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Missbrauchsopfer (15) sitzt seinem Peiniger gegenüber

Jahrelang ist er von seinem Fußballtrainer missbraucht worden. Jetzt zerrt er ihn vor Gericht. Der Kinderschänder bekommt viereinhalb Jahren Haft.

Heute Redaktion
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Der 15-jährige Emil nimmt den Täter bei der Urteilsverkündung direkt ins Visier.
Der 15-jährige Emil nimmt den Täter bei der Urteilsverkündung direkt ins Visier.
Matthias Lukaschewitsch / BILD

Auge in Auge mit dem eigenen Peiniger – eine Belastung, die viele Erwachsene nicht ertragen würden. Ein 15-Jähriger aus Deutschland hat sich dieser Herausforderung gestellt. Entschlossen nimmt Emil (Name geändert) gegenüber der Anklagebank Platz und blickt seinem Peiniger direkt in die Augen. "Ich möchte mich nicht mehr verstecken", sagt er dem Mann, der ihn über Jahre hinweg missbraucht hat, direkt ins Gesicht.

Die Vorwürfe gegen Marvin H., den Fußballtrainer von Emil beim Fußballverein SV Victoria Seelow, sind schwerwiegend: Der 25-jährige wird beschuldigt, Emil und einen weiteren Jungen zwischen 2019 und 2021 mehrfach missbraucht zu haben. Die beiden Kinder waren zum Tatzeitpunkt beide erst 12 und 13 Jahre alt.

"Ihr müsst keine Angst haben, auch wenn ihr euch schämt"

"Es ist schlimm, was passiert ist. Aber ich will, dass andere Kinder auch mutig sind, denen das im Verein passiert ist. Ihr müsst keine Angst haben, auch wenn ihr euch schämt", erklärt Emil, wieso er diese schwere Last auf sich nimmt. Beim Urteil möchte er seinem Peiniger in die Augen sehen.

Mit seinen 15 Jahren hat Emil bereits mehr Mut bewiesen, als viele andere. Im Alleingang geht der Jugendliche zur Polizei, zeigt seinen Fußballtrainer, der auch als Grundschullehrer tätig ist, an. Am Ende hat sich seine Stärke ausgezahlt: Marvin H. zeigt sich geständig. Er wird vor dem Landesgericht Frankfurt (Oder) zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt – für "schweren sexuellen Missbrauch in drei Fällen" und "einfachen sexuellen Missbrauch in fünf Fällen". 

Haftstrafe aber kein Berufsverbot für Täter

Ein Jahr weniger, als es die Staatsanwaltschaft gefordert hatte. Auch Emil hätte sich ein härteres Urteil gewünscht. Doch er ist erleichtert, "dass die Sache endlich vorbei ist. Und ich hoffentlich nie wieder ein Gericht von innen sehen muss." Laut Richter habe der 25-Jährige "das Vertrauen seiner Spieler als Trainer für seine sexuelle Befriedigung bewusst ausgenutzt".

Dass er im Prozess "ein Geständnis abgelegt hat", müsse man ihm zugutehalten. So blieb es den Kindern erspart, über ihre traumatisierenden Erlebnisse auszusagen. Ein Berufsverbot wollte das Gericht aber nicht aussprechen. Für Emil absolut nicht nachvollziehbar: "Ich kann nicht verstehen, dass er wieder mit Kindern arbeitet, wenn er aus dem Gefängnis kommt", so sein Opfer.

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