Gesundheit
Mit 34: Corona-Arzt nach Erkrankung auf Intensivstation
Eigentlich kümmert sich Cihan Çelik als Pneumologe um schwere Covid-Fälle im Klinikum Darmstadt. Doch dann wurde er selbst Intensivpatient.
Er ist gerade einmal 34 Jahre alt, kerngesund und landete dennoch auf der Intensivstation: Der deutsche Arzt Cihan Çelik kümmerte sich als Stationsleiter um schwere Coronavirus-Fälle des Klinikums Darmstadt, als er selbst an Covid-19 erkrankte. Seine Symptome seien dabei so heftig gewesen, dass er vier Tage auf der Intensivstation behandelt werden musste. Weitere vier Tage habe er auf der "normalen" Station verbracht, erzählte der Mediziner jetzt der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" ("FAZ").
Dabei zählt der Penumologe mit 34 Jahren nicht zur Hauptrisikogruppe, auch Vorerkrankungen hat er nicht. Doch ihm sei schon vor der eigenen Erkrankung bewusst gewesen: "Der Einzelne passt nicht immer in die Statistik."
Ungewöhnlicher Infektionsverlauf
Angefangen habe alles mit sehr starken Kopfschmerzen, von denen er wach wurde. "Was sehr untypisch ist, auch für Covid", so der Mediziner. Mit dem Wissen, zuvor eine Risikobegegnung auf der Station gehabt zu haben, hätte er noch stärker als sonst auf mögliche Symptome geachtet. Als Fieberschübe hinzukamen, ließ er sich testen. Das Ergebnis war positiv.
Drei Tage nach den ersten Symptomen habe sich sein Allgemeinzustand dann "massiv verschlechtert". Er habe eine hohe Körpertemperatur und Husten mit starkem Auswurf bekommen. Das Coronavirus habe dazu geführt, dass sich eine "bakterielle Superinfektion" auf seine Lunge gesetzt habe. Ein Lungenflügel sei deswegen "außer Gefecht gesetzt" worden.
Wie ernst es um ihn stand, habe Çelik erst Tage später im Gespräch mit Kollegen realisiert.
Vermutlich bei einem Patienten angesteckt
Ob er sich im Krankenhaus angesteckt habe oder im privaten Bereich, könne Çelik nicht hundertprozentig bestätigen. "Es gibt aber kein Cluster im privaten Umfeld, ich hatte auch kaum private Kontakte." Da er durch seine Arbeit aber regelmäßig Kontakt zu Covid-19-Patienten hatte, sei eine Ansteckung auf der Station naheliegend. Denn gerade wenn es schnell gehen müsse, könne es zu Situationen kommen, in denen der Hygienestandard und der Selbstschutz leiden.
"Beispielsweise hält eine beschlagene Brille einen davon ab, einen präzisen Hautschnitt durchzuführen, um Flüssigkeit aus der Umgebung der Lunge abzusaugen. Dann kann man diese Brille kurz nicht nutzen." Dass sich das übrige medizinische Personal nicht angesteckt habe, weise auf eine "punktuelle, unglückliche Situation" hin.
Derzeit, zwei Wochen nach dem Ausbruch der Krankheit, befinde er sich noch in häuslicher Quarantäne. Zwar fühle er sich noch geschwächt und kämpfe mit Kreislaufproblemen, aber es gehe bergauf.