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"Monster Hunter Rise" im Test: Gigantische Jagd

Groß, größer, gigantisch: Auch auf der kleinen Switch ist ein "Monster Hunter" gewaltig. Was "Monster Hunter Rise" sonst noch kann, zeigen wir hier.

Rene Findenig
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    Neulinge müssen sich vor "Monster Hunter" nun nicht mehr fürchten, denn gleich zu Beginn fällt auf, dass das neue "Rise" im doppelten Sinn nicht überfordert.
    Neulinge müssen sich vor "Monster Hunter" nun nicht mehr fürchten, denn gleich zu Beginn fällt auf, dass das neue "Rise" im doppelten Sinn nicht überfordert.
    Nintendo

    Manche Dinge ändern sich nie, etwa, dass man eine dreistellige Spielstunden-Anzahl in ein "Monster Hunter"-Game versenken kann, ohne alles gesehen zu haben. Oder aber, dass die Serie neben sehr viel Spielspaß auch ein hohes Maß an "Grind", also sich ständig wiederholende Vorgänge zum Item- und Level-Gewinn, serviert. Andere Dinge ändern sich schon, nämlich, dass die Serie zugänglicher für Anfänger wird, viele Verbesserungen bietet und ganz neue Mechaniken einführt.

    So geschehen beim neuen "Monster Hunter Rise" von Capcom für die Nintendo Switch. Neulinge müssen sich nun nicht mehr fürchten, denn gleich zu Beginn fällt auf, dass das Game im doppelten Sinn nicht überfordert. Einerseits ist der Schwierigkeitsgrad gerade zu Beginn recht niedrig angesetzt, andererseits wird der Spieler beim Ausrüstung, Waffen, Effekten, Fähigkeiten, Monster und Mechaniken nach und nach eingeschult statt ins kalte Wasser geworfen.

    Typische Story, klassisches Prinzip

    In Sachen Handlung gibt es bei "Monster Hunter Rise" indes keinerlei Überraschungen, es ist die typische Serien-Story. Bürger des Dorfes Kamura wollen ein gewaltiges Monster aus alten Legenden entdeckt haben. Wird es gesichtet, soll sich eine Katastrophe ihren Weg bahnen. Nun muss der Spieler in die Haut eines Monsterjägers schlüpfen, seine Kampffähigkeiten und seine Ausrüstung verstärken und die Bewohner des Dorfes vor allerlei kleinen und großen Kreaturen beschützen.

    Ebenso klassisch bleibt es trotz Neuerungen beim grundlegenden Gameplay. Der Spieler erstellt sich eine Jäger-Figur und sucht sich ein Reittier und einen Palico-Begleiter aus. Dann geht es daran, zuerst kleine Monster zu jagen, bis man stark genug ist, sich den größten Giganten der Spielwelt zu stellen. Monster können dabei gefangen oder mit über einem Dutzend verschiedenen Waffen erlegt werden. Verschiedenste Teile der Monster können dann zu Waffen und Ausrüstung verarbeitet werden. Im Spielverlauf trifft man dazu verschiedenste Begleiter, die bei Jagden einspringen und die Story vorantreiben.

    Massig Material und Platz für Experimente

    Beim Leveling- und Upgrade-System zeigt auch "Monster Hunter Rise" die Zähne. Wieder gibt es gefühlt Hunderte Items und Edelsteine, die die Spielfigur entweder dauerhaft oder befristet verstärken, die Waffen mit Sondereffekten und mehr Durchschlagskraft ausstatten und Rüstungen robuster machen. Lösen lässt sich das meist so: Man fokussiert sich auf eine Waffen- und Spielklasse und investiert in diesen alle möglichen Verbesserungen, wobei man die anderen Materialien außen vor lässt. Schade: Wieder sind schnelle und langsame Waffen, aber keine neuen Waffen-Klassen vertreten.

    Experimentierfreudige können allerdings immer neue Builds ausprobieren, brauchen dazu aber tonnenweise Materialien, die man teils stundenlang zusammentragen muss. Gerade zu Beginn verfällt man dieser Sucht aber allzu leicht, denn an jeder Ecke warten Missionen und Aufgaben, die sowieso die Jagd nach zahlreichen Monstern nötig machen, wobei man quasi nebenher auch gleich die gesuchten Materialien einstreift. Und einen besonderen Bonus gibt es obendrauf, denn die knackigen Kämpfe bekamen in "Rise" einige interessante Neuigkeiten spendiert.

    Neues Training und Live-Schwierigkeitsgrad

    Dreh- und Angelpunkt des Kampfes sind die Seilkäfer, von denen man zwei zur Seite gestellt bekommt. Sie spannen auf Wunsch Seile quer durch die Landschaft, die entweder als Stolperfallen oder Fangnetze für Monster oder aber auch für eine absolut flüssige Fortbewegung teils durch die Luft auf der riesigen Karte verwendet werden können. Anfangs zögert man noch etwas bei der neuen Mechanik, ist sie aber erst verinnerlicht, flitzte man nie flüssiger durch Dschungel, Schluchten und Ruinen. Klasse: Monster lassen sich im Kampf kurz "an die Leine nehmen", um andere Kreaturen anzugreifen.

