Wien

Missbrauch, Schläge, doch Angeklagter sieht "Komplott"

Ein Syrer soll seine Frau und Kinder misshandelt, die 13-jährige Tochter mehrfach vergewaltigt haben. Vor Gericht pöbelte er gegen seine Angehörigen.

Clemens Pilz
Anwalt Andreas Reichenbach am Wiener Landesgericht
Anwalt Andreas Reichenbach am Wiener Landesgericht
Sabine Hertel

Eine völlig zerrüttete Familie stand am Donnerstag vor dem Wiener Landesgericht. Einem 36-jährigen Syrer, der 2015 nach Wien eingewandert war, wurden schwere Gewalttaten zur Last gelegt. Er soll seine Frau ab 2016 laufend geschlagen und seine drei Kinder mit einem Stock, einer Thermoskanne oder seinem Gürtel geschlagen haben.

Am schlimmsten sind die Vorwürfe im Zusammenhang mit der 13-jährigen Tochter des Paares. Seit 2021 soll der Mann sein Kind vielfach vergewaltigt haben. "Überwiegend gegen 4 Uhr in der Nacht schlich er sich ins Zimmer und legte sich hinter sie", so die Staatsanwältin. Dann habe er dem Mädchen den Mund zugehalten und sie mit dem Tod bedroht, sollte sie etwas erzählen.

Angeklagter gab lediglich Schläge zu

Bis auf die Schläge stritt der Mann alles ab. Es stehe ihm zu, seine Kinder zu schlagen, wenn sie etwas falsch machen, erklärte er. Seine Frau beschimpfte er und warf ihr ein "Komplott" vor – sie habe die Kinder dazu gebracht, Vorwürfe gegen ihn zu erfinden.

Frau als Beitragstäterin

Auch die Frau musste auf der Anklagebank sitzen. Sie wird als Beitragstäterin geführt, denn sie hatte nicht sofort die Polizei verständigt, als die Tochter vom Missbrauch erzählte, sondern wollte zuerst Beweise sammeln. Verteidiger Andreas Reichenbach ersuchte das Gericht, sich in die Angeklagte hineinzuversetzen: Sie hätte Angst um ihr Leben und das ihrer Kinder gehabt, sei über die Jahre hinweg massiv bedroht und misshandelt worden. Ein Urteil steht aus.