Österreich

Mobbing: 14-Jährige stach in Pause zu

Heute Redaktion
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Im obersteirischen Kapfenberg ist ein 15-jähriger Schüler durch einen Bauchstich schwer verletzt worden. Eine 14-jährige Klassenkameradin war mit einem Jausenmesser, das sie im Ärmel versteckt hatte, zu einer Aussprache wegen einer Beleidigung gekommen und hatte zugestochen. Die Beleidigung im familiären Bereich soll über Facebook gefallen sein, hieß es von der Polizei. Das Mädchen wurde festgenommen.

Nachdem im obersteirischen Kapfenberg ein 15-jähriger Schüler von einer Mitschülerin durch einen Bauchstich schwer verletzt worden ist, sickerten immer mehr Details zum HIntergrund der Bluttat durch: Zuvor war das Mädchen monatelang gedemütigt und attackiert worden, zuletzt auch auf Facebook.

Der Vorfall passierte in der ersten Pause kurz nach 8.30 Uhr in der Dr. Theodor-Körner-Hauptschule in Kapfenberg-Schirmitzbühel. In der Klasse waren die 14- und der 15-jährige - beide sind österreichische Staatsbürger - in Streit geraten: "Sie schlug ihm die Kappe vom Kopf, worauf er sie von hinten fasste. Möglicherweise hatte der Bursche die Mitschülerin betatscht.

Dann nahm das Mädchen eine Art Jausenmesser mit zehn Zentimeter langer Klinge, das sie im Ärmel versteckt gehalten hatte, und "führte einen Stich von rechts nach links unten in den Bauch", schilderte Polizeiermittler Karl Köck nach den Einvernahmen den Tathergang. Der Bursche wurde ins LKH Bruck/Mur gebracht und dort operiert. Lebensgefahr bestand nicht.

Motiv: Beleidigungen auch über FB

Dem Schritt vom Opfer zur Täterin ging ein langer Leidensweg voraus. Das Mädchen, das eine ausgezeichnete Musikerin ist, gilt als blitzgescheit - und gerit ins Visier von Neidern. Auf ihrer Homepage sind wüset Beschimpfungen gegen das Mädchen zu finden. Sie soll sich mehrmals an Erwachsene gewandt haben - doch niemand half.

Angeblich soll sie am Dienstag eine Aussprache mit dem Burschen verlangt haben, nachdem es zu verbalen Attacken gegen sie gekommen war. Die Schülerin sei zwar kein unbeschriebenes Blatt, wegen Gewaltdelikten sei sie bisher aber nicht aufgefallen, so der Ermittler.

Schülerin festgenommen

Nach den Einvernahmen durch die Kriminalpolizei - das Mädchen gab Notwehr an - wurde die Festnahme ausgesprochen, wie die Staatsanwaltschaft Leoben mitteilte. Ob über die 14-Jährige die U-Haft verhängt wird, muss innerhalb von 48 Stunden nach Einlieferung in die Justizanstalt Leoben vom Gericht entschieden werden.

Psychologische Betreuung

Den Schülern, die Zeugen der Gewalttat wurden, wurde noch am Dienstag psychologische Betreuung zuteil, wie der Abteilungsleiter für Schulpsychologie-Bildungsberatung im Landesschulrat Steiermark, Josef Zollneritsch. Am Dienstag sei ohnehin die Schulpsychologin anwesend gewesen, zusammen mit einem weiteren Kollegen habe sie sich um die Jugendlichen gekümmert. Die Betreuung soll am Mittwoch fortgesetzt werden. Die Schule selbst gelte seiner Einschätzung nach als nicht problematisch: "Allerdings kommt es zu solchen Ereignisse oft dort, wo man sie nicht erwartet."

Wie der Sprecher von Landesschulratsvizepräsident Wolfgang Erlitz, Michael Samec, sagte, sei der Vorfall sehr bedauerlich - derartige Gewaltakte stünden aber Gott sei Dank nicht auf der Tagesordnung an den Schulen. In den vergangenen Jahren seien Mobbing und Gewaltprävention große Themen gewesen. Bildungslandesrat Michael Schickhofer (S) sagte, ihn bewege "der Fall bewegt natürlich ganz massiv". Er denke nach, wie man die Konfliktkultur in steirischen Schulen weiter verbessern könne.

Nächte Seite: Bluttaten an österreichischen Schulen
Bei der bisher folgenschwersten Tat, die sich an einer Schule in Österreich zutrug, erschoss im Jahr 1997 ein 15-Jähriger in Zöbern im niederösterreichischen Bezirk Neunkirchen eine Lehrerin und verletzte eine weitere schwer. Der Jugendliche wurde zu acht Jahren Haft verurteilt.
Am 5. Mai 1997 will sich der an sich als "netter Bub" beschriebene Bursch mit vorgehaltenem Revolver "ein Mädchen nehmen". Als die Lehrerin beruhigend eingreift, drückt er ab. Dann schießt er auf eine weitere Pädagogin. Die großkalibrige Waffe stammt aus dem Besitz des Vaters.
Am 15. September 2005 endet eine Rauferei in der Polytechnischen Schule Währing in Wien tödlich. Ein 14-Jähriger wird von einem Mitschüler mit zwei Messerstichen dermaßen verletzt, dass er später im Krankenhaus stirbt. Sein 15-jähriger Klassenkamerad sticht ihn in Bauch und Herzgegend. Ein Schöffensenat verhängt über den Burschen wegen Mordes sieben Jahre Haft.
Am 6. Oktober 1993 schießt in Niederösterreich, in Hausleiten (Bezirk Korneuburg), ein Schüler den Direktor an, von dem er beim Rauchen erwischt worden war. Der 13-Jährige lauert den Direktor mit einem abgesägten Kleinkalibergewehr am Schuleingang auf, verletzt ihn durch einen Schuss in die Schläfe schwer und tötet sich selbst, indem er sich in einer Garage erschießt.

Vergleichsweise glimpflich gingen andere Bluttaten aus:


Im Juli 1994 verletzt eine 15-Jährige in einer Hauptschule in Wien-Meidling einen 14-Jährigen. Motiv waren ein familiärer Streit und Eifersucht.
Im Juni 1998 greift ein Berufsschüler im Internat im obersteirischen Murau im Streit mit einem Mitschüler zum Klappmesser und verletzt seinen Kontrahenten leicht. Das Opfer soll den Täter zuvor provoziert haben.
Im Oktober 2003 setzt ein 13-Jähriger an einer Linzer Hauptschule zwei Mitschülerinnen ein Fixiermesser an den Hals und bedroht auch einen Buben. Der als Problemschüler bekannte Bursch wird von einer Lehrerin entwaffnet.
Für Schlagzeilen sorgt im April 2001 ein Mordkomplott, das drei 15-Jährige am Polytechnischen Lehrgang Neunkirchen planen, aber durch einen anonymen Anruf bei der Polizei auffliegt. Die Burschen geben weitgehend zu, dass sie die Absicht hatten, den Direktor und drei Lehrkräfte zu erschießen. Sie befinden sich einige Tage in U-Haft. Das Strafverfahren wird nach rund drei Monaten eingestellt, nachdem Gutachter feststellen, dass die Burschen nicht reif genug sind, das Unrecht einzusehen.
Am 15. April 2004 sticht ein 13-Jähriger in der Hauptschule Wies in der Weststeiermark eine gleichaltrige Mitschülerin nieder und verletzt sie schwer. Eigentliches Ziel des psychisch kranken Buben ist eine - nicht anwesende - Lehrerin. Der 13-Jährige wird in die Landesnervenklinik eingeliefert.

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