Österreich

Missbrauch: Vorerst kein Berufsverbot gegen Arzt

Heute Redaktion
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Im Fall eines Arztes, der in Wels wegen Missbrauchsverdachts in Untersuchungshaft sitzt, sieht die Behörde derzeit keinen Handlungsbedarf, ein vorläufiges Berufsverbot zu verhängen.

Dieses könnte der Landeshauptmann nur dann aussprechen, wenn die möglichen Verfehlungen im Rahmen der ärztlichen Tätigkeit gesetzt worden wären, hieß es am Freitag aus dem Büro von Josef Pühringer.
Die Ärztekammer Oberösterreich teilte mit, sie sei von der Staatsanwaltschaft Wels noch nicht offiziell über den Fall informiert worden. Erst wenn dies geschehen sei, könne sie Anzeige bei der Disziplinarkommission erstatten sowie einen Antrag auf die Überprüfung der Vertrauenswürdigkeit stellen. Fällt letztere negativ aus, könne die Kammer den Mann von der Liste der Ärzte streichen. Dann dürfte er seinen Beruf nicht mehr ausüben.
Der Arzt, der ein Kind sexuell missbraucht und kinderpornografische Bilder besessen haben soll, hat laut Medienberichten Ferienlager für Kinder veranstaltet. Auf seiner Homepage warb der Mann für die Aufenthalte in Österreich, Deutschland und Italien mit einem Abenteuer-Programm für Buben im Alter von fünf bis zwölf Jahren. Auf der Website sind zahlreiche Fotos von spielenden Buben zu sehen, großteils im Badegewand am Strand. Die Trips dauerten demnach an die zweieinhalb Wochen, gefahren wurde in Kleingruppen von maximal neun Kindern. Für Mädchen gab es eine eigene Schiene mit Reitferien.
Die Ermittler müssen nun zahlreiche Fotos von Kindern und Daten sichern. "Wir stehen erst am Anfang", sagte der Leiter des oberösterreichischen Landeskriminalamts, Rudolf Keplinger, am Freitag. Über den 45-jährigen Arzt habe es immer wieder Gerüchte gegeben, dass etwas nicht stimme, so Keplinger. Doch die Polizei brauche klare Hinweise, diesmal habe es gereicht.
Derzeit wird dem 45-Jährigen neben der pornografischen Darstellung Minderjähriger ein sexueller Übergriff auf einen sieben- bis achtjährigen Buben vorgeworfen. Dabei handle es sich um einen Einzelvorfall, so der Mediensprecher der Staatsanwaltschaft Wels, Manfred Holzinger. Auch ein Tausch von pornografischen Fotos mit einer vorerst unbekannten Person im Ausland soll stattgefunden haben.

APA/Red.