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    Anfänger können die Kampf-Mechaniken jetzt auch auf einem neuen Trainingsgelände eingehend erlernen. Dort lässt sich ein Dummy mit allem möglichen Werten konfigurieren, um an ihm alle Waffen und Angriffsmöglichkeiten bis ins Detail auszuprobieren. "Monster Hunter Rise" trennt – das ist ebenfalls neu – Single- und Multiplayer-Modus deutlicher. Die im Dorf annehmbaren Aufgaben werden durch Questgeber getrennt als Einzel- und Mehrspieler-Quests angeboten. Klasse: Der Schwierigkeitsgrad passt sich dynamisch an die Zahl der Mitspieler an, auch live mitten in Kämpfen wenn jemand rausfliegt. Im Multiplayer kann man jeweils zu viert auf Jagd gehen, entweder mit einer eigenen Lobby oder aber auch nur für einzelne Quests.

    Anfänger prügeln Monster nun leichter

    Weitere Neuerungen gibt es ebenfalls durch die Seilkäfer, denn sie laden und aktivieren pro Waffe jeweils zwei spezielle Angriffe, die von einer Abwehr des kompletten Schadens bis hin zu Flächenattacken reichen. Da sie kurzzeitig die Käfer verschwinden lässt, muss diese Technik vorsichtig eingesetzt werden, kann aber einen Kampf auf der Kippe entscheiden. Ebenfalls top: Monster nehmen nun auch bei gegenseitigen Zusammenstößen oder bei Kollisionen mit der Umgebung Schaden, was ebenso einem taktischeren Kampf zugute kommen kann.

    Kurz: Die Kämpfe sind weiter sehr herausfordernd, gerade Anfänger können sich aber vorsichtiger herantasten und müssen nicht gleich die direkte Konfrontation mit den Kreaturen suchen. Doch der Kampf ist in "Monster Hunter Rise" nicht alles: Da überall Items, Tiere und Insekten herumschwirren, die unsere Statuswerte oft dauerhaft erhöhen, können Anfänger einfach ein paar Stunden auf Sammeltour gehen, um sich für besonders gefürchtete Begegnungen im Vorfeld kräftig aufzuleveln. Nett: Hinter fast jedem Gebüsch versteckt sich auch ein weiteres Geheimnis. Experten können indes direkt den Kampf mit kräftigeren Monstern suchen oder ihre nun Waffen nun in drei Kategorien kräftig umbauen, bis sie zum Spielstil passen.

    Neuer Missionstyp und gelungene Technik

    Eine Besonderheit des Spiels sind auch die Randale-Missionen, in denen das eigene Dorf mit Hilfe von Mitspielern vor zahlreichen Monstern gleichzeitig verteidigt werden muss. Dabei lassen sich dann auch Sprengfallen und Geschütze verteilen, die verschiedene Monster-Typen im Schach halten und von den Spielern bedient werden. Sind alle Wellen und Bosse besiegt, wartet ein letzter Apex-Angreifer mit starker Unterstützung, der das halbe Dorf einäschert, aber von dessen Bewohnern bekämpft werden kann. Hat sich der Staub gelegt, muss man übriggebliebene Kreaturen klassisch besiegen.

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    Was allerdings im Kampf etwas negativ auffällt: Geht es nach mehreren Spielstunden gegen immer gewaltigere Monster, wirkt das Spiel nicht immer fair. Immer öfter ist bemerkbar, dass man trotz platziertem Hieb und gezieltem Schuss das Monster verfehlt, während umgekehrt die Kreatur unser Gesundheitsleiste dezimiert, ohne dass ihre Attacke und optisch überhaupt hätte treffen können. Das dies genau bei den größten und damit härtesten Kämpfen passiert, ist ein kleiner Frustfaktor, der auffällt. Positiv dafür: Bereits im April gibt es ein Update mit neuen Monster, Waffen und anderen Inhalten.

    Technisch absolut einwandfrei

    Kommen wir zum Schluss: Technisch überrascht "Monster Hunter Rise" auf der Switch gewaltig. Schon die normale Spielgrafik ist sehenswert mit schönen Details (mit Ausnahme der verwaschenen Umgebungen) und wunderbar flüssigen Animationen, die Videosequenzen toppen das dann mit knackscharfen Szenen und beeindruckend in Szene gesetzten Monstern. Auch an der schlau agierenden KI der Monster gibt es nichts zu meckern und die Soundkulisse passt ebenso perfekt zum Game, vom entspannten Item-Sammeln bis zum brachialen Kampf gegen die Apex-Kreaturen.

    "Monster Hunter Rise" zickt zwar mit kleinen Frustmomenten in Bosskämpfen herum und bietet bei der Handlung keinerlei Neuerung, begeistert aber abseits davon mit einem rundum fantastischen Erlebnis. Dabei schafft es "Monster Hunter Rise", das typische Serien-Gameplay zwar beizubehalten, es aber in extrem vielen Belangen vor allem beim Kämpfen zu verbessern und auch noch Neulinge besser ins Boot zu holen. Dass das auch noch so technisch stark auf der Nintendo Switch funktioniert, ist beeindruckend und macht "Monster Hunter Rise" bereits jetzt zu einem der Spiele des Jahres.