-Direktoren, Wilhelm Zillner, als auch die Wiener Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl (SPÖ) für eine Beibehaltung der Zentralmatura
Kritik von Schüler- und Lehrervertretern gab es vor allem am Beurteilungsschlüssel in den lebenden Fremdsprachen: Statt 60 Prozent wie bei den bisherigen Probeläufen mussten im Fach Englisch für eine positive Note 63 Prozent der Punkte erreicht werden, in Französisch mehr als 62 Prozent. Das Bifie begründete dies mit heuer leichteren Aufgaben.

Im Fach Mathematik musste die Matura an fünf Wiener AHS wegen fehlender Angaben unterbrochen werden. Der jüngste Aufreger ist die Deutsch-Matura: Da hat das Bundesinstituts für Bildungsforschung (Bifie) den Maturanten einen Text mit NS-Ideologie vorgelegt. Über den Kontext informiert wurden die Schüler aber mit keinem Wort.