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"Mir ist fad" – U-Häftling twittert aus Wiener Häf'n

Ein Häftling der Justizanstalt Josefstadt sucht mit einem illegalen Handy Kontakt zur Außenwelt. Via Twitter schildert er seinen Alltag hinter Gitter.

Roman Palman
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Blick in den Innenhof der Justizanstalt Josefstadt. Archivbild.
Blick in den Innenhof der Justizanstalt Josefstadt. Archivbild.
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

Seit Sonntag gibt es einen ungewöhnlichen Einblick in ein Wiener Gefängnis: Über den neu eröffneten Twitter-Account "Inside JA Josefstadt" will ein Insasse Herrn und Frau Österreicher Einblick in die Welt der Gefangenen geben. Echten Namen, oder persönliche Details nennt der Ersteller nicht, um nicht erwischt zu werden.

Warum er es dann trotzdem tut: "Mir ist fad und ich will nicht ganz vereinsamen", erklärt er seine Motive im Gespräch mit "Heute". Es wolle nicht mit dem Justizsystem abrechnen, sondern einfach die Tatsachen schildern. Das stößt auf reges Interesse, knapp 3.000 Menschen folgen dem anonymen Häftling bereits auf Twitter.

Illegaler Kontakt

Der Kanal könnte auch jederzeit wieder von der Bildfläche verschwinden, denn das Handy, der einzige Draht zur Öffentlichkeit da draußen, könnte jederzeit von den Wachbeamten einkassiert werden. Denn, Mobiltelefone sind im Häfn illegal. Trotzdem gibt es sie augenscheinlich, und das nicht zu knapp. Ab 1. Jänner 2020 wurden innerhalb von fünf Quartalen rund 1.450 Mobiltelefone in den heimischen Justizanstalten sichergestellt.

Handy hinter Gitter

Hinter Gittern an ein Handy zu kommen, sei "eigentlich nicht schwer", schildert der twitternde Häftling im Gespräch. Entweder werde dies von einem Gefangenen zum nächsten weitervererbt, oder von draußen hineingeschmuggelt. Wer damit erwischt wird, dem drohen Konsequenzen bei Bewährungsverhandlungen und eine Ordnungsstrafe. "Da meine Strafe aber sowieso nicht hoch ausfallen wird, macht mir das nichts und ich habe lieber ein paar Wochen ein Handy und gehe das Risiko ein".

"Krankes System"

Was der Josefstadt-Insider aber mitgeben will: "Der Strafvollzug gehört total reformiert. Es gibt wahrscheinlich auch nicht zu wenig Beamte sondern die sind alle in einem uralt System gefangen."

Alleine in der Josefstadt seien viele Insassen anderer Gefängnisse "zu Gast" etwa wegen der Krankenstation. "Der kann etwa aus Eisenstadt sein. Wenn der jetzt eine 'Ausfuhr' hat und zum Beispiel in ein Spital muss, kommen Beamte aus Eisenstadt nach Wien, bringen den Gefangenen in ein Spital (z.B.: Krems), warten dort auf ihn, bringen ihn zurück in die Josefstadt und fahren heim nach Eisenstadt", schildert der U-Häftling. "Das mein ich mit 'krankem System'."

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