Erst kürzlich wurde mutmaßlicher Missbrauch an einem Penzinger Kindergarten publik – wir berichteten. Nun schockiert ein weiterer Fall – diesmal an einer Wiener Schule. Über Jahre hinweg soll ein Pädagoge Schüler sexuell missbraucht und kinderpornographisches Material angelegt haben, so der "Standard" nach einem Bericht der Kinder- und Jugendanwaltschaft der Stadt Wien (Kija). Eine Person habe die Kija kontaktiert und sich besorgt über die Kommunikationspolitik der Schule gezeigt. Die Bildungsdirektion soll bereits 2020 darüber in Kenntnis gesetzt worden sein, zwei Jahre lang wurden die Vorfälle verschwiegen. Bekannt wurde der Fall erst durch eine Anzeige und den Suizid des Pädagogen.
Im Zuge der Ermittlungen wurde eine Vielzahl an pornographischen Bildern entdeckt. Sie dürften ohne Wissen der Schüler aufgenommen worden sein. Die Kija spricht von einem "hohen Maß an Unsicherheit und Erschütterung bei allen Beteiligten". Von der Wiener Bildungsdirektion hieß es zum "Standard", man habe sofort nach Bekanntwerden der Vorfälle eine Krisenbetreuung eingerichtet. Sowohl die Abteilung Schulpsychologie und der schulärztliche Dienst als auch der "Verein Selbstlaut – Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen" wurden eingebunden. Laut Kija arbeitete die Bildungsdirektion mit Polizei und Staatsanwaltschaft zusammen.
Alle Eltern sollen im Rahmen von Elternabenden informiert worden sein, auch Lehrer wären umfassend informiert worden. Die Polizei habe Betroffene an das Kinderschutzzentrum Möwe weitergeleitet. Im Jahresbericht der Kija stellt sich allerdings auch die Frage: "Wie konnte ein Pädagoge über einen so langen Zeitraum Schüler:innen in diesem Ausmaß unentdeckt sexuell missbrauchen und pornografisches Material auf seinem PC horten?" Die Rede ist von einem "vollständigen Versagen des Systems" an einem Ort, an dem die Schüler geschützt sein sollten und das trotz Qualitätskontrollen der Schulleitung.
Zwischen Bildungsdirektion und der Kija wurde mittlerweile eine Untersuchungskommission vereinbart – aufgrund von Corona und Schulschließungen allerdings verspätet. Im Büro von Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) verweist man auf das Kinderschutzkonzept: "Wir bedauern die Vorfälle und arbeiten mit Hochdruck daran, dass Verdachtsmomente in Zukunft früher erkannt werden und man sofort einschreiten kann." Im Herbst soll das Konzept stehen.